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Kolumbien |

Eine Stimme für Südamerika

An Selbstbewusstsein mangelt es ihr nicht: "Südamerika ist ein Beispiel für den Rest der Welt", sagt Maria Emma Mejia in einem ihrer vielen Interviews in dieser Woche. Damit gibt die Kolumbianerin schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was sie als ihre eigentliche Aufgabe ansieht. Als Generalsekretärin muss die 57-Jährige nun den noch verhältnismäßig jungen Staatenbund Union Südamerikanischer Nationen (Unasur) formen. Der hat drei Jahre nach seiner Gründung am heutigen Donnerstag (Ortszeit) in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito seinen endgültigen offiziellen Sitz bekommen.

"Enormes Zeichen von Reife"

Mejia ist Nachfolgerin des im vergangenen Jahr verstorbenen Argentiniers Nestor Kirchner, der "als Feuerwehrmann viele Brände löschen musste", so die Politikerin. Sie will dazu beitragen, eine langfristige diplomatischen Offensive für den Ausbau von Unasur zu starten. Es sei ein enormes Zeichen von Reife, dass es in dieser problematischen Region eine neue politische Ordnung gebe, sagt Mejia und blickt nach Europa. Der Kontinent habe im vergangenen halben Jahrhundert vorgemacht, wie man sich organisiere und so an Einfluss gewinne.

Gewaltige politische Spannweite

Sie wird wissen, was sie sich zumutet. Denn Südamerikas politische Spannweite ist gewaltig: vom Lautsprecher und Linksaußen Hugo Chavez aus Venezuela bis zum konservativen Kolumbianer Juan Manuel Santos. Dass sich ausgerechnet diese beiden kontinentalen politischen Schwergewichte jüngst zusammenrauften und nun eng zusammenarbeiten wollen, macht es Mejia sicherlich leichter.

Konfliktherde gibt es trotzdem genug: Bolivien verlangt von Chile einen Meereszugang, und Argentinien wärmt den Falkland-Konflikt auf. Eine diplomatische Stimme des Ausgleichs, die in ganz Südamerika anerkannt wird, ist da dringend notwendig. Die zwölf UNASUR-Gründungsmitglieder, die am 23. Mai 2008 in Brasilia den Staatenbund aus der Taufe hoben, haben sich laut Satzung verpflichtet, den Kampf gegen Ungleichheit, soziale Ausgrenzung, Hunger, Armut und Unsicherheit aufzunehmen.

Europäisches Modell

Was Mejia andeutet, scheint auch die Stimmung unter den Vertragspartnern widerzuspiegeln: Langfristig träumen sie von einem europäischen Modell. Eine einheitliche Währung, der Abbau von Handelsbeschränkungen und eine starke diplomatische Stimme, die die Anliegen Südamerikas gegen den mächtigen Nachbarn im Norden - die USA - und den alten Kontinent - Europa - verteidigt.

Vielleicht gerade deshalb ist Maria Emma Mejia die richtige Frau am richtigen Platz. Auf der Showbühne ist sie ebenso zuhause wie auf dem diplomatischen Parkett. Mehr als fünf Jahre lang begleitete sie Popstar Shakira auf Schritt und Tritt. Als Präsidentin der nach der Sängerin benannten Stiftung, die sich für arme Kinder in Kolumbien einsetzt, war sie so etwas wie das soziale Gewissen ihrer Heimat. Zuvor hatte sie zeitweilig das Amt der Außenministerin und der Bildungsministerin inne. Und auch als Fernsehjournalistin machte sie sich in ihrem Heimatland einen Namen als kritische Polit-Talkerin.

Wenig Zeit

Nun kehrt sie als Entscheidungsträgerin zurück in die politische Arena. Viel Zeit bleibt Mejia allerdings nicht: Im diplomatischen Ränkespiel um die Postenvergabe einigten sich hinter den Kulissen Venezuela und Kolumbien auf eine Rotationslösung. Bereits im kommenden Jahr soll Mejia Platz machen. Dann rückt der Venezolaner Ali Rodriguez auf den Posten. Es scheint, dass die Südamerikaner zumindest, was das Pokern um die einflussreichen Positionen angeht, schnell von ihrem europäischen Vorbild gelernt haben.

Tobias Käufer, kna

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