Ernesto Cardenal im Krankenhaus
Der nicaraguanische Dichter und Befreiungstheologe Ernesto Cardenal wird wegen einer Lungenentzündung in einer Klinik in Managua behandelt. Der Zustand des 90-Jährigen sei "stabil", sagte eine Assistentin Cardenals laut der Online-Zeitung "DiarioNica" (Mittwoch). Cardenal wurde demnach bereits Sonntag eingeliefert. Zuvor hielt er sich zu einer zweiwöchigen Vortragsreise in Deutschland auf.
Cardenal, der am 20. Januar 90 wurde, ist eine der schillerndsten Figuren Lateinamerikas. Er nennt sich selbst "Sandinist, Marxist und Christ". Papst Johannes Paul II. hatte ihm 1985 die Ausübung des priesterlichen Dienstes verboten, weil er nach dem Umsturz gegen die Somoza-Diktatur ein Ministeramt in der Revolutionsregierung seines Heimatlandes bekleidet hatte. Für sein literarisches Werk erhielt Cardenal 1980 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2012 den spanischen Königin-Sofia-Preis für Iberoamerikanische Literatur.
2014 hatte der nicaraguanische Ex-Außenminister Miguel D'Escoto Papst Franziskus gebeten, wieder das Priesteramt ausüben zu dürfen. Der Papst entsprach dem Wunsch. Als Cardenal gefragt wurde, ob auch er ein Schreiben nach Rom schicken wollte, antwortete er wörtlich: "Mein Priesteramt ist von anderer Art, deshalb ist es nicht nötig, die Aufhebung der Sanktion zu betreiben." Zuvor hatte er große Sympathien für den ersten Papst aus Lateinamerika geäußert. "Er ist dabei, die Dinge im Vatikan auf den Kopf zu stellen. Nein, genauer ausgedrückt: Er stellt die Dinge, die verkehrt herum stehen, wieder auf die Füße."
Quelle: KNA
Foto: Jorge Mejía peralta. CC BY 2.0