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Kolumbien |

Die 15 unbequemen Fragen von Medellín

Während das Wall Street Jorunal, die Citigroup und Urban Land Institute die kolumbianische Millionen-Metropole Medellín vor wenigen Tagen noch vor New York und Tel Aviv zur innovativsten Stadt der Welt kürten und damit einen medialen Begeisterungssturm in Kolumbien entfachten, gab Medellíns Erzbischof Ricardo Tobon Restrepo mit 15 unbequemen Fragen zur Gewalt in der zweitwichtigsten Stadt des südamerikanischen Landes den Startschuss zu einer Debatte über die Realität in Medellín knapp 20 Jahre nach dem Tod des legendären Drogenbaros und Chef des berüchtigten Medellín-Kartells Pablo Escobar.

Blickpunkt Lateinamerika hat die 15 Fragen von Erzbischof Ricardo Tobon Restrepo dokumentiert:

01.) Warum berichten die Medien nicht exakt über die Situation der Gewalt, die sich im Großraum Medellín abspielt?

02.) Wenn jemand Personen, die mit der Gewalt in Verbindung stehen, anzeigt, warum wissen diese Personen dann sofort Bescheid, fordern die Gründe und reagieren mit Repressalien?

03.) Warum hat bislang niemand etwas erreicht, damit die Verwicklung von Kindern und Jugendlichen in den Krieg und die sexuelle Ausbeutung von Mädchen in diesem Konflikt aufhört?

04.) Warum sind die Gefängnisse in nicht wenigen Fällen der Platz, von dem aus die Aktionen der Kriminellen kontrolliert werden und der Ort, von welchem sie die kriminellen und terroristischen Aktionen planen und leiten?

05.) Warum gelingt es niemanden, von Grund auf die Verbindungen zwischen Drogenhandel und Gewalt zu eliminieren, wenn – wie eine offizielle Quelle besagt - 97 Prozent der Morde in Medellín ihre Ursache im Drogenhandel haben?

06.) Warum wird weiterhin von „Mikro-Handel“ gesprochen, wenn, wie die Daten, die in den Medien veröffentlicht wurden, aussagen, dass in Medellín ein Geschäft floriert, dass einen Umfang von zwei Billionen Pesos übersteigt und in dem 85 Prozent der jugendlichen Bevölkerung in den Armenvierteln in irgendeiner Form involviert sind?

07.) Warum wird die Investition, die in die Bildung gemacht wird, nicht besser ausgenutzt, damit das, worum es wirklich geht, vorangetrieben wird: lehren, leben und zusammenleben.

08.) Warum sind so viele moderne und hochmoderne Waffen im Umlauf; wer fördert dieses Geschäft; mit welchem Geld werden sie erworben; wer lehrt den Umgang mit diesen Waffen?

09.) Warum gibt es immer noch ein so hohes Maß an Straflosigkeit? Wo sind die Wahrheit und die Gerechtigkeit? Kann man eine ideologische und wirtschaftliche Ausbeutung des Schmerzes derjenigen erlauben, die darunter leiden?

10.) Warum kostet ein Menschenleben in Medellin so wenig? Warum ist es möglich, dass irgendjemand in dieser Stadt und seiner Umgebung mit so wenig Geld und ohne große Anstrengung einen Auftragsmörder finden kann?

11.) Warum steigt das Niveau der Infrastruktur, während das Niveau der Armut nicht sinkt? Warum sagen wir, dass es der Stadt gut geht, während es den Menschen schlecht geht?

12.) Warum ist die Gewalt so gut organisert wie ein tatsächliches und omnipräsentes Unternehmen, mit einer Geschäftsführung, die gut auszumachen ist und die alle Welt respektiert und akzeptiert?

13.) Warum wird die Mission und die Aufgabe der Familie von bestimmten Kommunikationsmedien nicht geschützt, obwohl sie wissen, dass ein Zusammenleben in einer Gesellschaft ohne die Familien nicht möglich ist - vor allem, wenn feindliche Ideologien und andere Risikofaktoren diese natürliche und fundamentale Institution gefährden?

14.) Warum reisen so viele Menschen ganz ruhig in ihrem Boot des Egoismus und der Gier, wissend, dass ohne eine gerechte und pazifistische Gesellschaft ihr Boot irgendwann untergehen wird?

15.) Warum erreicht die Kirche mit all ihren evangelisierenden Aktivitäten keinen sichtbareren Einfluss auf die Bildung des Bewusstseins und die Genesung einer moralisch kranken Gesellschaft?

Autor: Tobias Käufer, Bogotá

Töten verboten! - Graffiti im Barrio La Canada in Medellín. Foto: Adveniat/Escher.

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