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Honduras |

Esquivel: Demokratie unvereinbar mit Straffreiheit

Der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel engagiert sich in der Wahrheitskommission, welche die Ereignisse in Honduras nach dem Staatsstreich vom Juni 2009 aufarbeitet. In einem Exklusiv-Interview gibt er eine Einschätzung der Lage ab.

Wie kam es zu Ihrer Entscheidung, in der Wahrheitskommission mitzuarbeiten, welche die Verbrechen untersucht, die während des Staatsstreichs begangen wurden?

Ich bin selbst Überlebender einer Diktatur und weiß daher, dass ein Staatsstreich immer die Verletzung der Menschenrechte zur Folge hat. Wir können keinen Staatsstreich in Lateinamerika mehr hinnehmen und müssen daher für die Stärkung der Demokratie und für die Gültigkeit der Menschenrechte, die einen unteilbaren Wert darstellen, arbeiten.

Was denken Sie hinsichtlich der Beteiligung der USA am Staatsstreich in Honduras?


Die Geschichte zeigt, dass die USA Staatsstreiche immer begünstigt haben, um die jeweiligen Länder zu kontrollieren und ihre eigenen Interessen zu verteidigen. Staatsstreiche in Lateinamerika sind ohne Einverständnis der US-Regierung nicht möglich.

Sehen wir uns doch die Umsturzversuche in Venezuela, Bolivien und Ecuador an. Fragen wir uns mal, warum die USA Militärbasen in ganz Lateinamerika einrichten. Warum versuchen sie weiterhin, Diktaturen durchzusetzen, während das, was wir benötigen, Ressourcen für die Entwicklung der Völker sind - und nicht Projekte des Todes und der Unterwerfung.

Wie nimmt der Rest des Kontinents die Situation in Honduras wahr?

Ich arbeite seit über 40 Jahren in ganz Lateinamerika. Was heute in Honduras geschieht, betrifft uns alle, da das Leben und die Rechte der Völker in eine instabile Lage versetzt werden. Es ist nichts Neues. Wir haben es auf dem ganzen Kontinent erlebt, und das Ergebnis ist immer Unterdrückung, Schmerz, das Fehlen von Freiheiten, Tod und das Unterwerfen der Ressourcen der Völker unter die großen Mächte. Das alles können wir nicht mehr zulassen.

Ihr Land, Argentinien, litt unter einer brutalen Diktatur, und die Argentinier mussten fast 30 Jahren warten, um ihre Henker im Gefängnis zu sehen. Welchen Rat würden Sie den Honduranern geben, die Gerechtigkeit fordern?

Man darf keine juristische Straffreiheit zulassen, denn auf der Grundlage von Straffreiheit lässt sich keine Demokratie errichten. Man muss konsequent daran arbeiten und darauf bestehen, dass jene, die Verbrechen begangen haben, verurteilt werden. Das ist ein Recht des Volkes.

Der honduransiche Präsident Porfirio Lobo und Barack Obama waren sich einig darin, nicht auf die Vergangenheit zu blicken, sondern in die Zukunft, um weiter zu kommen.

Das ist etwas Unmoralisches, denn es würde die begangenen Verbrechen rechtfertigen. Was geschieht mit den Opfern, mit den Familien? Sollen wir sie vielleicht vergessen, sie begraben? Es gibt etwas Wichtiges, und das ist die Erinnerung. Nicht um in der Vergangenheit stehen zu bleiben, sondern um die Gegenwart zu erhellen. Jene Völker, die sagen, dass man nicht zurück blicken soll, begehen die gleichen Grausamkeiten noch einmal.

Quelle: Adital, Übersetzung: Bernd Stößel

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