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Historischer Handschlag nach Doppelmord

Zum ersten Mal seit vielen Monaten treffen Henrique Capriles und Nicolás Maduro wieder aufeinander. Eine Tragödie machte es möglich. Foto: César González und Congreso de la República de Perú.
Zum ersten Mal seit vielen Monaten treffen Henrique Capriles und Nicolás Maduro wieder aufeinander. Eine Tragödie machte es möglich. Foto: César González und Congreso de la República de Perú.

Vielleicht kann der grausame Doppelmord an der populären venezolanischen Schauspielerin und Schönheitskönigin Monica Spear und ihrem Ehemann am Ende gar noch etwas Gutes bewirken: Am Mittwoch, den 8. Januar, trafen sich der sozialistische Staatspräsident Venezuelas Nicolas Maduro und die Gouverneure der Bundesstaaten im Präsidentenpalast Miraflores in Caracas. Darunter war auch Oppositionsführer Henrique Capriles, der als Gouverneur des Bundesstaates Miranda nach Caracas reiste.

Es war das erste direkte Aufeinandertreffen der politischen Kontrahenten Maduro und Capriles seit vielen Monaten, und es endete mit einem kurzen, aber politisch bedeutsamen Handschlag. Bislang sind die beiden politischen Lager tief gespalten und lehnten jede direkte Kommunikation miteinander ab. Capriles´ Teilnahme und der Handschlag waren nicht zuletzt auch eine Art politischer Anerkennung des umstrittenen Wahlsieges von Maduro, den Capriles bis zuletzt anzweifelte. Maduro revanchierte sich, indem er sich ausdrücklich bei allen anwesenden Gouverneuren für ihre Teilnahme bedankte.

Höchste Mordrate Südamerikas

Möglich gemacht hatte dieses Treffen freilich erst eine Tragödie, die das ganze Land seit Tagen bewegt: Die in den USA lebende 29-jährige Spear war ungeheuer populär in Venezuela, weil sie in den beliebten Telenovelas mitspielte, die allabendlich die Menschen vor den Fernseher locken, um sich von den Sorgen des Alltags zu entfernen. Am Montag wurden Spear und ihr Ehemann von Unbekannten niedergeschossen; sie starben am Ort des Überfalls nahe der venezolanischen Stadt Valencia. Spears Vater berichtete, er habe seiner Tochter mit Blick auf die Sicherheit von einem Urlaub in Venezuela abgeraten. Doch seine Tochter habe ihre Heimat so sehr geliebt, dass sie sich doch zu einem Aufenthalt entschloss.

Nur die fünfjährige Tochter Maya überlebte die Schießerei; ihr musste eine Kugel aus dem Bein entfernt werden. Auch die venezolanischen Bischöfe reagierten auf den Doppelmord. Die ausufernde Gewalt bleibe "ein fundamentales Problem Venezuelas", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Diego Rafael Padron Sanchez der Zeitung "El Universal". Das Land weise inzwischen die höchste Mordrate Südamerikas auf, so der Erzbischof von Cumana zum Auftakt der Bischofsvollversammlung.

Forderung nach mehr Sicherheit

Die Nichtregierungsorganisation OVV hatte in ihrem jüngsten Jahresbericht 24.500 Morde und damit einen weiteren Anstieg der Mordrate verzeichnet. Die Regierung in Caracas widersprach dieser Darstellung; ihre eigene Statistik wies eine Reduzierung um 17 Prozent auf. Eine Gruppe von Künstlern übergab am Mittwoch in Caracas ein Schreiben an Parlamentarier, in dem Schriftsteller, Musiker und Schauspieler mehr Sicherheit im Land fordern.

Das Entsetzen über den Doppelmord ist auch im Präsidentenpalast angekommen. "Ich übernehme die volle Verantwortung", sagte Präsident Maduro am Mittwochabend und kündigte eine Gesetzesinitiative zur Befriedung des Landes an. Für den Sozialisten ist die emotional geladene Atmosphäre ein großes politisches Risiko - aber auch eine große Chance zur Profilierung seiner bislang glück- und planlosen Amtszeit.

Die Trauer über die Parteigrenzen hinweg eröffnet die Chance, endlich den lang erhofften Dialog zwischen den verfeindeten politischen Lagern in Gang zu setzen. Dazu hatte 2013 auch der lateinamerikanische Papst Franziskus die beiden Streithähne aufgefordert, als er sowohl Maduro als auch Capriles bei persönlichen Begegnungen ermunterte, Schritte aufeinander zuzugehen. Ein erster vorsichtiger Anfang scheint nun gemacht.

Quelle: KNA

Autor: Tobias Käufer

Foto: César González und Congreso de la República de Perú. CC-BY-2.0

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