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Mexiko |

Ein Bischof gegen die Drogenmafia

Die Schlagzeilen liefen Anfang der Woche im Minutentakt über die Agenturen: Spezialkräfte der mexikanischen Bundespolizei hätten Bischof Miguel Patino Velasquez in Sicherheit gebracht. Statt in seinem Bischofssitz habe sich der 75 Jahre alte Bischof von Apatzingan auf einer Polizeiwache wiedergefunden, meldeten mexikanische Medien. Zuvor hätten Armeeeinheiten der Militärpolizei die Hafenstadt Lazaro Cardenas unter ihre Kontrolle gebracht.

Lazaro Cardenas liegt in der Unruheprovinz Michoacan, in der es in den vergangenen Tagen immer wieder zu heftigen Kämpfen kam. Der Hafen der Stadt gehört zu den wichtigsten des Landes. Allerdings sollen ihn auch die Drogenkartelle als Umschlagsplatz für Chemikalien zur Drogenherstellung nutzen. Nun versucht die Staatsmacht mit aller Gewalt, die Kontrolle zurückzugewinnen.

Ein Sprecher der Diözese versicherte nach den Meldungen über den Polizeieinsatz, der Bischof sei in Sicherheit; darüber hinaus habe es keine besonderen Maßnahmen gegeben. Verzweifelte Gläubige hatten sich an das Bistum gewandt. Viele von ihnen hatten noch vergangene Woche gemeinsam mit dem Bischof an einem Friedensmarsch teilgenommen, um auf die katastrophale Lage in der Stadt hinzuweisen.

Die Aufregung um Bischof Patino hat ihre Gründe. Wiederholt wies der weißhaarige Ordensmann auf die unerträgliche Gewalt in Michoacan und in der Stadt Apatzingan hin. Hier kämpfen die mexikanischen Drogenkartelle "Familie", "Die Tempelritter", "Jalisco Neue Generation" und "Die Zetas" um Marktanteile, Vertriebsrouten und Einfluss. Da Polizei und Armee gegen die Gewaltexzesse der Kartelle machtlos scheinen, nahmen die Mexikaner ihr Schicksal zuletzt selbst in die Hand. Bürgerwehren versuchten, sich den Kartellen in den Weg zu stellen. Die reagierten auf ihre Art und feuerten auf Demonstranten. Zudem legten sie Umspannwerke und Tankstellen in Schutt und Asche.

Kartelle betrachten Bundesstaaten als ihr Eigentum

Nach Angaben der Sicherheitskräfte stand offenbar ein Mordanschlag der "Tempelritter" gegen den Bischof unmittelbar bevor. Mitte Oktober prangerte Patino in einer Rede Michoacan als einen "gefallenen Staat" an. Das Fehlen von Justiz und Gesetz provoziere eine Mischung aus Unsicherheit, Angst, Traurigkeit, Misstrauen, Rivalität, Tod, Repression und Flucht. "Wenn es keine Gerechtigkeit gibt, dann gibt es auch keinen Frieden, keine Entwicklung, keinen Wachstum und keinen Wohlstand in der Gesellschaft. Und das, so versichere ich Ihnen, sind die aktuellen Bedingungen in Michoacan", ließ der 75-Jährige seine Landsleute in seinem Hilferuf wissen.

Und er ging noch weiter. Die Drogenkartelle betrachteten den vier Millionen Einwohner zählenden Bundesstaat im Westen Mexikos wie ihr Eigentum. Kriminelle Banden kontrollierten sogar den Verkauf der mexikanischen Leibspeise, der Tortillas. Und schließlich griff der Bischof auch die lokale Politik frontal an: Die kommunalen Regierungen und die Polizei hätten sich den Kriminellen unterworfen, und mittlerweile gebe es jeden Tag mehr Gerüchte darüber, dass auch die Regierung des Bundesstaates in Diensten der organisierten Kriminalität stehe: "Das alles provoziert Verzweiflung und Enttäuschung in der Gesellschaft", rundete der Bischof seine Abrechnung mit der aktuellen Lage in seiner Heimat ab.

Dieser Mut ist in Michoacan mittlerweile selten - und vor allem lebensgefährlich. Trotzdem will Patino nicht schweigen. Noch am Abend stellte das Bistum klar: Der Bischof werde seine Arbeit fortsetzen, ohne besondere Schutzmaßnahmen und ohne Angst.

Quelle: KNA

Bischof Miguel Patino Velasquez. Bildquelle: Youtube

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