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Honduras |

Internationale Menschenrechtsbeobachter entführt

„Der Terror, den wir ein paar Stunden durchlebten, ist für dieses Volk tragischer Alltag“, erklärte die französische Menschenrechtsbeobachterin Orlane Vidal nach ihrer Entführung in Nueva Esperanza. Viele werden, so wie die Richterin Mireya Efigenia Mendoza Peña Ende Juli, erschossen.

Amnesty International: Drei Morde in nur zwei Wochen

Drei Morde an Personen, die sich den Menschenrechten verschrieben haben in nur zwei Wochen. Die Richterin Mireya Efigenia Mendoza Peña wurde am vergangenen 24. Juli in El Progreso (Department Yoro) getötet. Mendoza, die in der Vereinigung der Richter für die Demokratie (AJD) aktiv war, war tagsüber in ihrem Auto unterwegs, als sie von Bewaffneten auf Motorrädern überrascht wurde. Sie gaben, so Amnesty International, um die 20 Schüsse auf die Richterin ab.

Nur wenige Tage zuvor, am 21. Juli, war der 24-jährige Alexis Ramírez Chamorro, ein Verteidiger der Menschenrechte von Homosexuellen und Transsexuellen, an der Uferzone des Flusses López Bonito de La Ceiba (Department Atlántida) tot aufgefunden worden. Der auch als „África Noxema Howell“ bekannte Menschenrechtler hatte sich für die Entwicklung der afrohonduranischen Gemeinden eingesetzt und in der HIV- und Aids-Prävention gearbeitet. Bereits am 15. Juli war Tomás García von der Organisation Copinh bei einer Protestaktion von Einwohnern gegen das Wasserkraftwerk am Rio Blanco von Sicherheitskräften erschossen worden. Sein Sohn wurde schwer verletzt.

Internationale Menschenrechtsbeobachter entführt

Mehr internationales Aufsehen dürfte jedoch die jüngste Entführung zweier internationaler Menschenrechtsbeobachter in der Gemeinde „Nueva Esperanza“ (Department Atlántida) hervorrufen, die sich am vergangenen 25. Juli zwei Stunden in der Gewalt von bewaffneten Entführern befanden. Die Französin Orlane Vidal und der Schweizer Daniel Langmeier waren als internationale Menschenrechtsbeobachter des Begleitprojektes Proah, das von der US-amerikanischen Organisation "Friendship Office of the Americas" geleitet wird, nach Nueva Esperanza gereist.

Dort ist nach Angaben des Portals LinyM die Firma Minerales Victoria aktiv, die eine Bergbaukonzession für 1.000 Hektar Land besitzt auf dem sich 16 ländlichen Gemeinden befinden. Diese leben vor allem von der Viehzucht, fürchten um ihre Existenzgrundlage durch und wollen den Bergbau verhindern. Minerales Victoria befindet sich im Besitz von Lenir Pérez, Schwiegersohn des Großgrundbesitzers Miguel Facussé.

„Hindernis für den Bergbau“

Zehn mit Schusswaffen bewaffnete Sicherheitskräfte des Unternehmers von Pérez sowie mehrere mit Macheten bewaffnete Angestellte der Firma hätten in den Morgenstunden das Haus umstellt, in dem die am Abend zuvor angereisten Menschenrechtler übernachtet hatten, berichtet Vidal im Interview mit LinyM.

Vidal und Langmeier sollten verschwinden, sie würden nur ein Hindernis für den Bergbau darstellen, hätten die Bewaffneten gedroht. Sie verließen schließlich mit den Menschenrechtlern das Haus und hielten diese zwei Stunden in ihrer Gewalt, bis sie auf Betreiben von Menschenrechtsorganisationen frei kamen, so Vidal weiter. Die Organisation Proah berichtet auch von Angriffen und Drohungen gegen Dorfbewohner.

Ohne Nummernschilder und mit getönten Scheiben

Fast nicht mehr der Rede wert erscheint da die Bemerkung, dass am vergangenen 26. Juli Magdalena Morales, Generalsekretärin des Gewerkschaftsdachverbandes (CNTC)in der Region Progreso wegen des Vorwurfs der Landbesetzung festgenommen wurde. Sie ist inzwischen unter Auflagen wieder frei.

Morales denunzierte jedoch eine kontinuierliche Verfolgung ihrer Person wie anderer Bauernvertreter und Gewerkschafter, etwa die Verfolgung durch Fahrzeuge ohne Nummernschilder und mit getönten Scheiben und die ständige Beobachtung der Büros von Organisationen. Gleichzeitig würden transnationale Unternehmen, die im Zuckerrohranbau investieren und dafür unberechtigterweise Land nutzen, dass Eigentum des Nationalen Agrarinstituts (INA) sei, von Polizei und Armee geschützt, so Morales.

„Für die Leute hier endet der Terror nicht“

“Es ist dringend notwendig, diejenigen zu schützen, die für Gleichheit, Gerechtigkeit und gegen die Straffreiheit in Honduras arbeiten. Um dies zu erreichen ist muss das Justizsystem unbedingt bezüglich Transparenz und des Respekts vor Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten gestärkt werden“, fordert Amnesty International angesichts der Ereignisse der letzten Wochen in einer Erklärung.

Die Menschenrechtsverteidigerin Vidal sagte nach ihrer Entführung: „Für uns waren es zwei Stunden des Terrors, aber für die Menschen hier hört das nie auf, es ist ihr Alltag. In diesem Sinne müssen wir das, was geschehen ist, nutzen, um national und international zu denunzieren, was in dieser Region geschieht. Ich bin sehr wütend und das wird uns Kraft geben, unsere Arbeit fortzusetzen.“ Proah hat auf Bitte der Bergbaugegner in Nueva Esperanza begonnen, die lokale Bevölkerung zu unterstützen.

Autorin: Bettina Hoyer

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