Kolumbien: Iván Duque und die Talfahrt des Peso
Teuer ist der US-Dollar für die Kolumbianer geworden. Derzeit kostet der US-Dollar 3.750 kolumbianische Peso. Zum Amtsantritt von Präsident Iván Duque 2018 waren es noch 2.899 Peso. Die kolumbianische Landeswährung hat merklich an Wert verloren – allein im laufenden Jahr zwischenzeitlich um 14 Prozent. Das hat Gründe.
Die Abwertung der kolumbianischen Nationalwährung Peso Colombiano ist in Bogotá ein wiederkehrendes Thema. Im laufenden Jahr gehört der Peso gemeinsam mit dem argentinischen Peso und dem peruanischen Sol zu den Währungen mit dem größten Wertverlust weltweit gegenüber dem US-Dollar. 14,2 Prozent weniger Wert im Vergleich zum US-Dollar waren es im September. Im August drohte die Peso-Talfahrt die historische Marke von 4.000 Peso colombiano pro US-Dollar zu reißen.
Davon ist die schwindsüchtige Währung derzeit wieder ein Stück weit entfernt, denn der Kurs pendelt um die Marke von 3.750 Peso pro US-Dollar, aber die negative Tendenz sorgt bei Ökonomen in Bogotá seit langem für Stirnrunzeln. Verantwortlich machen die Experten zum einen die US-Finanzpolitik, die zum Erstarken des US-Dollars auch gegenüber dem Euro beigetragen hat. Schon die Aussicht auf Leitzins-Erhöhungen und die Abkehr von der lockeren Geldpolitik der letzten Jahre hat dafür gesorgt, dass der US-Dollar an Wert gewonnen hat.
Duque hat Reformen versäumt
Im Umkehrschluss hat der kolumbianische Peso, wie auch andere Währungen, verloren. Dafür machen Analysten in Bogotá auch die Politik der Regierung von Iván Duque verantwortlich. Der gilt als Lame duck, als lahme Ente, weil er im nächsten Jahr den Präsidentenpalast im Zentrum von Bogotá räumen muss und Reformen nicht auf den Weg gebracht hat.
Dazu gehört die nach massiven Protesten im April und Mai zurückgezogene Steuerreform, die mehr wirtschaftliche Stabilität bringen sollte, für die jedoch vor allem die arme Bevölkerungsmehrheit zahlen sollte, so monierten Kritiker der Regierung. Zur Recht, wie der Finanzexperte Salomón Kalmanovitz gegenüber der BBC zugab. Der attestiert der Regierung Duque eine sehr konservative Finanzpolitik.
Fehlende Investitionen und Abhängigkeit von Importen
Die funktioniert aber immer schlechter, denn die Investitionen gehen – auch pandemiebedingt – zurück. Hinzu kommt, dass Kolumbien aufgrund der monatelangen Proteste auch an Vertrauen bei den Investoren eingebüßt hat. Zudem klaffte zwischen Importen und Exporten in den letzten Monaten ein beachtliches Loch. Importen von fünf Milliarden US-Dollar pro Monat standen Exporte von 3.200 im August gegenüber. Das sorgte für negative Zahlen, die mit den niedrigen Öl- und Kohlepreisen einhergingen, die sich derzeit jedoch merklich erholen.
Die Statistiken weisen aber auch daraufhin, dass die Abhängigkeit von Importen in Kolumbien weiter gestiegen ist, was die Bevölkerung zu spüren bekommt. So kennen die Brotpreise nur eine Richtung, denn Mehl wird, genauso wie viele andere Grundnahrungsmittel, importiert. Ein Widerspruch angesichts von ausreichend Anbauflächen. Vertreter von Kleinbauern-Organisationen machen dafür niedrige Agrarpreise und die schlechte Infrastruktur im Land verantwortlich. Sie drängen Jahren seit Jahren auf Reformen und Investitionen in die Infrastruktur.
Regierung setzt auf Großprojekte
Doch daran hat die Regierung von Iván Duque wenig Interesse. Stattdessen setzt sie lieber auf Großprojekte. Die werden derzeit bei der siebten Ausgabe des Colombia Investment Summit (CIS) zwischen dem 20. und 26. Oktober vorgestellt. Daran nehmen rund 1.000 Teilnehmer und über 300 internationale Unternehmen teil. Auf der CIS werden auch die Maßnahmen für eine rasche wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie und die Rolle ausländischer Investitionen bei der Ankurbelung der Wirtschaft vorgestellt. Präsident Iván Duque zählt zu den Hauptrednern und hofft auf Investitionen, um den Peso Colombiano zu stabilisieren.