Gewalt in Bajo Aguan eskaliert
Rund 600 Soldaten und Polizisten sind in das Dorf Rigores in der Konfliktregion Bajo Aguan eingedrungen. Sie hätten dort am 19. September im Rahmen der "Operation Xatruch II" nach Paramilitärs und Waffen gesucht, die sie unter den Kleinbauern vermuten, berichtet die Nachrichtenagentur Adital.
Bei der Aktion seien Erwachsene und Kinder aus ihren Hütten gezerrt und geschlagen und das Gebiet von Hubschraubern überflogen worden. Dies habe zu Panik unter der Bevölkerung geführt, heißt es in einer Erklärung der Kleinbauernbewegung von Rigores.
Die Sicherheitskräfte hätten außerdem Häuser angezündet und Infrastruktur zerstört. Das Siedlungsgebiet war den Bauern vom Nationalen Agrarinstitut INA zur Verfügung gestellt worden. In der Region gibt es bereits seit mehreren Jahren Landkonflikte zwischen Kleinbauern und Großgrundbesitzern.
Armeegeneral Osorio erklärte gegenüber der lokalen Presse, man folge dem Auftrag, die Region zu entwaffnen. Dies gehöre zur Präventionsstrategie der Operation Xatruch II.
Jugendlicher von Sicherheitskräften gefoltert
Unter den vorläufig Festgenommenen war auch der 16-jährige Sohn der Chefs der Bauernorganisation von Rigores, Santos Bernabé Cruz Santana. "Sie haben mir eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt, mich mit Benzin übergossen, mich getreten und mir gedroht, mich in den Fluss zu werfen. Sie fragten, wo die Guerilleros seien", zitiert die Online-Ausgabe der honduranischen Zeitung „La Tribuna“ die Zeugenaussage des Jugendlichen.
Bei einer Explosion im Konvoi der Sicherheitskräfte sind zudem ein Polizist und ein Soldat ums Leben gekommen, drei Soldaten wurden verletzt. Die Regierung geht von einem Angriff durch Paramilitärs aus und berate daher gegenwärtig über die Verhängung des Ausnahmezustandes für die Region Bajo Aguan, so La Tribuna.
Bauernorganisation widerspricht Unterwanderungsthese
Der Sprecher der Kleinbauernbewegung MUCA, Vitalino Álvarez, unterstrich hingegen, in einem Auto des Konvois sei eine Granate explodiert. Einen Angriff habe es nicht gegeben. „Wir bedauern den Tod unserer Landsleute ebenso wie wir es bedauern, dass man uns Bauern in diese Situation mit hinein zieht.“ Er bat den Innenminister um einen Ortsbesuch, „damit er sich davon überzeugen kann, dass es hier keine Guerilla-Bewegung gibt, sondern nur Bauern, die ihre Felder bearbeiten", zitiert La Tribuna den Bauernführer. (bh)