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Peru |

Die 100 Tage der Susana Villarün

Eine der größten Überraschungen im letzten Jahr war die Wahl der Menschenrechtlerin Susana Villarán zur Oberbürgermeisterin von Lima im Oktober 2010. Seit 100 Tagen ist die 61-jährige Journalistin, Mutter und Großmutter nun im Amt, als erste Frau überhaupt. Mit Susana Villarán bekleidet zudem erstmal seit 20 Jahren wieder eine Vertreterin der Linken ein hohes politisches Wahlamt in Peru.

Zu verdanken hat dies Susana Villarán ihrem linksdemokratischen modernen Programm ebenso wie dem Zufall, dass ein Mitkonkurrent kurzfristig disqualifiziert wurde. Vor allem aber hat sie mit ihrer außergewöhnlich herzlichen, volksnahen und ehrlichen Art viele Menschen für sich eingenommen.

Selbst entscheiden

„Mich fasziniert Politik“ sagte Susana Villarán mit dem für sie so charakteristischen herzlichen Lachen vor einigen Jahren auf die Frage, warum sie mit ihren 50 Jahren eine neue Partei gründen wolle. Es war Anfang des Jahrtausends, Villarán hatte als Menschenrechtsaktivistin daran mitgewirkt, die Korruption und die Menschenrechtsverletzungen des Präsidenten Alberto Fujimori aufzudecken. Die politischen Parteien waren tief diskreditiert beim peruanischen Volk, die Linksparteien zudem seit Jahren zersplittert.

In diesem Kontext begann Susana Villarán ihren Traum einer modernen linken Partei zu verwirklichen. „Ich wollte nicht mehr den soundsovielten Protestaufruf schreiben, Klinken putzen, mit dem oder jenem Politiker reden“, erzählt sie heute rückblickend über diese Zeit. „Ich wollte an der Entscheider-Stelle sitzen“. 2006 war sie als Präsidentschaftskandidatin unter „ferner liefen“. 2010 wurde der Traum dann unverhofft war. Seit 1. Januar ist sie im Amt und muss nun beweisen, wie sie ihr Programm in konkrete Politik umsetzen kann.

Anderen Politikstil

Die Herausforderungen im Amt sind groß. Acht Millionen Menschen wohnen in Lima, die Regelung des chaotischen und umweltschädlichen Verkehrs, die Schaffung von Naherholungsflächen sowie die Bekämpfung der Kriminalität sind die größten Probleme der Limenhos, der Bewohner Limas. Dazu kommt die unzureichende Gesundheits- und Sozialversorgung in vielen armen Stadtteilen.

Susana Villarán, die ihre Wurzeln sowohl in der Befreiungstheologie wie auch in der Menschenrechtsbewegung hat, möchte aber auch einen anderen Politikstil einführen: „ Es ist möglich, im Dialog mit den Bürgern und auf transparente Art und Weise zu regieren“, sagte sie in einem Interview für Blickpunkt Lateinamerika. Viele Bürger, die bisher nur an die Zurschaustellung von Großbauten als Ausweis politischer Effizienz gewohnt sind, und denen es egal ist, ob die Machthabenden dabei auch etwas für sich abzwacken, müssen umdenken.

Trotz den anvisierten anderen und weniger spektakulären Politikstils kommen auch Großprojekte nicht zu kurz. In ihrem Rechenschaftsbericht über die ersten 100 Tage im Amt stellt Susana Villarán denn auch sieben geplante Projekte ihrer Stadtregierung vor, unter anderem die Ausweitung des öffentlichen Nahverkehrssystems „Metropolitano“ und einen Aktionsplan zur Bekämpfung der Kriminalität.

Begrenzte Schonfrist

Noch wird Villarán eine Schonfrist gewährt. Die könnte aber bald ablaufen, denn die Peruaner werden am 5. Juni bestimmen, wer Villaráns Nachbar im Präsidentenpalast wird. Da Villarán als Menschenrechtsaktivistin mit zum Rücktritt Alberto Fujimoris im Jahr 2000 beigetragen hat, stünden ihr harte Tage bevor, sollte dessen Tochter Keiko Fujimori am 5. Juni gewählt werden. Ein Wahlsieg des Linksnationalisten Ollanta Humala würde ihr wohl eine friedlichere Koexistenz sichern.

Die Tragik im Wahlsieg Villaráns liegt aber auch darin, dass ihre Linkspartei „Fuerza Social“ ihr politisches Kapital aus der Lima-Wahl nicht in die Präsidentenwahl einbringen konnte. Unstimmigkeiten zwischen den Parteien des linken Wahlbündnisses sowie eine Fehleinschätzung der eigenen Stärke führten dazu, dass „Fuerza Social“ bei den Parlamentswahlen keine Rolle spielte. Der Druck auf das Rathaus ist dementsprechend groß, dass eine moderne Linke gute und wirksame Politik machen kann.

Hildegard Willer, Lima


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