Kinder ohne Kindheit
Monatelange Vorarbeit und 37 Razzien in der Millionenmetropole Guatemala Stadt hat es die guatemaltekische Polizei gekostet, 22 Jugendliche aus den Händen eines Kinderarbeitsrings zu befreien. Die jungen Menschen wurden mit der Aussicht auf eine vernünftige Arbeit und gute Bezahlung in die Großstadt gelockt. Erwartet hat sie dann etwas ganz anderes: Sie mussten bis zu 18 Stunden am Tag arbeiten, lebten in menschenunwürdigen Bedingungen und wurden teilweise sexuell misshandelt.
Das, was die Jungen und Mädchen erlebt haben, ist kein Einzelfall. In Guatemala gelten 45 Prozent der Bevölkerung als arm, ein Großteil der Betroffenen stammt aus indigenen Gemeinden in ländlichen Gebieten. Viele Eltern nehmen in ihrer Not die Kinder aus der Schule, damit sie etwas zum Familieneinkommen beitragen können. Fehlende Arbeit auf dem Land und die schiere Verzweiflung der Familien machen es Menschenhändlern leicht, die Kinder in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse zu locken.
Aufwachsen mit Krieg, Gewalt und Armut
Laut einer Studie der Organisation "Save the Children" wird trotz Kindrerechtskonvention und zunehmender öffentlicher Aufmerksamkeit immer noch 700 Millionen Kindern weltweit ihre Kindheit geraubt. Die Gründe dafür sind häufig Krieg und Konflikte: Eines von 80 Kindern weltweit wird vertrieben. Aber auch ausufernde Gewalt und Armut sorgen in vielen Ländern dafür, dass Kindern das Recht auf Gesundheit, Bildung und Schutz versagt bleibt - und sie nichts anderes kennen als Entbehrung.
Das betrifft auch zahlreiche Länder in Lateinamerika. Die große soziale Ungleichheit macht es vielen Kindern des Kontinents unmöglich, ihre Kindheit als eine Zeit des Spielens, Lernens und der persönlichen Entwicklung zu erleben. Ein gravierendes Problem für lateinamerikanische Kinder ist außerdem die Gewalt - sowohl in der häuslichen Umgebung als auch in der Gesellschaft. Laut "Save the Children" ist Kolumbien eines der Länder, in denen Kinder am meisten unter bewaffneten Konflikten zu leiden haben. Als anderes Beispiel nennt die Organisation El Salvador: Dort haben allein im Jahr 2015 rund 45.000 Kinder die Schule abgebrochen, weil der Schulweg schlicht zu gefährlich.
Autorin: Anna-Maria Jeske
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt auf dem ganzen Kontinent Projekte für Kinder. Zum Beispiel: Radioschulen in Guatemala - für Kinder in abgelegenen Bergdörfern, die sonst kaum eine Chance auf Unterricht hätten. Hier erfahren Sie mehr.