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Kuba |

Einladung zu Dialog und Versöhnung

Eine eher unscheinbare Publikation der katholischen Kirche Kubas ist zu einem wichtigen Raum für Debatten um die Zukunft der Karibikinsel geworden: Das Blättchen Espacio Laical. Dort veröffentlichen Autoren, die sich sonst nicht einmal gemeinsam an einen Tisch setzen würden. Die Macher des Blattes, Roberto Veiga und Lenier González wollen einen Dialog der Versöhnung fördern.

Grafisch ist es eine Katastrophe. Das Auge will sich nicht lange mit diesem kleingedruckten Blättchen aufhalten. Zudem ist es so dünn, dass man es ratzfatz achtlos irgendwo hingeknittert hat, dieses Papier mit dem Namen „Espacio Laical“. Aber wer die Augen überlisten und ein paar Worte darin lesen kann, blinzelt verwundert.

Forderung nach neuer Dialogkultur

„Das ist ein Produkt, wo niemand mit allem einverstanden sein kann, was da drinsteht. Das ist so gegensätzlich. Und das ist in Kuba bei anderen Zeitschriften einfach nicht so. Es gibt eine klare Linie, entweder ist man dafür oder dagegen. Das hier ist eine Publikation, wo niemand für alles sein kann, und das ist auch das Verdienst: genau so etwas zu machen“, sagt der Kuba-Experte Dr. Bert Hoffmann vom GIGA-Institut für Lateinamerika-Studien in Berlin. Das taz-café ist rappelvoll, Friedrich-Ebert-Stiftung, das GIGA-Institut und die Tageszeitung taz haben die beiden Macher von Espacio Laical, Roberto Veiga und Lenier González eingeladen, um über Reformdruck und Dialog zwischen Staat und Gesellschaft zu diskutieren.

Die Diskussion verschiebt sich rasch hin zum Thema Dialog. Denn der liegt den beiden Gästen besonders am Herzen, weil Reformen dann am besten werden, wenn darüber auf einer breiten gesellschaftlichen Basis ausführlich diskutiert wird. Dieser Raum fehle in der kubanischen Gesellschaft, kritisieren Veiga und González und zudem auch eine Dialogkultur, die nicht auf einfach Konfrontation und Gewalt beruhe. Auch die kubanische katholische Kirche, die sich in den 1950er Jahren auf die Seite der Konterrevolution geschlagen hatte, habe mehr als 30 Jahre der innerkirchlichen Reflexion benötigt, um einen neuen Weg zu beschreiten, erklärt Lenier González.

Absage an „Perspektive des Konflikts“

„Der kubanische Weg war immer voller Gewalt. Unsere Revolution war voller Gewalt und die Konterrevolution ebenfalls. Jene, die hinter diesen Prozessen stehen, blicken aus der Perspektive des Konflikts auf die kubanische Gesellschaft. Die einen regieren in Havanna, die anderen kontrollieren die Gemeinde der Exilkubaner in Miami. Ihre Logiken des Konflikts haben sie bis heute immer wieder reproduziert. Für das Land ist es jedoch dringend nötig, diese Denkweisen beiseite zu legen und einen neuen Weg zu beschreiten, der von Dialog, Einverständnis und Konsens geprägt ist", so Lenier González. „Die Zukunft Kubas darf nicht über die Entmachtung der kubanischen Regierung gehen, sondern über ein großes nationales Bündnis", das die gesellschaftlichen Gegebenheiten der Insel abbilde, erklärt er weiter und meint damit auch die Exilkubaner.

Mit der viermal jährlich in einer Auflage von 4.500 Druckexemplaren erscheinenden Publikation, die sich zudem tausendfach über E-Mails und mobile Datenträger, wie USB-Sticks verbreitet, versuchen Veiga und González in Espacio Laical diesen Anspruch umzusetzen. Dort publizieren nicht nur Katholiken, sondern Autoren verschiedener ideologischer Lager, regierungstreue Kommunisten, Sozialdemokraten, Rechte, Anhänger libertärer Ideen oder der sozialen Bewegungen, die „sich normalerweise nicht einmal an einen Tisch setzen würden“, sagt Veiga. Aber auch daran werde mit Diskussionsveranstaltungen in Havanna gearbeitet, wo „bisher zwar nur lange Monologe gehalten wurden, aber immerhin sind die Leute gekommen und haben gemeinsam an einer Veranstaltung teilgenommen“, ergänzt er.

Der Pluralität auf die Sprünge helfen

Im Jahr 2006, so Roberto Veiga, sei der Diözesanbischof Jaime Kardinal Ortega mit der Idee an sie herangetreten, die Leitung des Blattes Espacio Laical zu übernehmen. Gedacht habe man dabei zunächst an eine Publikation für die Katholiken im Land, das seien nach Gottesdienstbesuchen sehr wenige, obwohl heute 60 Prozent der Kubaner getauft sind. Doch dieser „Zielgruppenfokus“ währte nicht lange: Fidel Castro gab die Regierungsgeschäfte im Jahr 2008 an seinen jüngeren Bruder Raúl ab und das verschob Räume. Raúl Castro rief zur Debatte über die Zukunft der kubanischen Gesellschaft auf und das griff die katholische Kirche auf.

Das Blatt soll nun der Pluralität der Gesellschaft auf die Sprünge helfen, man sehe das als „einen Dienst an der kubanischen Gesellschaft“ an, so González. Mit so einem Blättchen sei es jedoch nicht getan. Es müssten mehr Räume entstehen, in der nicht die Diffamierung von Andersdenkenden die Debatten beherrsche. Die Kirche, so Roberto Veiga, könne einen Raum dazu bieten, da sie „für alle Kubaner offen sein soll“.

Autorin: Bettina Hoyer

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