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Chile |

Kampf um die Osterinsel

Die Staatsmacht reagiert mit aller Härte: Um das Gelände des Luxushotels "Hangaroa Eco Village & Spa" von den ungebetenen Gästen zu befreien, schickte die chilenische Polizei gleich vier Dutzend Sicherheitskräfte. Im Kern geht es in dem Konflikt um eine ganz alte Frage: Wem gehört das Land? Den Rapa Nui oder ausländischen Investoren?

Die Räumung der Hotelanlage Mitte Februar bildete den vorläufigen Höhepunkt einer sich seit Monaten zuspitzenden Auseinandersetzung zwischen den polynesischen Ureinwohnern der politisch zu Chile gehörenden Osterinsel und einer Gruppe von deutschstämmigen Investoren, die versucht das Terrain für den Luxus-Tourismus zu erschließen. Die Touristen kommen vor allem wegen der geheimnisvollen Vergangenheit und der Moais-Kultur.

Eindrucksvolle Zeugnisse einer untergegangenen polynesischen Kultur sind die teils mehrere Meter hohen Tuffsteinfiguren, die zum Uneso-Weltkulturerbe zählen. Die Osterinsel ist einer der isoliertesten Orte der Welt. Bis südamerikanischen Festland sind es 3.700 Kilometer, bis zum polynesischen Tahiti rund 4.200 Kilometer.

Wem gehört das Land?

Im Kern geht es in dem Konflikt um eine ganz alte Frage: Wem gehört das Land? Den Rapa Nui, wie die dort lebenden Ureinwohner heißen, den Festlandchilenen oder ausländischen Investoren? Die Frage gewinnt zunehmend an Bedeutung, denn seit Jahren erlebt das Eiland im Pazifik einen touristischen Boom.

In den 1980er Jahren war die Insel noch fest in der Hand der Indigenen, die mehr als zwei Drittel der Bevölkerung ausmachten. Heute ist ihr Bevölkerungsanteil unter 50 Prozent gefallen. Längst gibt es zahlreiche, sehenswerte Hotels, die immer mehr Touristen auf das entlegene Stückchen Erde locken. Die Osterinsel ist mittlerweile gut an das lateinamerikanische Flugnetz angeschlossen, täglich landen Ferienflieger aus dem peruanischen Lima oder aus der chilenischen Hauptstadt Chile.

Erbitterter Streit um Luxushotel

Die überwiegende Mehrheit der ausländischen Hotelbesitzer hat sich mit den Ureinwohnern arrangiert und bezahlt für die Nutzung der Grundstücke eine Pacht. Um das neue Luxushotel "Hangaroa Eco Village & Spa" ist aber ein erbitterter Streit entbrannt. Denn die Anlage steht nach Lesart der Rapa Nui auf einem Stück Land, das einem alteingesessenen Familien-Clan gehört.

Die Situation ist verfahren, beide Seiten verweisen auf Dokumente, die sie als rechtmäßige Besitzer des Grundstücks ausweisen. Nach Medienberichten hat die Investorengruppe angeboten, das Hotel an eine Art Stiftung oder Gesellschaft unter Kontrolle der Rapa Nui zu übertragen. Im Gegenzug dafür sollte das Hotelmanagement ein Nutzungsrecht und eine Gewinnbeteiligung erhalten. Diesen Vorschlag lehnte die Mehrheit der Rapa Nui ab und rief stattdessen zu weiteren Protesten auf.

Die Rapa Nui schalteten die Interamerikanische Menschenrechtskommission ein und fordern eine unabhängige Untersuchung. Doch dabei bleibt es nicht: Längst wollen die Ureinwohner die Rückgabe der von Chilenen oder Ausländern erworbenen Grundstücke erreichen und berufen sich dabei auf Jahrhunderte alte Besitzrechte. Verschiedene Gesetze aus der Vergangenheit, die je nach Lesart eine der beiden Seiten bevorteilt, erschweren die juristische Wahrheitsfindung.

"Ureinwohner wurden kriminalisiert"

Die Zahl von symbolischen Besetzungen von öffentlichen Einrichtungen wie die des Flughafens nehmen zu. Die Polizei ließ die besetzten Gebäude teilweise mit brutaler Gewalt räumen. Wie es weitergeht, ist unklar. Rechtsanwältin Consuelo Labra sieht die Problematik vor allem im Verhalten des chilenischen Staates. "Man kann dies mit dem Verhalten des Staates gegenüber seinen eigenen Ureinwohnern vergleichen. Sie haben sie kriminalisiert und als gewöhnliche Kriminelle behandelt ohne die wahre Dimension des Konfliktes zu verstehen", sagte die Menschenrechtsexpertin der BBC.

Jüngst verurteilte ein Gericht die Räumung des Hotelgeländes durch die Polizei als den falschen Weg. Die Justiz solle erst einmal die Frage abschließend klären, wem gehört das Land auf dem das Luxushotel steht tatsächlich – den Rapa Nui oder dem Unternehmen.

Autor: Tobias Käufer

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