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Kolumbien |

FARC lässt letzte militärische Geiseln frei

Eine der weltweit längsten Geiseltragödien hat in Kolumbien ein glückliches Ende gefunden: Die marxistische Guerilla-Organisation FARC übergab am 2. April zehn seit Jahren verschleppte Armee- und Polizeiangehörige dem Internationalen Roten Kreuz. Die beiden Militärangehörigen Luis Alfredo Moreno Chagueza und Robinson Salcedo Guarín, die sich seit 1998 in der Gewalt der Rebellen befanden, galten bis Montagabend als zwei der am längsten entführten Menschen der Welt. Auch die weiteren acht Entführungsopfer mussten teilweise mehr als 10 Jahre im Dschungel unter erbärmlichen Bedingungen in Geiselhaft verbringen.

Auf dem Flughafen Vanguardia in der rund zwei Autostunden von der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá entfernt gelegenen Stadt Villavicencio landete gegen 17 Uhr Ortszeit der Militärhubschrauber, den die brasilianische Armee zur Verfügung gestellt hatte und der die Geiseln aus dem Dschungel abgeholt hatte. Das Internationale Rote Kreuz hatte die Aktion überwacht und organisiert. Mit an Bord war auch die kolumbianische Politikerin Piedad Cordoba von der Menschenrechtsorganisation „Kolumbianer für den Frieden“, die bereits bei vergangenen Geiselfreilassungen als Kontaktperson der FARC vermittelt hatte. Unterstützt wurden die Aktivisten vor Ort von der Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu aus Guatemala.

Für die zehn FARC-Geiseln begann mit ihrer lang ersehnten Freilassung ein neuer Lebensabschnitt. Als Moreno Chagueza und Salcedo Guarín im März 1998 in die Gewalt der FARC gerieten, steckte das Internet noch in den Kinderschuhen, Smartphones waren unbekannt und soziale Netzwerke wie Facebook noch gar nicht erfunden. Psychologen wollen den Entführungsopfern helfen, sich langsam an die neue, stark veränderte Umwelt zu gewöhnen. Hilfe sollen die Geiseln auch erhalten, wenn sie sich wieder in ihre Familien integrieren: Söhne und Töchter sind erwachsen geworden, Ehepartner, Mütter oder Väter um Jahre gealtert.

Freilassung der Geiseln als Zeichen für Gesprächsbereitschaft

Mit der Freilassung der zehn Geiseln bekräftigte die FARC ihre Absicht, von der Praxis Abstand zu nehmen mit Hilfe von langjährigen Entführungen politische Ziele durchzusetzen und Gelder zu erpressen. Olga Amparo Sánchez von "Kolumbianer für den Frieden" erklärte, die FARC-Rebellen hätten bei der Übergabe der Geiseln ihre Absicht unterstrichen, für direkte Gespräche mit Regierung zur Beendigung des jahrelangen Konfliktes bereitzustehen.

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos bedankte sich beim Internationalen Roten Kreuz, der brasilianischen Armee sowie mit Blick auf Rigoberta Menchu allen internationalen Frauen, die sich für die Freilassung der Geiseln engagiert hätten. Der Schritt der FARC sei ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht ausreichend, so Santos, der auf das ungeklärte Schicksal von weiteren mehreren hundert zivilen Entführungsopfern verwies: „Das Land und die Welt verlangt die Freilassung aller Geiseln.“ Zugleich lehnte Santos die Einmischung anderer Länder oder internationaler Organisationen in den kolumbianischen Konflikt ab: „Der Frieden ist eine Angelegenheit Kolumbiens, die wir Kolumbianer lösen werden und dieses Thema behandelt ausschließlich der Präsident der Republik.“

Name der linksgerichteten Politikerin Cordoba fiel nicht

Den Namen der kolumbianischen Oppositionspolitikerin Piedad Cordoba und Organisation "Kolumbianer für den Frieden" nannte Santos dagegen ausdrücklich nicht. Die linksgerichtete Politikerin ist in Kolumbien umstritten, ihren Sitz im Senat verlor Cordoba, weil ihr die Justiz eine zu große Nähe zur FARC vorwirft. Cordoba forderte in einer ersten Reaktion tiefgreifende Reformen in Kolumbien, das Recht Häftlinge in den Gefängnissen besuchen zu können und Schutz für die Organisationen im Land, die sich für die Menschenrechte engagieren.

Die FARC wird von der Europäischen Union und den USA ebenso wie von der kolumbianischen Justiz als Terrororganisation eingestuft. Sie gilt neben den rechtsgerichteten Paramilitärs und gewöhnlichen kriminellen Banden als hauptverantwortlich für die Gewalt und den Drogenhandel in Kolumbien. Ihr politisches Ziel ist die Errichtung eines marxistischen Staates. Erst in den vergangenen Wochen waren bei Kämpfen zwischen der Armee und der FARC auf beiden Seiten erneut zahlreiche Todesopfer zu beklagen gewesen.

Autor: Tobias Käufer, Bogotá

Die FARC hat zehn seit Jahren verschleppte Armee- und Polizeiangehörige dem Internationalen Roten Kreuz übergeben. Foto: Flickr

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