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Argentinien |

Gold oder Leben

Schon zweimal haben die Dorfbewohner von Famatina Riesen in die Flucht geschlagen. 2006 versuchte die kanadische Barrick Gold, weltgrößtes Unternehmen für Goldförderung, den Spaten in diesem Fleckchen im Nordwesten Argentiniens anzusetzen. Damals blockierten die Provinzbewohner die Zufahrten. Dann kam die chinesische Firma Shandong. Auch sie musste den Rückzug antreten. Jetzt stellen sich die Dörfler in der Provinz La Rioja dem Bergbaukonzerns Osisko Mining Corporation in den Weg. Die kanadische Firma will im Gebirge Sierra de Famatina Erkundungsbohrungen für eine Tagebaumine vornehmen. Die Famatiner fürchten um ihr Trinkwasser. Für sie ist Wasser Leben.

Kirchenglocken zur Warnung vor Regierungs- Bergbaumitarbeitern

Sie sind zum Fuße der schneebedeckten Berge gezogen, ein paar Kilometer vom Dorf entfernt, und haben sich seit Anfang Januar in Zelten eingerichtet. Rund um die Uhr sind mindestens 300 Famatiner bei der Straßensperre versammelt - zeitweise auch der Bürgermeister und der Dorfpfarrer Omar Daniel Quinteros. Er hat die Vatikan-Flagge aufstellen lassen. Durchgelassen werden nur Anwohner und Touristen. Wenn Regierungs- oder Bergbaumitarbeiter im Anmarsch sind, läutet der Pfarrer zur Warnung im Dorf die Kirchenglocken.

Die Provinzregierung von La Rioja hatte vergangenes Jahr mit der Bergbaufirma einen Vertrag zur Erschließung des Famatina-Gebirges unterschrieben. Auf einem Gebiet von vierzig Quadratkilometern lagern schätzungsweise 280 Tonnen Gold. Mit einer gigantischen Tagebaumine soll das Edelmetall abgebaut werden. Dabei müssten Teile des Gebirges erst gesprengt und zermalmt, dann mit Millionen Litern von Wasser ausgewaschen werden.

Proteste auch in Buenos Aires

Die Bevölkerung erfuhr vom Abschluss des Vertrags erst Ende 2011. Man hätte sie im Vorfeld über ein solches Megaprojekt in ihrer Provinz konsultieren müssen, kritisieren die Bewohner. "Wie wollen keine Mine, die unsere Berge aushöhlt und unser Wasser vergiftet." Der Provinzgouverneur von La Rioja, Luis Beder Herrera, verteidigt das Minenprojekt: "Es wird zu keinerlei Verschmutzungen kommen", versichert er. Über solche Worte kann der Sprecher der Partei Proyecto Sur, die sich besonders für Umweltbelange einsetzt, nur den Kopf schütteln. "Um die gesprengten Gesteine auszuwaschen, benutzen die Unternehmen giftige Substanzen wie Zyankali", sagt Fernando Herrera.

Die Proteste von Famatina haben sich mittlerweile im Land ausgeweitet. In der Metropole Buenos Aires versammelten sich Umweltschützer beim Obelisken, dem Wahrzeichen der argentinischen Hauptstadt. Sie schlugen aus Protest auf Töpfen und hielten Transparente hoch, "Nein zu den Minen" und "Ohne Wasser kein Leben".

Auch in der Provinzhauptstadt La Rioja gingen die Menschen auf die Straße. Rund 10.000 demonstrierten vergangene Woche vor dem Sitz des Gouverneurs mit Sprechgesängen: "Hände weg von Famatina!" Proyecto-Sur-Sprecher Fernando Herrera zweifelt keinen Moment: "Die Famatiner werden den Bau der Mega-Mine niemals zulassen. Ansonsten würde das bedeuten, die eigene Zukunft zu verneinen."

Regierung unterstützt Minenprojekt - Kirche schlägt Volksbefragung vor

Die Regierung von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner unterstützt hingegen das Minenprojekt. Innenminister Florencio Randazzo appellierte diese Woche an die zerstrittenen Parteien, sie sollen sich an einen Tisch setzen und eine Lösung finden. Vielleicht zeigt sich darin ein Ansatz zum Einlenken. Die katholische Kirche in La Rioja schlug eine Volksbefragung zum Tagebauprojekt vor.

Unterdessen kämpft Dorfpfarrer Quinteros weiterhin an Ort und Stelle gegen die Mega-Mine. Seit der ersten Stunde gehört er zu deren vehementesten Gegnern. "Man muss die Quelle des Lebens, das Wasser, schützen", verteidigt er seinen Widerstand. Befürworter der Abbaupläne kritisieren, der Priester schlage in den Sonntagspredigten allzu politische Töne an. Die Provinzregierung hat bereits um seine Versetzung gebeten.

Autorin: Camilla Landbö, KNA

weiterer Artikel: Katholische Bischöfe kritisieren Bergbau (23.12.2011)

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