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Argentinien |

Hinter der Kirchner-Fassade

Der argentinische Journalist und Schriftsteller Luis Majul teilt die Bewunderung vieler seiner Landsleute für Cristina und Néstor Kirchner nicht. In seinem über 500 Seiten starken Bestseller „El y ella“ („Er und sie“) deckt er die Schattenseiten der Kirchner-Regierungen auf.

Der Wahrnehmung als Wohltäter des breiten Volkes stellt Majul systematische Korruption und persönliche Bereicherung gegenüber. Damit attackiert der Autor frontal das weit verbreitete Bild, wonach der 2003 zum argentinischen Präsidenten gewählte Néstor Kirchner sein Land aus der politischen und wirtschaftlichen Krise herausgeführt habe. Als Ehefrau Cristina 2007 seine Nachfolge antrat, hieß es sowohl bei den Sympathisanten als bei den Gegnern: „die Kirchners“ regieren.

Heimlicher Präsident

Néstor amtierte zwar nicht mehr, zog aber im Hintergrund die Fäden und war Kopf der Peronistischen Partei. Im Oktober 2010 starb er 60-jährig an einem Herzinfarkt. In Majuls Buch heißt es: „Néstor Kirchner war immer Christinas politischer Chef, seit sie sich als Studenten kennenlernten.“ Wer dem Verfasser Einseitigkeit vorwirft, muss zur Kenntnis nehmen, dass er den Beginn des „Kirchnerismus“ lobt – namentlich die Wirtschaftspolitik in einer sehr schwierigen Situation sowie die Aufhebung der argentinischen Amnestie-Gesetze, welche die Bestrafung der von der Militärdiktatur (1976 – 1983) verübten Verbrechen bis dahin verhindert hatten.

Misstrauischer „Pinguin“

Majul wirft Néstor Kirchner vor, nach zwei Jahren vor allem an seinem Machterhalt gearbeitet zu haben. Opposition und kritische Journalisten wurden zur Zielscheibe des „Pinguins“, wie der Spitzname des gebürtigen Südargentiniers lautete.

Der Tod Néstor Kirchners sei ein Wendepunkt gewesen: das Ehepaar habe sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Tiefpunkt seiner Popularität befunden. Sofort solidarisierten sich viele Argentinier mit der verwitweten Präsidentin Cristina, die am 23. Oktober ihre Wiederwahl anstrebt und beste Chancen hat.

Seit einem Jahr, so Majul, tauche in ihren Reden immer „er“ auf. Dabei wechsele sie schnell von einer Glorifizierung ihres Mannes zu positiven Wirtschaftsdaten. Korruption scheint es im Argentinien der Kirchners weder gegeben zu haben noch aktuell zu geben.

Kirchner-Vermögen wuchs um 1800 Prozent

Umso klarer die Sprache in „El y ella“: „Néstor und Cristina Kirchner, die reichsten und mächtigsten Präsidenten der Geschichte Argentiniens, häuften ihr enormes Vermögen auf unrechtmäßige Weise an.“ - so beginnt gleich das erste Kapitel. Als Informanten dienten Juristen, unter anderem ein Ex-Ermittlungsstaatsanwalt. Leser des Buches erfahren, dass sich das Vermögen der Kirchners während ihrer Amtszeit um 1800 Prozent vermehrte. Cristina soll heute umgerechnet zehn Millionen Euro besitzen. Bis jetzt wurde allerdings kein juristisches Verfahren erfolgreich zu Ende geführt, obwohl die Medien seit acht Jahren ständig über Korruption auf allen Ebenen berichten. „El y ella“ ist in Argentinien während des Wahlkampfs ein sehr gefragtes Buch.

Allzweckmittel Fußball

Tipp: Der Blog von Luis Majul bietet aktuelle kritische Beiträge über Cristina Fernández de Kirchner – kurz CFK genannt – und die Kirchners. Der Autor scheint keinen Zweifel an der Wiederwahl zu hegen, befasst er sich doch mit der Frage, was nach selbiger kommen werde. Er vermutet, dass CFK versucht, jene Widerstände zu brechen, die sich ihr noch entgegenstellen: von kritischen Journalisten, verärgerten Unternehmern und unbeirrbaren Gewerkschaftern.

Majul spricht von der „Maschinerie K“, die absolute Macht für sich beanspruche. Und wenn es mal eng werden sollte, reicht in Argentinien der Griff zum Fußball: Die Präsidentin setzte sich persönlich für die kostenlose Fernsehübertragung von Spielen ein – „Fútbol para todos“ („Fußball für alle“) lautet das Motto. Umrahmt wird das Ganze von einem Feuerwerk an Meldungen, was die argentinische Regierung außerdem Segensreiches für ihr Volk getan hat – denn möglicherweise bekommt es nicht jeder mit.

Autor: Bernd Stößel

Weitere Informationen: DeutschlandRadio,www.luismajul.com, www.adveniat.de

 

 

 

 

 

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