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Brasilien, Haiti |

Haitianische Migranten in Porto Velho

Haitianische Flüchtlinge im brasilianischen Bundesstaat Acre: Im Flüchtlingslager werden drei Mahlzeiten am Tag verteilt. Foto: Angela Peres/Secom CC BY 2.0.
Haitianische Flüchtlinge im brasilianischen Bundesstaat Acre: Im Flüchtlingslager werden drei Mahlzeiten am Tag verteilt. Foto: Angela Peres/Secom CC BY 2.0.

Die ersten hundert Haitianer sind 2011 aus Versehen in die im brasilianischen Amazonasgebiet gelegene Stadt Porto Velho gelangt. Eigentlich wollten sie in São Paulo oder Rio de Janeiro nach Arbeit suchen. Die fanden sie dann aber auch in Porto Velho.

Rund 400.000 Einwohner hat Porto Velho, die Hauptstadt des nordwestlichen Bundesstaates Rondônia in Brasilien. Die Hafenstadt liegt am Rio Madeira, zur bolivianischen Grenze im Westen ist es nicht weit, im Norden grenzt Rondônia an die brasilianischen Bundesstaaten Amazonas und Acre. Im Jahr 2011 kamen dort auf der Suche nach Arbeit die ersten 105 Haitianer an.

Die meisten haitianischen Migranten gelangen über die Amazonasregion nach Brasilien. Der Regierungsbezirk Assis Brasil (Bundesstaat Acre) grenzt an Peru und Bolivien. Und in Tabatinga (Bundesstaat Amazonas) gelangen Migranten nach Brasilien, die über Kolumbien oder Peru ins Land kommen.

3.000 US-Dollar für eine Odyssee

Die meisten gehen dabei zu Fuß über die Brücken, welche die Grenzorte der Staaten miteinander verbinden, nur wenige kommen mit einem Boot, so eine Untersuchung des katholischen pastoralen Migrantendienstes (SPM), die der Anthropologe Geraldo C. Cotinguiba und die Linguistin Marilia Lima Pimentel durchgeführt haben. Die SPM schätzt, dass es insgesamt 20.000 haitianische Migranten im Land gibt, von denen ca. 10.000 Migranten über ein Visum verfügen, etwa 5.000 hätten zwar noch keine gültigen Aufenthaltspapiere, würden jedoch auf die Ausstellung ihres Visums warten. Bleiben 5.000 haitianische Migranten, deren Aufenthaltsstatus nicht legal ist. Das brasilianische Konsulat in Haiti stelle wöchentlich zwischen 150 und 180 Visa aus, so der Bericht.

Wer es von Haiti bis über die Brücken auf brasilianisches Territorium geschafft hat, habe jedoch eine im Schnitt 3.000 US-Dollar teure Odyssee hinter sich: zuerst mit dem Bus oder dem Flugzeug in die Dominikanische Republik, dann mit dem Flugzeug nach Panama, von dort weiter nach Ecuador und dann wieder mit dem Bus nach Peru. Unterwegs, vor allem in Peru und Bolivien, würden Migranten immer wieder Opfer von Gewalt. Oft würden sie von Polizisten erpresst, die mit den Menschenhändlern zusammenarbeiteten, so SPM. Einige Haitianer hätten berichtet, dass nicht nur Geld von ihnen erpresst worden sei, sondern man ihnen unterwegs auch persönliche Habseligkeiten wie Kleidung und Schuhe gestohlen habe. In Brasilien sei es dann zwar auch nicht einfach, doch derartige Gewalterfahrungen wie auf ihrer Reise hätten sie in Brasilien nicht gemacht.

Arbeit auf dem Bau

Die erste Gruppe haitianischer Migranten hatte eigentlich nach São Paulo oder Rio de Janeiro fahren wollen doch Porto Velho wurde zu einer interessanten Alternative, als Mitarbeiter der Lokalregierung in Acre von den Staudammbauten von Rio Madeira, Santo Antonio und Jirau erzählten, für die Arbeitskräfte gesucht wurden. Allerdings, so die Studie der SPM, gehe der Bauboom langsam zu Ende.

Die Sozialbehörde (SEAS) agiere häufig als Vermittler zwischen Haitianern und Firmen, die Migranten anstellen wollten und helfe auch dabei, Haitianer als Arbeitskräfte in andere Bundesstaaten zu vermitteln. Das funktioniere im Allgemeinen gut, doch angesichts einer "fehlenden nationalen und lokalen Migrationspolitik" würden auch Schwierigkeiten deutlich, die entstünden, weil Arbeitsrechte missachtet würden, so die Autoren.

Humanitäre Hilfe vom pastoralen Migrantendienst

Während die lokalen Behörden keinerlei Unterstützungsangebote machen, werde die humanitäre Hilfe vor allem vom SPM geleistet. Doch auch die Sprachbarriere muss gemeistert werden. Die Universität von Rondônia (UNITE) bietet für die Migranten Kurse in Portugiesisch an, bei denen viel Landeskunde vermittelt und auch über brasilianisches Arbeitsrecht informiert werde.

Für die Unterrichtenden sei die Heterogenität der Schüler eine große Herausforderung: Manche verfügten über einen Universitätsabschluss während andere in ihrem Heimatland kaum zur Schule gegangen seien. In der Kirchengemeinde San Juan Bosco begann im Juli 2011 ein Kurs für haitianische Migranten. Bisher hätten 700 Personen die Kurse besucht. Die soziale Integration, so schreiben die Autoren der Studie, Geraldo C. Cotinguiba und Marilia Lima Pimentel , falle "einigen leicht, für andere ist sie weniger einfach".

Autoren: Geraldo C. Cotinguiba und Marilia Lima Pimentel in Adital

Deutsche Bearbeitung: Bettina Hoyer

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