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Isoliert lebendes Volk nimmt Kontakt auf

Eine gesunde und aktive indigene Gemeinde mit Körben voll frisch geerntetem Maniok und Papaya. Foto: Gleison Miranda/FUNAI/Survival International
Eine gesunde und aktive indigene Gemeinde mit Körben voll frisch geerntetem Maniok und Papaya. Foto: Gleison Miranda/FUNAI/Survival International

Wie die brasilianische Indigenenbehörde FUNAI mitteilt, hat Ende Juni ein isoliert im Amazonasgebiet lebendes indigenes Volk mit Angehörigen des Volkes der Ashaninka sowie mit FUNAI-Vertretern Kontakt aufgenommen.

Von der Begegnung, die im Bundesstaat Acre, unweit der Grenze zu Peru stattfand, wurden keine Fotos veröffentlicht. Anführer der Ashaninka, die das Gebiet mit diesem und anderen isoliert lebenden Völkern teilen, hätten sich an die Regierung und Nichtregierungsorganisationen gewandt. In der Annahme, es handele sich um eine "Invasion" des eigenen Landes, hätten die Indigenen um Hilfe gebeten.

Übersetzer schlagen Brücke zu den Indigenen

Aktuell befinden sich FUNAI-Vertreter vor Ort, um unter Vermittlung von Übersetzern Informationen zu sammeln. Sie sollen eine bessere Kenntnis der indigenen Gruppe ermöglichen. Um wie viele Angehörige es sich handelt, ist unbekannt. Grundsätzlich verfolgt die FUNAI gegenüber isoliert lebenden indigenen Völkern eine Politik des Nicht-Kontaktes. Unter Respektierung des Selbstbestimmungsrechtes soll der Lebensraum der Indigenen geschützt werden. Suchen diese den Kontakt, ist das Vorgehen der FUNAI geregelt. Von großer Bedeutung ist hierbei der Schutz der Gesundheit der Indigenen, die durch Krankheiten dezimiert werden könnten, mit denen sie zuvor nicht konfrontiert waren.

Der Nichtregierungsorganisation Survival International, die sich für die Rechte indigener Völker in aller Welt einsetzt, zufolge hatte die Kontaktaufnahme der Indigenen einen konkreten Grund: Sie leiden unter dem Vordringen illegaler Holzfäller sowie des Drogenhandels in ihr Gebiet. Die erste Begegnung mit den Ashaninka beispielsweise verlief allerdings wenig freundlich, kam es doch zu Plünderungen und der Entwendung von Töpfen und Messern.

Brasilien und Peru legen Eindringlingen nicht das Handwerk

Survival-Direktor Stephen Corry verweist darauf, dass sowohl Peru als auch Brasilien sich dazu verpflichtet hätten, gegen den illegalen Holzeinschlag und den Drogenhandel vorzugehen. Durch diesen würden die isoliert lebenden Indigenen in immer neue Gegenden vertrieben. Ihnen drohe nun das gleiche Schicksal wie den indigenen Völkern auf dem amerikanischen Kontinent in den vergangenen 500 Jahren.

Der brasilianischen Zeitschrift "Carta Capital" zufolge hatte sich die Situation zwischen den unkontaktierten Indigenen Ashaninka so zugespitzt, dass die Regierung des Bundesstaates Acre Militär und Polizei in das Grenzgebiet schickte. Unter dem Namen "Operação Simpatia" sei es um die Klärung des Hintergrundes der Bedrohungen der isoliert lebenden Indigenen gegen die Ashaninka gegangen, so die Regierung von Acre in einer Erklärung.

Kritik an planlosem Vorgehen der FUNAI

Gil Rodrigues vom Indigenenmissionsrat CIMI erklärte, das Vorgehen von FUNAI bereite ihm Sorge. In diesem Fall - aber auch schon mehrfach in der Vergangenheit - habe es keinen echten Plan gegeben, der das Handeln leite. Das Hauptaugenmerk müsse auf dem Lebensraum der Indigenen liegen. Dieser sichere ihr Überleben. Obwohl man FUNAI immer wieder Hinweise auf das Geschehen gegeben habe, sei wenig passiert. Die Situation stelle sich aufgrund der Grenzlage besonders schwierig dar.

Die Zahl der im brasilianischen Amazonasgebiet isoliert lebenden indigenen Gruppen wird auf 77 geschätzt. Im Bundesstaat Acre verteilen sich rund 600 Indigene auf vier verschiedene isoliert lebende Gruppen. Die Haltung, keinen Kontakt zu anderen indigenen Völkern und zu nicht-indigenen Brasilianern aufzunehmen, könnte die Folge negativer Erfahrungen aus vorigen Begegnungen sein. Hinzu kommen das Eindringen Fremder in den Regenwald sowie dessen Zerstörung. Bei den isoliert lebenden Indigenen in Acre dürfte es sich um Nachfahren von in der Zeit des Kautschuk-Booms Versklavten handeln. Einige der Gruppen zählen nur wenige Individuen, so dass das Aussterben droht. Um eine besondere Form der Bedrohung für die isoliert lebenden Indigenen handelt es sich bei Großprojekten wie Wasserkraftwerken oder Fernstraßen, welche Teil des sogenannten Wachstumsbeschleunigungsprogramms der brasilianischen Regierung sind. Lärm und Verschmutzung infolge der Bauarbeiten führen dazu, dass Indigene ihren Lebensraum verlassen.

Autorin: Marcela Belchior, deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel
Quelle: Adital

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