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Ecuador |

Fünf Irrtümer über den Bergbau

Erster Irrtum: Mit den Einnahmen aus dem Bergbau lässt sich die Armut überwinden. Sie dienen als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung.
Dieses Argument wird von den Befürwortern des Bergbaus mit am häufigsten vorgetragen. Die angeblichen Wachstumsimpulse sollen all jene in die Defensive bringen, die auf die negativen Folgen des Bergbaus verweisen. Eine aktivere Rolle des Staates kann zwar zu höheren Einnahmen führen, mit denen sich eine Umverteilung zwecks Verringerung der Armut in die Wege leiten lässt. Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. In dieser Rechnung tauchen nicht der Verlust an Biodiversität und die Beschädigung der ökosysteme auf. Auch die Auswirkungen auf überlieferte Kulturen bleiben außen vor. Außerdem kostet die Verunreinigung von Wasser und Boden Geld. Kurzum: Es wird keine Gesamtrechnung aufgemacht. Reichtum ist diesem Verständnis nach etwas rein Wirtschaftliches. Reichtum bedeutet aber auch kulturelle Schätze und solche der Natur. Der verengte Blickwinkel verhindert eine Analyse darüber, wie Entwicklung aussehen kann. Und darüber, was überhaupt unter einem „guten Leben“ zu verstehen ist.

Zweiter Irrtum: Der Bergbau schafft zahlreiche neue Arbeitsplätze.
In den Anfangsphasen eines neuen Bergbauprojekts wird eine große Zahl an Arbeitern benötigt, vor allem um die Vegetationsdecke zu entfernen, Wege anzulegen, Maschinerie zu installieren usw.. Es handelt sich jedoch um eine zeitlich begrenzte Beschäftigung - der Bedarf an Arbeitskräften geht deutlich zurück, wenn ein Bergbauprojekt den Betrieb aufnimmt. Statt manueller Arbeit, für welche die lokale Bevölkerung herangezogen wurde, ist nun technische Expertise gefragt. Maschinen und Ausrüstung müssen funktionieren, und die Spezialisten, die dies überwachen, stammen in der Regel aus dem Heimatland des jeweiligen Bergbauunternehmens.

Dritter Irrtum: Die Umweltschäden, die der Bergbau hervorruft, lassen sich rückgängig machen.
Dieses Argument preist die Segnungen der Technologie, Umweltschäden reparieren zu können. Es verkennt, dass, es - selbst wenn genug Geld da wäre - Schäden gibt, die sich schlichtweg nicht rückgängig machen lassen. Oft herrscht überhaupt keine Vorstellung davon, wie massiv die Auswirkungen auf einen Tropenwald und dessen Wasserbecken sind. Weltweit gibt es nicht genügend Erfahrungen, welche Folgen Bergbau inmitten eines Gebietes mit einem hohen Grad an Biodiversität hat. Wie zum Beispiel im Fall des geplanten Tagebergbaus in Ecuador. Dieser erfordert die Beseitigung riesiger Mengen an Erdboden nur für einziges Gramm Erz. Die chemischen Prozesse verbrauchen enorm viel Wasser, verwendet werden hierbei hochgiftige Chemikalien wie Zyanid und Quecksilber. Für eine Tonne Rohmineralien werden Schätzungen zufolge 636 bis 7.123 Liter Wasser benötigt. Um Umweltschäden überhaupt rückgängig machen zu können, wären grundsätzlich auch strenge Vorschriften und eine starke Kontrolle erforderlich, an denen es freilich fehlt.

Vierter Irrtum: Es gibt langfristig eine wirtschaftliche Perspektive jenseits des Bergbaus.
Jene Volkswirtschaften, die stark vom Export von Rohstoffen abhängen, haben es kaum geschafft, ihre Produktionsstruktur zu diversifizieren, bzw. die Produktion für den internen Markt zu reaktivieren. Derzeit führen die wachsende Nachfrage aus den Industriestaaten und die steigenden Rohstoffpreise eher dazu, dass die Volkswirtschaften sich wieder stärker auf den Rohstoffexport ausrichten. Unter diesen Umständen wäre es illusionär zu glauben, dass ein Land wie Ecuador dem Bergbau den Rücken kehrt. Eher ist von einem Suchtpotenzial auszugehen, wie es das Erdöl seit mehr als 40 Jahren entfaltet hat. Die Geschichte der Länder Lateinamerikas hat gezeigt, wie sich die Abhängigkeit von einem Rohstoff auswirkt. Was passiert, sobald ein Markt gesättigt ist? Sei es durch die Konkurrenz anderer Länder, die den gleichen Rohstoff anbieten, oder durch eine Verschlechterung der Produktionsbedingungen - wie kürzlich in Ecuador im Fall der Garnelen infolge einer Viruserkrankung. Eigentlich wäre es dann höchste Zeit, die Wirtschaft zu diversifizieren. Stattdessen wird aber die Ausbeutung eines neuen Produktes betrieben, welches die internationalen Märkte begehren. Es bleibt also bei der untergeordneten Rolle des Landes innerhalb der Weltwirtschaft.

Fünfter Irrtum: Die Bergbau-Gegner nennen keine Alternativen.
Die Bergbau-Befürworter verkennen, dass sich die Potenziale Ecuadors nicht auf den Bergbau beschränken. Es bestehen sehr wohl Alternativen, die sich entwickeln ließen. Die Landwirtschaft generell, insbesondere die organische Landwirtschaft, die auf eine steigende Nachfrage trifft. Oder aber auch ein verantwortlich betriebener Tourismus. Außerdem werden die Chancen einer eigenen ecuadorianischen Industrie verkannt, welche zum Beispiel die im eigenen Land gewonnenen Rohstoffe veredelt. Es geht auch gar nicht darum, den Bergbau als solchen zu verdammen, sondern eine offene und demokratische Diskussion darüber zu führen, wie und wo Bergbau betrieben werden sollte. Bergbau kann Menschen zu Wohlstand verhelfen. Die Erze können aber auch der Rüstungsindustrie zufließen.
Autorin: Martha Moncada

Quelle: www.adital.com,
deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel

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