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Peru |

Indigene sollen zu Erdölbohrung befragt werden

Das im August in Peru erlassene Gesetz über das Recht auf vorherige Konsultation der indigenen Völker steht vor seiner ersten Bewährungsprobe: Die Regierung will die lokalen Ureinwohner zur geplanten neuen Etappe der Förderarbeiten am ölfeld 1AB im Amazonasgebiet befragen. Indigenen-Führer aus der Region sind allerdings skeptisch. Die ölindustrie ist bereits seit Jahrzehnten im Departement Loreto aktiv, und die dort lebenden Menschen leiden unter den negativen Auswirkungen.

Auf die Hauswand des Büros der Regionalen Organisation der Indigenen Völker des Ostens (Orpio) in der Kleinstadt Iquitos ist ein Jaguar aufgemalt. Sein Maul ist weit aufgerissen, und wie ein Schrei ist ein Satz daneben geschrieben: "Du kannst weder meine Flüsse noch meine Freude kaufen". Im Hintergrund ist Wald aufgemalt, daneben erstrahlt die Sonne, durch die Bäume schimmert ein Fluss, und Frauen, Männer und Kinder sind zu sehen. Der Satz steht sinnbildlich für den bereits seit vielen Jahren andauernden Protest der Indigenen gegen die Umweltsünden der ölfirmen. Iquitos ist die Hauptstadt des Departements Loreto, in dem bereits seit 40 Jahren nach öl gebohrt wird.

Ende August fuhr eine Abordnung von Indigenen in die peruanische Hauptstadt Lima, um mit Abgeordneten des Parlaments sowie der Regierung über die ölpläne zu sprechen. Neben David Chino, Vizepräsident der Föderation der Quechua-Indigenen am Pastaza-Fluss, nahmen drei weitere Indigenen-Führer teil, die die Menschen an den Flüssen Corrientes, Tigre und Marañón vertreten. Und sie waren erfolgreich: Am 27. August wurde ihnen zugesichert, dass die Indigenen in Loreto befragt werden sollen, bevor ein Vertrag mit einem neuen Partner für das ölfeld 1AB unterzeichnet wird. Bisher ist das Feld in Händen der Firma ´Pluspetrol Norte´, die ihren Hauptsitz in Argentinien hat, aber weltweit operiert. Die Befragung wäre die erste im Rahmen des neuen Gesetzes der vorhergehenden Konsultation, dem die bereits 1989 verabschiedete Konvention 169 über die Rechte indigener Völker der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zugrunde liegt.

Noch viele Fragen offen

Doch noch ist unklar, wie die Befragungen überhaupt ablaufen sollen. "Welche der Indigenen-Gemeinden sollen befragt werden? Und zu welchen Bedingungen? Das müssen die Indigenen schnellstmöglich erfahren, um wieder Vertrauen in die Politik zu erlangen", sagte die Parlamentarierin Verónika Mendoza gegenüber IPS. Die Abgeordnete war Mitglied einer Arbeitsgruppe, die für den Kongress einen Bericht zum Thema ausgearbeitet und diesen im Juli vorgelegt hat. "Wir freuen uns über die angekündigte Konsultation", sagte der Anführer der Achuar-Indigenen Andrés Santi, der gleichzeitig Präsident der Föderation der Ureinwohnergemeinden von Corrientes ist. "Aber wie will die Regierung jetzt in so kurzer Zeit etwas erreichen, was sie in den vergangenen 40 Jahren vollkommen ignoriert hat? Das soll sie uns erst mal erklären."

Am schlimmsten ist die Umweltverschmutzung auf den ölfeldern 1AB und 8. Dem Kongressbericht zufolge ist die Verschmutzung teilweise so stark, dass eine natürliche Sanierung durch Bioremediation, bei der Organismen eingesetzt werden, um ökosysteme zu entgiften, nicht mehr möglich ist.

Indigene Umweltbeobachter zählen Leckagen

Die Indigenen haben eigene Leute dafür abgestellt, Umweltschäden zu beobachten und festzuhalten. Im Juli stellten sie im ölfeld 1AB 25 Fälle solcher Umweltbelastungen fest. Davon fielen 17 auf das Tigre-Becken, zwei auf die Ufergelände des Flusses Corrientes und sechs auf das Pastaza-Becken. Im ölfeld 8 im Corrientes-Flussbecken wurden neun Fälle von Verseuchung gezählt. In allen Fällen sei eine natürliche Sanierung nicht mehr möglich.

Aktuelle staatliche Angaben über Umweltverschmutzungen gibt es nicht. Nach Angaben des Ingenieurs Jorge Villar, der für die Aufsichtsbehörde für Energie und Bergbau arbeitet, wurden in Peru zwischen 1863 und 1993 rund 6.000 Projekte zur Produktion fossiler Brennstoffe durchgeführt. 300 davon sollen gefährlich gewesen sein, die zudem alle im Amazonasgebiet lagen. Die indigenen Umweltbeobachter haben von 2007 bis 2011 112 Leckagen gezählt. 82 davon fielen auf das ölfeld 1AB, der Rest auf das Feld 8. Als Ursache der Leckagen gelten dem Kongressbericht entsprechend in der Regel alte poröse ölleitungen. Vertreter des Unternehmens Pluspetrol Norte hingegen beklagen Vandalismus und absichtlich zerstörte Leitungen.

Autor: Milagros Salazar, Deutsche Bearbeitung: Johanna Treblin, Quelle: IPS

Hirtenfamilie am Titicacasee. Foto: Pohl/Adveniat

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