Drakonisches Urteil gegen Mapuche
Die am Dienstag vom Gericht ausgesprochenen Haftstrafen für vier Mapuche-Aktivisten haben für massive Kritikt gesorgt. Das Urteil gegen Héctor Llaitul, Ramón Llanquileo, José Huenuche und Jonathan Huillical sei „eindeutig politisch“, erklärte Pamela Pezoa, Ehefrau eines der Verurteilten gegenüber dem venezolanischen TV-Sender TeleSur. Die Gattin von Héctor Llaitul nannte die langen Haftstrafen gegen die Mapuche in einem Interview eine „Demonstration der Ungerechtigkeit“.
Llaitul, der der politischen Führung der Mapuche-Organisation „Koordination Arauco Malleco“ (CAM) angehört, wurde vom Gericht des „versuchten Mordes“ an einem Staatsbeamten im Jahr 2008 sowie des „Raubes“ aus dem Besitz eines Großgrundbesitzers schuldig gesprochen. Der 41-Jährige wurde zu 25 Jahren Haft, seine drei Mitangeklagten unter derselben Anklage zu je 20 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. „Drei der vier Verurteilten sind wichtige CAM-Funktionäre, wichtige Personen im Prozess um die Wiedererlangung von Grund und Boden“, verurteilte Pezoa das Urteil als „harten Schlag gegen das Volk der Mapuche“.
Beobachter hatten den Prozess wegen der Anwendung des umstrittenen Anti-Terror-Gesetzes wiederholt kritisiert. Grundlage des Beweisführung waren zwei Zeugen, wobei deren Aussagen „zweifelhaft“ seien, so die „Chilenische Kommission für Menschenrechte“ (CCHDH). Elías Paillán, Journalist der Tageszeitung „Observatorio Cuidadano“ nannte den Prozess „sinnbildlich und ohne Vorbild“. Drei Monate lang habe die Anklage „unzureichende Beweise“ angeführt, die Anwendung des Anti-Terror-Gesetzes sei den Umständen nicht angemessen gewesen. Die CAM setzt sich für die Rückgabe historischen Siedlungsgebietes der Mapuche-Urbevölkerung ein. Mapuche besetzten in Cañete, Sitz des Gerichts und 634 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago am Dienstag friedlich eine Kirche. Die Verurteilen traten in den Hungerstreik. (bb)