Ex-Gouverneur von Rio de Janeiro wegen Korruption verhaftet
Der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro ist am Donnerstag, 17. November 2016, wegen schwerer Korruptionsvorwürfe verhaftet worden. Das berichten brasilianische Medien. Sergio Cabral soll während seiner Amtszeit (2007 bis 2014) von Bauunternehmen mindestens 222 Millionen Reais (61,7 Millionen Euro) an Schmiergeldern erhalten haben. Der Bundesstaat Rio de Janeiro steht derzeit vor der Pleite, fast tagtäglich liefern sich auf ihre Bezahlung wartende Landesbedienstete Straßenschlachten mit der Polizei.
Cabral galt als enger Verbündeter von Ex-Präsident Luiz Inacio Lula da Silva (2003 bis 2010). An dessen Seite war er maßgeblich an der erfolgreichen Bewerbung Rio de Janeiros für die Olympischen Spiele 2016 beteiligt. Für die Vergabe von Bauprojekten für Olympia und die Fußball-WM 2014 soll Cabral bis zu fünf Prozent der Bausummen kassiert haben, darunter beim Umbau des Maracana-Stadions. Auch beim Bau des Autobahnrings um Rio sowie der Urbanisierung von Favelas soll er mitverdient haben. Die Ermittlungen gegen Cabral sind Teil des gigantischen Korruptionsskandals rund um den halbstaatlichen Energieriesen Petrobras.
Rios Landesregierung steht derweil vor der Pleite. Voraussichtlich erst im Dezember wird sie die Oktobergehälter der Bediensteten bezahlen können. Im Landesparlament werden derzeit umstrittene Sparmaßnahmen beraten. Täglich demonstrieren Lehrer, Polizisten und Feuerwehrleute vor dem Parlament gegen die Sparpläne. Sie fordern, dass milliardenschwere Steuervergünstigungen für Unternehmen gestrichen und die Spitzengehälter in den Behörden gekürzt werden.
Bereits am Mittwoch hatte die Polizei Cabrals Vorgänger und ehemaligen politischen Verbündeten Anthony Garotinho wegen Wählerbestechung verhaftet. Der ehemalige Gouverneur (1999 bis 2002) soll bei den Kommunalwahlen im Oktober Schecks in Höhe von 200 Reais (55,50 Euro) an bis zu 30.000 bedürftige Familien verteilt haben. Seit Jahren liegen Korruptionsvorwürfe gegen Garotinho vor, allerdings konnte er bisher nicht juristisch belangt werden.
Quelle: KNA, Foto: Pedro França/Minc. Brasil. Brasília-DF, CC BY 2.0