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Chile |

Die Qualität des Fernsehens

Die zunehmende Verflachung des Fernsehprogramms: Auch Lateinamerika kann ein Lied davon singen. Eine Analyse aus Chile von Álvaro Cuadra.

Das frei empfangbare Fernsehen in unserem Land nähert sich dem Nullpunkt, was die Qualität der Informationen für die chilenische öffentlichkeit betrifft. Wir haben es mit der paradoxen Situation zu tun, dass die wichtigsten Nachrichtensendungen der verschiedenen Sender ein gleiches Muster aufweisen, das genau genommen Nachrichten ausschließt. Alles scheint auf ein Sammelsurium vermischter Bilder hinauszulaufen, über „Mapuche mit Unternehmersinn“, „die Ankunft der ersten Elektroautos in Chile“ und die lächelnde Figur des Präsidenten, der die erste Elektroladestation feierlich eröffnet.

Die Herrschaft des Infotainment

In unserem Land wird eine weltweit zu verzeichnende Tendenz auf die Spitze getrieben, die Kommunikationswissenschaftler aufgezeigt haben. Mit Macht hat sich der Begriff des „Infotainment“ eingebürgert, was bedeutet, dass Nachrichtensendungen Teil der Ablenkung der Massen sind.

Unter der Rubrik „Nachricht“ marschieren beispielsweise die Führungskräfte großer Geschäfte auf, um den Zuschauern das Eintreffen des neuesten intelligenten Mobiltelefons zu verkünden, oder irgendeine andere Neuigkeit aus der Welt des Konsums. Und wenn dann irgendeine zufällige Information auf den Bildschirm kommt, so handelt es sich mit Sicherheit um eine Polizeimeldung, oder um eine aus dem Sport.

Kurzum, die Nachrichtensendungen setzen ihr Publikum einer ständigen Spannung zwischen luxuriöser Konsumfreude und der blutigen Bedrohung des Verbrechens aus.

Missstände wie Armut werden ausgeblendet

Das Bild von unserer Gesellschaft, das sich aus diesen „Fernsehnachrichtensendungen“ ableiten lässt, ist das eines idealen Landes, in dem es keinen Bevölkerungsanteil von 20% Armer gibt; ein Land, in dem die Regierung die Dinge gut und auf transparente Weise macht – und nicht das Bild eines Landes, dessen Ungleichheits-Indexzu den Schlechtesten im Ranking der OECD gehört.

Unter dem Strich wird das Bild eines Landes vermittelt, das völlig frei ist von politischen und sozialen Konflikten, denn sie alle scheinen mit kriminellen Verhaltensweisen verbunden zu sein, welche die Ordnungskräfte zu kontrollieren wissen.

Weltnachrichten auf kleiner Flamme

Unser Fernsehen errichtet Tag für Tag eine tief konservative Scheinwelt, welche die Archetypen unserer Ursprünge bestätigt, die archetypischen Figuren unserer Pfarrer, Militärs und Händler. Zugleich verherrlicht das Fernsehen die Konsumgesellschaft als Vollendung des Begehrens und der Freiheit.

Unser Fernsehen ist nicht nur konservativ, sondern außerdem selbstbezüglich, denn wir erhalten nur wenig Informationen über das, was gerade in anderen Breitengraden passiert, ganz zu schweigen von anderen lateinamerikanischen Realitäten. Ein schlichter Vergleich mit internationalen Nachrichtensendungen zeigt uns die schlechte journalistische Qualität, in der unser chilenisches Fernsehen versunken ist.

Fußball als Bühne für verdrängte Konflikte

In diesen Zeiten des Fernsehens auf „chilenische Machart“ sind die Armen verschwunden, die Arbeiter, die Campesinos, die Mapuche (ausgenommen die Unternehmer). Alle Chilenen haben sich in Konsumenten verwandelt oder in Fußballfans. Der Fußball inszeniert als Spektakel jeden möglichen Konflikt, in jedem Klassiker-Duell bricht symbolisch all das durch, was die Gesellschaft per Definition ausschließt.

Unser Fernsehen nähert sich somit dem Nullpunkt, an dem die Bilder nur verführen, ohne an Inhalte zu appellieren, welche über sie hinauswirken.

Autor: Álvaro Cuadra, Dozent an der „Escuela Latinoamericana de Postgrados“ (ELAP), Quelle: Alainet, Übersetzung: Bernd Stößel

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