Diktatur-Akten sollen gesichert werden
Hunderte Gerichtsakten aus der Zeit der Militärdiktatur in Uruguay sollen identifiziert und digitalisiert werden. Das teilte das uruguayische Oberste Gericht am Montag (Ortszeit) in Montevideo mit. Finanziert werde das "Projekt der Erinnerung" von der Europäischen Union. Später solle das Archiv auch für die öffentlichkeit zugänglich sein.
Schätzungen zufolge sollen in dem südamerikanischen Land während der Diktatur von 1973 bis 1985 rund 9.100 Zivilisten vor Militärgerichte gestellt worden sein. Mehrere von ihnen starben in Gefangenschaft. Die militärischen Gerichtsakten lagern derzeit in verschiedenen Einrichtungen der Armee und befinden sich laut Angaben teils in kritischem Zustand. "Es ist beinahe unmöglich, die Akten einzusehen", sagte der Präsident des Obersten Gerichtshofes, Jorge Chediak. Dies sei jedoch nötig, um Vergehen gegen die Menschenrechte aufzudecken.
Das Digitalarchiv soll im Frühjahr 2012 fertiggestellt sein. Die EU finanziert das Projekt laut Mitteilung mit rund 115.000 Euro. Die Universität von Uruguay übernimmt die technischen Arbeiten zur Digitalisierung. Der EU-Botschafter in Uruguay, Geoffrey Barret, zeigte sich zufrieden. Für die EU sei es wichtig, dass Beweise für Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufgehoben und geschützt würden.
Während der Militärdiktatur in Uruguay wurden Tausende Zivilisten oft willkürlich festgenommen. Viele von ihnen verbrachten erst Wochen auf Polizeistellen und wurden oft gefoltert, bevor sie freigelassen oder vor ein Militärgericht gestellt wurden. Dort waren die Bedingungen für einen fairen Prozess nicht gegeben.
Quelle: kna