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Indigene Schüler nach wie vor im Hintertreffen

Der kleine Ort Peña Blanca im Norden Guatemalas, in dem Angehörige des Maya-Volkes der Kekchí leben, ist so entlegen, dass er nach einer zweistündigen Autofahrt aus der Stadt Cobán nur per einstündigem Fußmarsch über staubige Wege erreicht werden kann. Guatemalas Bildungssystem hatte Peña Blanca früher einfach vergessen.

Noch 1994 gab es keine Schule, und 60 Prozent der Bevölkerung waren Analphabeten. Da die Einwohner nicht länger vergeblich darauf warten wollten, dass der Staat aktiv wird, nahmen sie das Ganze einfach selbst in die Hand. Zwar hatte anfangs niemand eine abgeschlossene Schuldbildung, doch wurden einige Freiwillige bestimmt, die des Lesens und Schreibens mächtig waren.

Zweisprachiger Unterricht

Die Bewohner schufen den Verein „Xool Ixim“ – „Herz des Mais“ in der Maya-Sprache - , der die Schule betreiben sollte. Jede Familie zahlte monatlich umgerechnet 3 US-Dollar, um für Schulmaterial und ein symbolisches Gehalt der Lehrer aufzukommen. Die Väter und Mütter der Schüler arbeiteten einen Unterrichtsplan aus, der Schulfächer wie die Geschichte der Gemeinschaft, die Werte der Kekchí und den Maya-Kalender enthielt. Der Unterricht wurde auf Kekchí erteilt, Spanisch war die zweite Sprache. Thema waren vor allem auch die 36 Jahre des bewaffneten Konflikts in Guatemala, der Hunderte indigener Dörfer zerstörte. Da die Schule von Peña Blanca vom guatemaltekischen Bildungsministerium nicht offiziell anerkannt worden war, konnten die Kinder allerdings nach Abschluss der Grundschule ihren Heimatort nicht verlassen, um andernorts eine weiterführende Schule zu besuchen. Doch auch dies entmutigte „Xool Ixim“ nicht: Die Kinder wurden auf die nächst gelegene Schule in Salahuí geschickt, um sich durch eine Prüfung formal für eine weiterführende Schule zu qualifizieren. Alle Kinder aus Peña Blanca waren erfolgreich.

Anerkennung der Identität

Ein ehemaliger Schüler studierte später mit einem Stipendium Internationale Beziehungen in den USA. Die Lehrer aus Peña Blanca legten ebenfalls ein Diplom ab und konnten danach Pädagogik studieren. Nach einem jahrelangen Ringen zahlt Guatemalas Bildungsministerium inzwischen ein Monatsgehalt von 75 Dollar und erkannte die Schule offiziell an. Zwar mussten die Lehrer einem landesweiten Lehrplan zustimmen, doch wurde weiter auf Kekchí unterrichtet. Das bilinguale Erfolgsmodell von „Xool Ixim“ haben vier Orte übernommen. Es belegt die große Bedeutung der zweisprachigen Bildung respektive der grundsätzlichen Wertschätzung der Maya-Sprache durch den Staat für die indigenen Gemeinschaften. Obwohl 40,5 Prozent der Bevölkerung Guatemalas Indigene sind, gibt es im ganzen Land nur 7.000 bilinguale Lehrer, die über 900.000 Maya-Kinder unterrichten. Über 50.000 weitere Lehrer wären erforderlich.

Riesiger Nachholbedarf

In anderen Ländern Mittelamerikas ist die Lage ähnlich wie in Guatemala. Nicaragua sichert den Miskito, die etwa 6% der Bevölkerung ausmachen, eine bilinguale Bildung zu – eine Maßnahme der Sandinisten aus den ´80er Jahren. Allerdings beklagen Miskito-Lehrer mangelnde Unterstützung durch die Regierung, sowohl was die Fortbildung betrifft als auch die materielle Ausstattung der Schulen. In El Salvador leben fünf kleinere indigene Gemeinschaften. Sie machen 1 Prozent der Bevölkerung aus. Der Analphabetismus beträgt hier 99 Prozent, was auch am vollkommenen Fehlen bilingualer Bildungsprogramme liegt.

Quelle: adital, Autorin: Louisa Reynolds, deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel

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