Endlich letzte Ruhe für den Ex-Präsidenten
Dieses Mal soll es für immer sein: 38 Jahre nach seinem Tod wird der frühere chilenische Staatspräsident Salvador Allende an diesem Sonntag zum dritten Mal beerdigt. Letzte Zweifel über die Umstände seines Ablebens wurden vergangenen Juli ausgeräumt.
Das Begräbnis ist für Allendes Familie, "als ob ein Zyklus zu Ende geht", sagt seine Tochter und Senatorin Maria Isabel Allende Bussi. Die Familie sei erleichtert über das Ergebnis der letzten Obduktion, bei der Suizid als Todesursache festgestellt worden war. Genau das hätten die Angehörigen in all den Jahren immer geglaubt.
Hoffnungsträger für die Armen
Salvador Allende wurde 1970 zum Präsidenten Chiles gewählt. Der Arzt und Sozialist war für viele Bürger ein Hoffnungsträger, besonders für Arbeiter und Arme. Er führte Verstaatlichungen, Preiskontrollen und eine Landreform durch, von der auch die indigene Bevölkerung profitierte. Allende stand für eine "Revolution", die er auf demokratischem Weg, ohne Gewalt und im Rahmen der Gesetze erreichen wollte.
Die Rechte forderte seinen Sturz. Am 11. September 1973 fuhren in der Hauptstadt Santiago Panzer auf; von der Luft aus bombardierten Flugzeuge den Präsidentenpalast La Moneda. Der spätere Machthaber Chiles, General Augusto Pinochet, führte den Militärputsch. Allende fand man tot in seinem Büro - erschossen.
Erneute Autopsie
Im Mai ließ ein chilenischer Richter den Sarg mit den sterblichen Überresten Allendes ausgraben. Die Umstände, unter denen der Ex-Präsident zu Tode kam, sollten nun definitiv geklärt werden. Bestens ausgebildete Gerichtsmediziner, ein Team aus chilenischen und internationalen Forensikern, untersuchten die Leiche und verglichen die Ergebnisse mit Zeugenaussagen und Berichten der ersten Autopsie aus dem Jahr 1973.
Der Sargdeckel war im Auftrag der Regierung bereits 1990 erstmals geöffnet worden. Damals war der Allende-Freund und Arzt Arturo Jiron zugegen. Er bestätigte, dass die Leiche im Sarg der frühere Präsident und die Todesursache Selbsttötung sei. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten es nicht einmal die Familienangehörigen mit letzter Sicherheit gewusst. Denn am Todestag war die Leiche von Militärärzten untersucht und unmittelbar in einem versiegelten Sarg anonym auf einem Friedhof beigesetzt worden.
Verschiedene Versionen über Todesursache
Seit 1973 kursierten verschiedene Versionen über den Tod des Sozialisten. Manche glaubten, Allende sei durch das Militär umgebracht worden. Die offizielle Version lautete von Beginn an auf Selbsttötung. Sie stützte sich unter anderem auf die Aussage des Arztes Patricio Guijon, der zum Stab des Präsidenten gehörte und bereits 1973 aussagte, er sei bei den letzen Minuten im Leben des Präsidenten anwesend gewesen. Auf einem Sofa sitzend soll Allende eine Maschinenpistole mit den Knien festgehalten und den Lauf unter seinem Kinn angesetzt haben. "Ich sah, wie der Schädel zersplitterte", beschrieb Guijon.
Wenig Zweifel an Selbstmordthese
Die meisten Chilenen zweifelten nicht an der Selbstmordthese. Auch die Angehörigen vertrauten den Schilderungen des Arztes Guijon. Isabel Allende erklärt wiederholt, ihr Vater habe immer angekündigt, bei einer gewaltsamen Machtübernahme werde er den Präsidentenpalast nicht lebend verlassen. Zeitzeugen berichteten ebenfalls, Allende habe am Tag des Putsches angekündigt, sich das Leben zu nehmen.
Stutzig machte allerdings im Jahr 2008 ein Bericht des Gerichtsmediziners Luis Ravanal, dem zufolge der Schädel von Allende Schussverletzungen von zwei verschiedenen Waffen aufweise.
Diesen Juni widerlegte jedoch ein Ballistiker von Scottland Yard diese These: Seiner Untersuchung zufolge stammten beide Kugeln aus derselben Waffe. Spuren von Fremdeinwirkungen fanden die Gerichtsmediziner nicht. Allende habe sich, so die Forensiker, mit einer auf Automatik eingestellten Kalaschnikow umgebracht, die bis zu zehn Schüssen pro Sekunde abgeben könne. An diesem Sonntag soll der frühere Staatspräsident nun erneut bestattet werden. Seine Tochter Isabel Allende hat die Chilenen dazu aufgerufen, ihren Vater "auf friedliche Weise" bei seinem dritten Begräbnis zu begleiten.
Camilla Landbö, kna