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Argentinien |

Königin Cristina zwischen Trauer und Triumph

Es war der größte Triumph ihrer politischen Karriere, doch weder die argentinische Präsidentin noch ihre Siegesrede wirkten dementsprechend. Cristina Fernández de Kirchner redete an diesem Vorfrühlingssonntag nicht auf dem Balkon des rosafarbenen Präsidentenpalastes zum Volk, das sich zu Tausenden auf der historischen Plaza de Mayo versammelt hatte, sondern in schwarzer Bluse vor dem engsten Kreis ihrer Anhänger in einem Hotel in Buenos Aires.

"Komischer Tag"

„Das ist ein komischer Tag für mich, viele Gefühle, die sich vermischen, ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich glücklich bin, aber auch,wenn ich sagte, dass ich traurig bin.“ Ihre Stimme war belegt,die tiefschwarz geschminkten Augen wurden mehr als einmal wässrig, etwa als sie ihre Kinder in die Arme schloss oder von „ihm“ sprach, ihrem vor einem Jahr verstorbenen Mann und Ex-Präsidenten, Nestor Kirchner, dessen Schatten über der Szenerie zu schweben schien. „Nestor ist nicht tot, er ist hier“, jubelten die Sprechchöre.

Sein Projekt fortführen

Sein Projekt wolle sie fortführen, gab sich die Präsidentin bescheiden. Dabei hat sie längst eigene Akzente gesetzt. Wirkte Nestor Kirchner immer etwas linkisch und schlampig, stand Cristina überall im Mittelpunkt. "La reina", die Königin, lautet der Titel einer Biografie über die schlanke, 58-Jährige. Viel Wert auf ihr Äußeres legt die brünette Juristin, die sich nur perfekt gestylt ablichten lässt und daher gerne mit Evita verglichen wird, der jung verstorbenen Gattin des argentinischen Ex-Präsidenten Juan Peron, und die kraft Heirat von einer mittellosen Schauspielerin zur mächtigsten Frau Argentiniens aufstieg. Wie Evita liebt es Cristina bei Edeldesignern einzukaufen und für Frauenmagazine zu posieren, die mit Wonne ihr angeblich mit Botox aufgespritztes Gesicht und die künstlichen Haarverlängerungen präsentieren. Das hat sich auch durch den Tod ihres Mannes vor einem Jahr nicht geändert. Zwar trägt sie seither schwarz, so wie es das Protokoll vorschreibt, doch die gewagten Designs und die eleganten Accesoires sind der Presse immer wieder Kommentare wert.

Reichste Kandidatin

Cristina Kirchner ist aber nicht nur die attraktivste, sondern auch die reichste Kandidatin. Zu Geld kam sie zusammen mit ihrem Mann durch nicht immer ganz astreine Immobiliengeschäfte in der Provinz – ähnlich wie die Clintons in den USA. Cristina galt vielen schon immer als treibende Kraft, als Geheimwaffe ihres verstorbenen Mannes und Amtsvorgängers. Insidern zufolge wurde keine wichtige Entscheidung ohne sie getroffen, zudem sorgte sie als Senatorin im Kongress für geschlossene Reihen. Sie sei die Pragmatikerin, er der Ideologe, charakterisieren Unternehmer das Paar .

Gemeinsame peronistische Jugend

Die beiden waren seit den 70er Jahren ein Duo. Sie waren Kommilitonen an der Rechtsfakultät von La Plata bei Buenos Aires. Dem schüchternen Studenten gefiel die dunkelhaarige, brillante und temperamentvolle Kommilitonin auf Anhieb. Der großgewachsene Kirchner brauchte ein ganzes Semester, bevor er sie ansprach. Doch dann ging es schnell. Nach sechs Monaten heirateten beide – trotz der Bedenken ihres konservativen Vaters. Sie bezeichnete ihn als den "intelligentesten Mann, den ich kenne". Außerdem teilten beide ein brenzliges politisches Engagement: sie waren in der linken peronistischen Jugend aktiv, die damals von der Militärdiktatur (1976-1983) verboten wurde. Als ihnen die Schergen zu nahe rückten, flohen sie zusammen ins kalte Patagonien, der Heimat Kirchners.

Dort machten sie ein Anwaltsbüro auf und starteten ihre politische Karriere. Stets funktionierten sie im Doppelpack. Sie joggten beide morgens auf dem Laufband, lasen die gleichen Bücher, gingen abends gemeinsam essen. Einig waren sie sich nicht immer. "Wenn wir streiten gewinnt der mit den besseren Argumenten", sagte Cristina. So habe ihr Mann den Sohn einer Familientradition folgend auch Nestor nennen wollen. Das habe sie altmodisch gefunden. Der Spross heisst Máximo, übersetzt der Grösste.

Perfekt inszenierte Volkstrauer

Als Kirchner voriges Jahr plötzlich einem Herzinfarkt erlag, fühlte sich nicht nur Cristina, sondern die ganze Nation verwaist. Doch perfekt inszenierte die Witwe die Volkstrauer, machte sich anschliessend hinter verschlossenen Türen daran, ihr Kabinett umzubilden – und bewies nun durch ihre eindrucksvolle Wiederwahl ihr politisches Kaliber. Dem Machtinstinkt, dem Witwenbonus und den ebenso großzügig wie populistisch gestalteten Sozialprogrammen hatte die zerstrittene, bürgerliche Opposition nicht viel entgegenzusetzen. Nun wird „la presidenta“ Argentinien weitere vier Jahre ihren Stempel aufdrücken.

Autorin: Sandra Weiss

 

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