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Kolumbien |

Die Herausforderung des Friedens

Der Tod des FARC Anführers Alfonso Cano während einer Militäraktion Anfang November hat erneut die Thematik von Frieden und Krieg auf die politische Agenda gebracht. Und das in dem südamerikanischen Land, das seit 50 Jahren vom ältesten bewaffneten Konflikt des Kontinents geprägt ist.

Eine Lösung nicht in Sicht

„Ich sehe keine Möglichkeit einer Lösung des bewaffneten Konflikts in nächster Zeit“, betont Alejo Vargas Velásquez nach Beobachtung der aktuellen Aktivitäten und Zeichen von Regierung und FARC. Vargas Velásquez ist Professor der Universidad Nacional de Colombia und Leiter der Forschungsgruppe für Sicherheit und Verteidigung.

„Ausgehend von den Diskursen über den Frieden von der FARC, äußert weder sie selbst, noch die Regierung Santos einen wirklichen politischen Willen, der wenigstens ein Anfang eines Verhandlungsprozesses sein könnte”, sagt der Uni-Dozent, der in der Vergangenheit schon mehr als einen Verhandlungsprozess zwischen Regierung und bewaffneten Gruppen geführt hat. „Mein Gefühl ist, dass in der Realität keine der beiden Parteien den Frieden will ohne nicht einen Triumph ihrer politischen Ziele zu erlangen”, unterstreicht Vargas Velásquez; das heißt eine Niederlage des Gegners.

Frauen sind doppelt Opfer

„Im Krieg sind wir Frauen doppelt Opfer. Denn wir leiden an unserem eigenen Leib. Alle bewaffneten Akteure verletzen Frauen auf die eine oder andere Art. Das ist unsere alltägliche Realität. Und deswegen sind wir überzeugt von der dringenden Notwendigkeit einer politischen Lösung”, sagt Marina Gallego, Koordinatorin der Ruta Pacífica, einem Netzwerk von Frauenorganisationen im Land.

„Für uns ist der Krieg Ausdruck von Machismo und Patriarchat. Daher ist unsere Position verknüpft mit einer konstanten Mobilisierung für Frieden mit sozialer Gerechtigkeit”, fügt sie hinzu, „unser Körper ist für uns der erste Ort von Frieden.”

„Die Militarisierung des Landes betrifft uns direkt - und zwar im Superlativ. Wir sind überzeugt davon, dass ein Ende des Konflikts es erleichtern wird mit mehr Wirkung und Ruhe für unsere Ansprüche in spezifischen Bereichen zu arbeiten.” Gallego bekräftigt: „Eine Verhandlung wäre angebracht. Es ist nicht ratsam, dass der Konflikt infolge einer militärischen Niederlage der bewaffneten Gruppen endet. Das würde noch mehr Wunden öffnen, die schwer zu heilen wären.“ 75 Prozent der Bevölkerung sei mit einem Ende des Konflikts durch Verhandlungen einverstanden.

Gemeinschaften als politische Subjekte

„Wir müssen das Modell eines anderen Friedensaufbaus verstärken“, meint der Anthropologe Diego Pérez, der auch mit verantwortlich für das schweizerische Programm “Promoción de la Paz en Colombia” ist. Dieses Modell entsteht aus einer konkreten, alltäglichen Erfahrung heraus, die von den Gemeinschaften gelebt wird, die das “Red de Iniciativas de Paz desde la Base” integriert.

Das Netzwerk verbindet insgesamt 30 soziale Prozesse, die in verschiedenen Regionen des Landes von bäuerlichen und indigenen Gemeinschaften durchgeführt werden. „All diese Prozesse laufen in Gebieten, in denen die Konfrontationen kochen“, bekräftigt Diego Pérez. „Diese Gemeinschaften haben beschlossen politische Subjekte und Konstrukteure des Friedens zu sein”, so der Anthropologe. Deshalb warten sie nicht darauf von den bewaffneten Akteuren und der Regierung an einen eventuellen Verhandlungstisch eingeladen zu werden oder an einem Friedensprozess beteiligt zu werden, „sondern sie versuchen von ihren Gebieten und Möglichkeiten her Frieden aufzubauen, sie treiben lokale Ordnungen und regionale menschliche Zwiegespräche an.“

Ein Frieden von unten

Ein Frieden von der Basis aus beziehe die einzelnen Standpunkte mit ein und damit auch die Weltanschauung dieser Gemeinschaften. „Für sie ist der Friede ein Synonym von Territorium. Und ein Territorium kann nicht verstanden werden als ein zerstörtes Land ohne Vielfalt und Reichtum, Leben, Wasser, Wald, Gestein, Legenden und Vorfahren,” erklärt Pérez. Eine solche Friedensvision sei sehr viel näher am Leben dieser Gemeinschaften als ein traditionelles Konzept wirtschaftlicher Entwicklung.

Diese regionalen Kräfte widersprächen nicht den etwaigen Verhandlungsversuchen auf nationaler Ebene, sondern vervollständigen diese. Sie begründen eine grundlegende Herausforderung für die Zukunft des Landes. “Eine Zukunft, die von allen Beteiligten einen Geist der Kommunikation, des Verständnisses dem anderen gegenüber verlangt, sogar wenn es der Feind ist, und vor allem viel Großzügigkeit bei den Verhandlungen”, so Pérez.

Autor : Sergio Ferrari, deutsche Übersetzung und Bearbeitung: Annika Sophie Duhn

Quelle: Adital

 

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