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Geschichte einer langen Plünderung

Gold, Silber, Zinn, Erdöl: Bolivien war und ist reich an Bodenschätzen. Doch die Bevölkerungsmehrheit ist trotz allem immer arm geblieben. Am 1. Mai 2006 erklärte der auch heute noch amtierende Präsident Evo Morales: "Die Ausplünderung der Bodenschätze ist beendet" und verstaatlichte per Dekret Erdöl- und Erdgasindustrie.

Weitere Schritte dieser Art folgten. Denn der ehemalige Gewerkschaftsführer der Coca-Bauern und Aymara-Indigene war angetreten, die Ressourcenpolitik des Landes umzukrempeln und der Jahrhunderte langen Plünderung des Landes ein Ende zu bereiten. Erwirtschaftete Einnahmen sollen der Bevölkerung zugute kommen, die Souveränität des Staates verbessert, die Rohstoffe im eigenen Land verarbeitet werden.

Lithium als Wendepunkt?

Helfen könnten dabei die riesigen Lithium-Vorkommen im Salzsee Salar de Uyuni. Es sind die größten Reserven der Welt und der Bedarf an Lithium für Laptops, Computer und Elektroautos könnte sogar einen regelrechten Boom nach dem „weißen Gold“ auslösen.

Das vorliegende Buch des Journalisten und Bolivienkenners Benjamin Beutler ist ein beeindruckender Abriss über die Ausplünderung der Ressourcen Boliviens. Wem es seltsam erscheint, dass die Bevölkerung ihren Präsidenten fast zärtlich „Evo“ nennt und wer sich fragt, wo der starke Rückhalt des Präsidenten bei den Einwohnern herrührt, dem sei dieses Buch empfohlen. Denn Beutler zeigt kenntnisreich die Zusammenhänge zwischen Ressourcenplünderung, Politik und sozialen Verhältnissen auf. Dem Autor gelingt es zu verdeutlichen, dass die Regierung Morales sowie deren Politik das Ergebnis einer Vielzahl von sozialen Kämpfen ist, bei denen soziale Ungleichheit, die mangelnde Souveränität des Staates Bolivien und die Ausgrenzung der indigenen Bevölkerungsmehrheit eine entscheidende Rolle spielten.

„Partner, keine Chefs“

Immer hat Beutler dabei auch Rolle und Reaktionen von internationalen Institutionen wie der Weltbank oder von Staaten wie den USA und Deutschland oder den Nachbarn des Landes im Blick. Nicht zuletzt verdeutlicht er, dass die Politik der gegenwärtigen Regierung sicher geglaubte Pfründe transnationaler Konzerne hinwegfegt und Bolivien insgesamt einen Kurs nimmt, der den Interessen vieler Akteure zuwiderläuft. Die Devise „Partner, keine Chefs“ in der Zusammenarbeit mit dem Ausland stößt manchen bitter auf.

Der Buchtitel "Das weisse Gold der Zukunft“ dient jedoch lediglich als Klammer. Nur zu Beginn und auf wenigen Seiten am Schluss werden die Themen Lithium und Bolivien abgehandelt. In der Klammer stellt Benjamin Beutler die Frage, ob der Lithiumabbau für die Regierung Morales das entscheidende Vehikel sein könnte, um der Plünderung tatsächlich ein Ende zu bereiten. Der Hauptteil widmet sich dem schon erwähnten Abriss einer „Geschichte der Plünderung“.

Gelungene (ressourcen)politische Abhandlung

Der Duktus des Buches lässt den Lesern leider wenig Raum, selbst zu dem Schluss zu kommen, dass Unterdrückung, Ausgrenzung und Fremdbestimmung unerträglich waren und es bei Kritik an Boliviens aktueller Politik häufig einzig um die Wahrung von Macht und Einfluss geht. Auch beim Autor wird Evo Morales zu „Evo“.

Am Ende des Buches finden sich ein hilfreiches Glossar, eine Karte und Hinweise auf weiterführende Literatur. Eine Zeittafel gibt es leider nicht.

Wer sich auf den solidarisch-kämpferischen Stil einlassen kann, dem sei das Buch als Einführung zur (ressourcen)politischen Geschichte Boliviens mit einem fundierten und hoffnungsvollen Ausblick in die Zukunft empfohlen.

Bettina Hoyer

Benjamin Beutler: Das weisse Gold der Zukunft
Berlin: Rotbuch-Verlag 2011
192 Seiten, EUR 12,95
ISBN 978-3-86789-126-4

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