Indigener Tourismus braucht bessere Vermarktung
Indigene touristische Unternehmen sollen die Kultur der Ureinwohner Lateinamerikas fördern und für eine nachhaltige Entwicklung sorgen. In der Praxis allerdings stoßen sie auf zahlreiche Hindernisse. Dies gilt besonders für die Vermarktung touristischer Dienstleistungen.
„Wir haben noch keine Strategie entworfen, um uns von anderen Reisezielen zu unterscheiden“, erklärte Antonio Medina vom Indigenen Tourismusnetz für Mexiko (RITA) gegenüber der Nachrichtenagentur IPS. Die 2002 gegründete Organisation vereinigt 160 indigene Unternehmen. Ihr gehören 5.000 Mitglieder an und sie vertritt die Interessen von 20.000 Menschen aus 15 der 32 mexikanischen Bundesstaaten. Von den 108 Millionen Einwohnern Mexikos sind fast 12 Millionen Indigene.
Drei Tage lang veranstaltet RITA Anfang November die zweite Messe für indigenen Tourismus in Puebla, rund 120 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt gelegen. Themen sind Entwicklung unter der Wahrung indigener Identität, der Verkauf touristischer Reiseziele und der Zugang zu Finanzierung.
Die Tourismusbranche braucht Fachkräfte
Álex Villca vertritt ein bolivianisches Netzwerk für indigenen Tourismus, das auch auf der Messe vertreten ist. Er betont, dass der Erfolg von der Ausbildung von Fachkräften abhängt. Bolivien zählt zwar 89 auf Gemeinschaftsbasis betriebene Tourismus-Initiativen, doch lediglich 5 % von ihnen können sich bislang finanziell selbst tragen.
Schätzungen zufolge gibt es in Mexiko auf indigenem Gebiet rund 1,2 Millionen Klein- und Kleinstunternehmen, die durchschnittlich 25 Mitarbeiter beschäftigen. Die Aktivitäten reichen dabei vom ökotourismus bis zum Abbau von Mineralien. Wie groß der Beitrag dieser Unternehmen zur mexikanischen Volkswirtschaft ist, darüber liegen keine Zahlen vor.
Das Netzwerk RITA hat in diesem Jahr Unterstützung vom “Programm für alternativen Tourismus in indigenen Gebieten” erhalten. Grundlage für den ökotourismus in Mexiko ist die sogenannte Norm 133 des Tourismus-Ministeriums aus dem Jahr 2006. Sie gibt die Anforderungen für einen nachhaltigen Tourismus vor. Inwischen wurden rund 60 touristische Projekte zertifiziert. Die indigenen Unternehmer fordern allerdings Veränderungen der Norm, da diese die Spezifika vor Ort außer Acht lasse. So müsse zum Beispiel ein respektvoller Umgang mit indigenen Zeremonienstätten gewährleistet sein.
Tourismus in seinen verschiedenen Formen
Die mexikanische Beraterin Olivia Bringas betont, dass indigene Unternehmen nicht in Wettbewerb mit herkömmlichen Reiseveranstaltern treten dürfen. Es handele sich um zwei Formen von Tourismus, die sich an unterschiedliche Marktsegmente richteten. In Zeiten der Globalisierung sei der beste Weg, sich von anderen zu unterscheiden, die Rückbesinnung auf die eigene Kultur und die kollektive Identität. Um den kontinentalen Erfahrungsaustausch zu fördern, wird im März 2011 im argentinischen San Martín de los Andes das erste Treffen für indigenen Tourismus in Amerika stattfinden.
Quelle: adital