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Kuba |

Katholische Kirche bietet Studiengänge für Unternehmer

Workshops und ein Diplom sollen auf dem Weg in die Selbstständigkeit helfen: Die katholische Kirche in Kuba will in Kooperation mit einer mexikanischen Universität interessierten Studenten das Einmaleins des Unternehmertums nahe bringen. "Wir bieten Basis-Kenntnisse an, die notwendig sind und ohne die es nicht geht", erklärt Jorge Mandilego, der im Erzbistum Havanna für die Wirtschaftsabteilung "Kuba Emprende" zuständig ist. Ein Vorhaben, dass in dem kommunistischen Staat nicht ohne Hindernisse ablaufen dürfte.

Auf dem Stundenplan stehen Buchhaltung, Verwaltung und Steuern, aber auch die Vorbereitung auf Enttäuschungen, die viele Unternehmer zu Beginn der Karriere erleben. Daher versuchen die Dozenten gemeinsam mit den Studenten Marketing-Strategien zu entwickeln, um den angehenden Selbstständigen Frust zu ersparen: Verkaufen, Verhandeln und Verwalten muss in einer bislang auf Planwirtschaft setzenden Staatsform erst erlernt werden. Am Ende der Ausbildung steht ein Business-Plan, den jeder Absolvent mit Hilfe der erlernten Techniken erstellen muss. Gelingt ihm das, erhält er ein Diplom.

Eingeladen sind alle an der Selbstständigkeit interessierten Kubaner. Religionszugehörigkeit spielt keine Rolle, Nichtkatholiken sind willkommen, ebenso wie Selbstständige mit ersten Erfahrungen. Wichtig, so versichern die Kursanbieter in Havanna, sind allein das Interesse und das Ziel der Teilnehmer, ein eigenes Projekt voranbringen zu wollen.

Kubas neue Selbstständige

Vor drei Jahren reagierte die kommunistische Regierung von Präsident Raul Castro auf die katastrophale wirtschaftliche Situation im Land und erlaubte in 178 Berufen die Ausübung selbstständiger Beschäftigung. Wenig später weitete die Regierung in Havanna die Regelung auch auf die Schaffung "neuer Arbeitsformen" aus. Von einer Revolution der Wirtschaftsform wollte Castro allerdings nichts wissen. Stattdessen spricht der 82 Jahre alte Präsident von einer "Aktualisierung des sozialistischen Gesellschaftsmodells".

Nach offiziellen Angaben wurde allein 200.000 Kubanern Land übergeben, auf dem sie nun eigenmächtig Landwirtschaft betreiben sollen. Auch Taxifahrer, Cafebetreiber und Werkstätten wurden sanft in die Privatwirtschaft entlassen. Die Zielsetzung ist gewaltig: Kubas neue Selbstständige sollen in den kommenden Jahren 40 Prozent des Bruttosozialproduktes beisteuern, so sieht es zumindest die staatliche Zielvorgabe vor.

Studiengang einzigartig in Kuba

In Kuba gibt es bislang keine Studiengänge, die angehende Unternehmer auf die Tücken der Privatwirtschaft vorbereiten. Das Bildungssystem in Kuba ist staatlich organisiert. Die katholische Kirche versuchte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder eine Erlaubnis für den Aufbau eines kirchlichen Bildungssystems zu erhalten. Bislang lehnte der Staat diese Anläufe ab.

Die Kooperation mit einer mexikanischen Universität ermöglicht nun eine Ausnahme. Dennoch bewegt sich die Kirche auf dünnem Eis. In der aktuellen Ausgabe des kircheneigenen Magazins "Palabra Nueva" stellt das Erzbistum von Havanna vor diesem Hintergrund klar, dass die Kurse keinerlei Konkurrenz zu staatlichen Initiativen darstellen und dass es keinesfalls geplant sei, die Studiengänge in irgendeiner Form zu ersetzen.

Das kirchliche Diplom erscheint dennoch als Beleg für eine Besserung des jahrzehntelang angespannten Verhältnisses zwischen der katholischen Kirche und der kommunistischen Regierung Kubas. Bereits vor wenigen Jahren hatte der Vorsitzende der Kubanischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, in direkten Gesprächen mit Präsident Castro die Freilassung nahezu aller politischen Häftlinge des "Schwarzen Frühlings" erreicht. Damals waren 2003 zahlreiche Regimekritiker festgenommen und zu langen Haftstrafen verurteilt worden.

Autor: Tobias Käufer/KNA

Englischkurs im Centro Bartolomé, einem von Domenikanern gegründeten Weiterbildungszentrum in Kuba. Foto: Martin Steffen/Adveniat.

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