Der Schuldenberg wächst doch
Der Internationale Währungsfond (IWF) befreit Haiti nicht wie angekündigt von seinen Schulden, sondern gewährt einen weiteren Kredit von mehr als 100 Millionen US-Dollar. Dies entschied der IWF-Vorstand in einer Sitzung am Mittwoch (27.01.). Der Direktor des IWF, Dominique Strauss-Kahn, hatte letzte Woche in einem Interview in Hong-Kong gesagt: „Der IWF verhandelt mit den Kreditgebern, so dass die Schulden Haitis vollständig erlassen werden können. Dazu gehört auch der neue Nothilfe-Kredit. Sollten wir das schaffen – und ich bin sicher, dass wir es schaffen – wird der neue Kredit sich in verlorene Zuschüsse verwandeln.“ In diesem Fall hätte Haiti den Kredit nicht zurückzahlen müssen.
Die Ankündigung Strauss-Kahns wurde in der Vorstandssitzung nicht berücksichtigt. Das Entschuldungs-Bündnis erlassjahr.de kritisierte das Vorgehen des IWF-Vorstands. Jürgen Kaiser, Koordinator von erlassjar.de, sagte am Donnerstag: „Haiti war vor dem Erdbeben unter anderem durch seine Auslandsverschuldung ein extrem abhängiges Land. Offenbar will die Mehrheit im IWF, darunter Deutschland, diesen Zustand schnellstmöglich wieder herstellen.“ Damit sei die Chance auf einen schuldenfreien Neuanfang für Haiti vertan. Der Karibik-Staat hat rund 891 Millionen US-Dollar Schulden bei Internationalen Finanzinstitutionen sowie Venezuela und Taiwan. Die Schulden Haitis beim IWF beliefen sich vor dem Erdbeben auf 165 Millionen US-Dollar Schulen. Die Schulden durch den neuen Kredit, der bis Ende der Woche ausgezahlt werden soll, kommen jetzt hinzu.
Text: jam