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Ecuador |

Im Griff des Brokkoli

Indigene Frauen bei der Feldarbeit in Ecuador. Foto: Achim Pohl/Adveniat.
Indigene Frauen bei der Feldarbeit in Ecuador. Foto: Achim Pohl/Adveniat.

Ecuador liegt beim Export von Brokkoli weltweit an sechster Stelle. Der Anbau in Monokulturen hat zahlreiche ökologische und soziale Folgen für die Beschäftigten und die Anwohner.

Nur fünf Länder auf der Welt exportieren mehr Brokkoli als Ecuador. 2009 gingen 33,6 Prozent der Ausfuhren in die USA, nach Deutschland 16,2 Prozent. Von 2005 bis 2013 nahmen die Brokkoli-Exporte jährlich um 13 Prozent zu. Im Jahr 2012 brachten 70.000 Tonnen des Gemüses Einnahmen von 69 Millionen Dollar. Ecuador hat ein Wettbewerbsproblem: Mexiko und Guatemala produzieren, auf den Hektar Anbaufläche bezogen, günstiger. Das Problem: Da der US-Dollar in Ecuador die Währung ist, kann währungspolitisch nicht eingegriffen werden.

Aldi verkauft ecuadorianischen Brokkoli

Der ecuadorianische Brokkoli wird an große Supermarktketten verkauft: in den USA zum Beispiel an Walmart, in Deutschland an Aldi. Einige Länder wie Japan und Israel schreiben Qualitätsnormen vor, etwa das Einfrieren der Ware betreffend. In Ecuador schafft der Brokkoli-Handel 5.000 Arbeitsplätze direkt und 15.000 indirekt. Doch der Preis, den das Land unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten zahlt, ist hoch. Ganz überwiegend wird der Brokkoli von den Unternehmen in Monokulturen angebaut - mit allen Konsequenzen, die von anderen Anbauprodukten bekannt sind. Zudem beherrschen nur drei Produzent den ecuadorianischen Markt.

Unternehmenssitze in Steuerparadiesen

68 Prozent des Anbaus konzentrieren sich auf die Provinz Cotopaxi, südlich der Hauptstadt Quito und des Äquators. Farmen, auf denen zuvor Viehzucht betrieben worden war, verwandelten sich in Brokkoli-Plantagen. Die zwei beherrschenden Agrarunternehmen gliedern sich in mehrere Einheiten, was ihnen steuerliche und arbeitsrechtliche Vorteile verschafft. Der einheimische Unternehmenssitz befindet sich in Quito doch die Dachunternehmen logieren in Panama und auf den Niederländischen Antillen, also in zwei Steuerparadiesen.

Der Brokkoli-Anbau verschärft die historisch gewachsene Landkonzentration noch weiter, der Produktionsprozess befindet sich unter strenger Kontrolle. Seit den 1990er Jahren förderte der Staat in Ecuador nicht-traditionelle landwirtschaftliche Exportgüter. Indigene und Campesinos mussten in Bergregionen auf Land mit geringer Produktivität anbauen, das sich zunehmend zu reinen Subsistenz-Minifundien entwickelte. Doch nicht nur die Landwirtschaft war betroffen, sondern auch die soziale Organisation und die kulturellen Werte der Indigenen gerieten in Mitleidenschaft.

Kleinproduzenten zum Exklusivverkauf genötigt

Es gibt jedes Jahr drei Brokkoli-Ernten. 10 bis 20 Prozent der Produktion erbringen Landwirte, die über eine Anbaufläche von mindestens 20 Hektar verfügen müssen. Pro Hektar müssen sie zudem in der Lage sein, sich mit 1.400 Dollar zu verschulden. Die Brokkoli-Kleinproduzenten erhalten die Pflanzen, Dünger und Pestizide unter der Voraussetzung, ihre Ernte ausschließlich an das Unternehmen zu verkaufen. Sie verzichten somit auf ihre Autonomie und hängen vollständig vom Weltmarkt ab.

Ein weiteres gravierendes Problem stellt der sehr hohe Wasserverbrauch dar, den die Brokkoli-Herstellung erfordert. So stehen in einem Fall einem Unternehmen 185 Liter pro Sekunde zur Verfügung, während sich die benachbarte Gemeinde mit vier Litern pro Sekunde begnügen muss.

Auf der anderen Seite schadet zu viel Wasser - die Unternehmen schützen ihren Brokkoli mit Antihagel-Kanonen und beschießen die Wolken, damit sich deren Inhalt nicht auf den Anbau ergießt. Dies hat zwei Folgen: Wassermangel für die Gemeinden und die Bewohner sind dem unerträglichen Lärm der Kanonen ausgesetzt.

Die Menschen, die in der Nähe der Plantagen leben, leiden außerdem unter der starken Belastung des Wassers durch Agrochemikalien. Anfangs wurde sogar das hochgiftige Glysophat des umstrittenen US-Konzerns Monsanto verwendet dieses ist in den USA und in Europa verboten.

Überwiegend Frauen in Brokkoli-Produktion und –verarbeitung tätig

Die Arbeit im Schichtbetrieb in den Fabriken für die Brokkoli-Verarbeitung ist hart und lang. Offiziell gibt es einen Acht-Stunden-Tag. Doch Beschäftigte berichten von 60- oder gar 80-Stunden-Wochen. Überstunden werden häufig nicht vollständig bezahlt. Zum Beispiel werde Druck ausgeübt: Wer nicht auch am Samstag arbeite, bekomme für 50 Prozent der mehr geleisteten Stunden keinen Lohn.

Die lange Arbeit im Stehen ist sehr anstrengend, die Maschinen lärmen, und es herrscht Kälte. Stress erzeugt außerdem die Beachtung der strengen Qualitätsanforderungen. In der Broccoli-Produktion stellen Frauen 60 Prozent der Beschäftigten, in der Verarbeitung sind es sogar 70 Prozent. Viele von ihnen tragen dazu noch Verantwortung für ihre Familie. Kinderbetreuung ist für die Unternehmen ein Fremdwort.

Autoren: François Houtart und María Rosa Yumbla

Deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel

Quelle: Adital

Hier finden Sie die spanische Version

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