Demonstranten fordern Aufarbeitung der Militärdiktatur
Mehr als 10.000 Menschen haben in Uruguay nach Angaben der Organisatoren in der Hauptstadt Montevideo für eine Aufklärung des Schicksals der während der Militärdiktatur (1973 bis 1985) verschwundenen Menschen demonstriert. Der Protestmarsch stand unter dem Motto "In meinem Land gibt es keine Gerechtigkeit. Wer sind die Verantwortlichen?"
Efe Oscar Ortasum, einer der Organisatoren der Demonstration, machte die Regierung und das Parlament des südamerikanischen Landes für die schleppende Aufarbeitung des dunklen Kapitels der Geschichte Uruguays mitverantwortlich. "Die politische Macht ist einer der Verantwortlichen", so Ortasum gegenüber internationalen Journalisten. Uruguay sei gegenüber den Opfern in der Bringschuld. Die Demonstration fand am 20. Mai statt, um an die Opfer der Ermordung zahlreicher Oppositioneller am 20. Mai 1976 zu gedenken.
Während der uruguayischen Militärdiktatur von 1976 bis 1985 und den vorausgegangenen drei Jahren des „kalten Staatsstreiches“ von Präsident Bordaberry „verschwanden“ über 200 uruguayische Staatsbürger. Darunter befanden sich auch Kinder, die zusammen mit ihren Eltern verschleppt oder von verschleppten Frauen in geheimen Haftzentren, fast immer in Argentinien, geboren wurden. Tausende Menschen sind unter der Militärdiktatur in Uruguay gefoltert und misshandelt worden. Etwa einer von fünfzig Bewohnern war zumindest zeitweise inhaftiert. Uruguay galt gemessen an der Einwohnerzahl als der Staat mit den meisten politischen Gefangenen. (tk, Amnesty International)