Experte sieht Hürden für Friedensprozess in Kolumbien
Der Generalsekretär der Nationalen Kommission für Versöhnung (CCN) in Kolumbien, Dario Antonio Echeverri, sieht ernste Hürden für endgültige Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den FARC-Rebellen. Dazu gehörten ausländische Profiteure des Drogen- und Waffenhandels. Dieses Problem könne "nur international betrachtet werden", sagte Echeverri im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bogota.
Unmittelbar vor Beginn der Gespräche im norwegischen Oslo am heutigen Montag sei auch noch unklar, wie die Kommandanten der Guerilla eingebunden würden und welche Verbindlichkeit ein künftiges Abkommen mit den Rebellengruppen besäße, sagte der katholische Priester und Rechtsanwalt. Zudem gebe es innerhalb Kolumbiens Widerstand durch "Kräfte, die ein wirtschaftliches Interesse an einer Fortsetzung des Konfliktes haben" und "Kräfte, die in Zusammenhang mit Fragen des Landbesitzes stehen".
Versöhnungskommission steht als Vermittler bereit
Echeverri warnte vor zu hohen Erwartungen an die am Montag beginnenden Unterredungen. "Was vor einigen Wochen mit geheimen Gesprächen in Havanna begonnen hat und nun in Oslo fortgesetzt wird, sind keine Friedensverhandlungen, sondern der Beginn einer Suche nach einem Ausweg aus dem bewaffneten Konflikt", so Echeverri. Er hoffe jedoch, dass der Prozess "in einen sicheren Hafen" laufe. "Das Land braucht ein solides, konkretes und sehr klares Abkommen."
Die katholische Kirche und die Nationale Versöhnungskommission seien zunächst nicht als Makler angefragt. "Die jahrelange Erfahrung der Kommission wird dann von Nutzen sein, wenn die Gespräche ihre schwierigen und kritischen Momente erleben, wie die das in der Vergangenheit bei ähnlichen Verhandlungen der Fall war. Dann stehen wir bereit, wenn es notwendig ist", sagte Echeverri.
Die Versöhnungskommission, der Echeverri seit 2001 als Generalsekretär vorsteht, wurde 1995 von Kardinal Pedro Rubiano Saenz ins Leben gerufen. Sie soll innerhalb der kolumbianischen Gesellschaft einen Versöhnungsprozess anstoßen und begleiten.
Von der Rebellenorganisation zum Drogenkartell
Die 1964 gegründeten linksgerichteten "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) kämpften zunächst für die Rechte von Kleinbauern, entwickelten sich dann aber zu einem der größten Drogenkartelle Lateinamerikas. Daneben zählen Waffenhandel, Landvertreibung und Entführungen zu Einnahmequellen der 9.000 Rebellen. In Europa und den USA steht die FARC auf der Liste der Terrororganisationen. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos, ehemaliger Verteidigungsminister, setzt gegenüber der FARC auf militärische Stärke, zeigt sich aber zugleich verhandlungsbereit.
Quelle: KNA