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Kolumbien |

„Ich fordere einen Flug der Frauen nach Havanna“

Angela Robledo sitzt in Kolumbien als Abgeordnete für die Partido Verde (Grüne Partei) im Repräsentantenhaus. Blickpunkt Lateinamerika sprach in Bogota mit der Politikerin über den Blickwinkel der Frauen bei den Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla-Organisation Farc.

Können Sie aus Ihrer Sicht die geplanten Phasen des Friedensprozess beschreiben?

Angela Robledo: "Man kann den derzeit laufenden Friedensprozess in drei Phasen unterteilen: In der ersten Phase fanden Gespräche unter absoluter Vertraulichkeit und Geheimhaltung statt. In der zweiten Phase wird über die Agenda gesprochen, die insgesamt fünf Punkte umfasst, die einen dauerhaften und nachhaltigen Frieden ermöglichen sollen. Es soll sich dann eine dritte Phase anschließen, die Post-Konfliktphase genannt wird und sich somit um eine Konsolidierungsphase handelt."

Halten Sie den Friedenswillen der Farc für realistisch und ehrlich?

Angela Robledo: "Ich bin der Überzeugung, dass es einen tatsächlichen Willen der Farc zum Frieden gibt. Denn man darf nicht vergessen, dass der Führer der Rebellengruppe, Alfonso Cano, während der Phase der Annäherung zwischen den beiden Seiten bei einem Bombardement der Armee getötet wurde. Dass es trotzdem zu den Friedensgesprächen gekommen ist, deutet darauf hin. Ich sehe derzeit von Seiten der Farc eher die Bereitschaft zu einem Frieden, als von Seiten der Regierung."

Worauf begründet sich Ihre Einschätzung?

Angela Robledo: "Die jüngste Entführung der beiden Polizisten durch die Farc verurteile ich auf das Schärfste, aber sie haben die beiden Geiseln wieder freigelassen. Der einseitig verkündete Waffenstillstand seitens der Farc für zwei Monate bedeutete deutlich weniger Tote und deutlich weniger Attacken auf die Infrastruktur des Landes.

Wenn man sich die Bilder der Verhandlungen aus Havanna ansieht, fällt auf: Weder in den Reihen der Regierung noch der Farc tauchen an wirklich entscheidender Stelle Frauen auf, obwohl sie die Hauptleidtragen des Konfliktes sind. Die wichtigen Positionen werden ausschließlich von Männern ausgefüllt. Warum?

Weil wir in einer patriarchisch geprägten Gesellschaft leben. In Kolumbien sind Frauen nur wenig in entscheidenden politischen Funktionen zu finden. Aber es hat sich etwas geändert. Viele indigenen Frauen, viele afro-kolumbianischen Frauen sind heute als führende Kräfte in der Verteidigung von Menschenrechten engagiert. Leider gibt es von dieser Perspektive in Havanna viel zu wenig."

Und wie wollen Sie das ändern?

Angela Robledo: "Ich habe für den 8. März einen symbolischen Flug der 300 Frauen nach Havanna gefordert. Wir wollen dort unsere Vorschläge an die Delegationen übergeben, damit diese ebenfalls am Verhandlungstisch zur Sprache kommen. Frauen sind die Hauptopfer der Gewalt: Sie sind Witwen, Waisen und Vertriebene. Sie sind Opfer der sexuellen Gewalt. Ich habe deshalb dem Verteidigungsminister einen Brief geschrieben, dass er diesen einen Flug des Friedens möglich macht, wo die Regierung doch jeden Tag Flüge für den Krieg organisiert."

Das Interview in Bogotá, Kolumbien, führte Tobias Käufer.

Website: http://www.angelarobledo.com

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