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Ein Caudillo namens Donald Trump

Verlorenes T-Shirt mit der amerikanischer Flagge am Grenzfluss Rio Bravo in Mexiko. Foto: Adveniat/Escher.
Verlorenes T-Shirt mit der amerikanischer Flagge am Grenzfluss Rio Bravo in Mexiko. Foto: Adveniat/Escher.

Noch ein Caudillo? Hugo Chavez, Fidel Castro, Evo Morales - in Lateinamerika gehören autoritäre Anführer mit Charisma zum politischen Alltag. Doch das sich nun ausgerechnet ein rechter Populist aus den USA anschickt, diese Tradition fortzusetzen, ist ein schwerer Schlag für die Region.

"Die Parallele zu Venezuelas Ex-Präsident Hugo Chavez ist gar nicht so absurd", meint Oliver Stuenkel, Professor für internationale Beziehungen an der Universität Fundação Getúlio Vargas in São Paulo. Trumps politische Ideen und seine Sprache, mit der er die Opposition als unpatriotisch oder verräterisch brandmarke, seien "seit langem Teil des lateinamerikanischen politischen Vokabulars".

Mit seinem protektionistischen Programm ist Trump dabei, eine stille Übereinkunft zwischen Lateinamerika und den USA zu brechen. Sie lautet: Millionen von Latinos schicken ihre hart in den USA verdienten Dollars zurück in ihre Heimat und sichern so das Überleben ihrer Familienangehörigen. Im Gegenzug verkaufen US-amerikanische Firmen ihre Produkte bei ihren südlichen Nachbarn.

Fataler Protektionismus

Mit Trumps Amtsantritt könnten die Tage dieses bisher besonders für die USA lukrativen Geschäftsmodells gezählt sein. Denn wenn Washington die Einwanderung aus dem Süden blockiert und die Ausweisung illegaler Einwanderer forciert, verliert die Region ihr soziales Ventil und die USA einen ihrer größten Absatzmärkte.

"Wenn die Rücküberweisungen ausbleiben, haben die Länder Zentralamerikas und Mexiko ein großes Problem", bestätigt Lateinamerika-Experte Oliver Stuenkel. Seine Prognose ist negativ: "Gerade in dem Moment, wo Brasilien und Argentinien ihre Märkte öffnen, ist die Wahl eines Protektionisten wie Trump fatal."

Lateinamerika ist nicht nur politisch, sondern vor allem wirtschaftlich eine strategisch wichtige Region für die USA. Ein Fünftel des gesamten US-amerikanischen Außenhandels wird in der Region abgewickelt. Nach Angaben der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (CEPAL) liegt Lateinamerika mit 22 Prozent direkt hinter Asien (28 Prozent), aber noch vor Europa (17 Prozent).

Gefährdetes Wachstum

Auffallend groß ist die Differenz zwischen Mexiko, Mitglied der nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA, und dem Rest der Region. 2016 summierte sich der Handel zwischen Süd- und Mittelamerika mit den USA auf 222 Milliarden Dollar, während der Warenaustausch mit Mexiko mit rund 480 Milliarden Dollar mehr als das Doppelte erreichte.

Mit Trump in Washington müssen sich die Latinos nun auf harte Zeiten einstellen: Seine Wirtschaftspolitik könnte die zarten Wachstumsprognosen für die Region zurückwerfen, und seine Anti-Migrationspolitik dürfte die Preise für Schlepper weiter in die Höhe treiben. Damit nicht genug: Auch Investoren könnten sich zurückziehen.

"Die hohen Ausgaben für den Ausbau der Infrastruktur und die geplanten Steuersenkungen führen in den USA zu inflationärem Druck. Die US-Zentralbank wird wahrscheinlich die Zinsen erhöhen", prognostiziert Experte Stuenkel. Die Folge sei, dass Investoren ihr Geld abzögen und in den USA anlegten. Stuenkel: "Dies könnte dazu führen, dass mehrere Regierungen in den nächsten Jahren in Zahlungsschwierigkeiten geraten."

China statt USA?

Die Krise in Lateinamerika öffnet die Tür für China. Das Reich der Mitte hat bereits 2009 die USA als wichtigsten Handelspartner Brasiliens abgelöst. Mit Peru, das die größte chinesische Community in Lateinamerika beherbergt, hat Peking ein Freihandelsabkommen geschlossen.

Laut Interamerikanischer Entwicklungsbank (IDB) ist China nach den USA mittlerweile der zweitgrößte Handelspartner Lateinamerikas mit einem Anteil von 13,7 Prozent am Außenhandel der Region. Allein der Handel mit Brasilien, Chile, Kolumbien und Peru machte dabei mehr als die Hälfte des Handelsvolumens von 263 Milliarden US-Dollar aus.

"Die Chinesen haben schon unter George W. Bush, von 2001 bis 2009, erfolgreich ihren Einfluss in Lateinamerika ausgebaut", erinnert Stuenkel. "Die Modernisierung der lateinamerikanischen Infrastruktur wäre ohne chinesische Investoren nicht möglich."
Der wachsende wirtschaftliche Einfluss Chinas ist allerdings noch nicht überall im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen. Auch wenn die chinesische Immigration nach Nord- und Südamerika extrem gestiegen ist - die Mehrheit der Latinos versucht ihr Glück weiter in den USA und nicht in China.

Laut Medienberichten ist der Andrang Richtung Norden zurzeit besonders hoch, gerade weil viele Migranten befürchten, dass die Einreise in Zukunft schwieriger und damit teurer wird. Schätzungen des Pew Research Center zufolge leben rund zehn Millionen der insgesamt 55 Millionen Latinos in den USA ohne gültige Aufenthaltspapiere.

Quelle: Deutsche Welle, Autorin: Astrid Prange.

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