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Venezuela |

David gegen Goliath

Aus dem Lautsprecher dröhnt Chavez, auf der Leinwand erscheint Chavez und auch sein Nachfolger kennt eigentlich nur ein Wort: Chavez. Venezuelas Interims-Präsident Nicolas Maduro setzt im Wahlkampf ganz auf die Popularität seines vor gut einem Monat verstorbenen Vorgängers. Eine Website zählt wie oft Maduro am Tag das Wort Chavez ausspricht: Oft kommen die Internetaktivisten auf mehr als 200 Nennungen. Die tägliche Wiederauferstehung von Chavez verfehlt seine Wirkung nicht. Stimmen die Wahlprognosen wird der ehemalige Außenminister am Sonntag zum neuen Präsidenten des seit 1999 von den Sozialisten regierten südamerikanischen Landes gewählt werden. Chavez wird vor allem in den armen Bevölkerungsschichten wegen seiner Sozialprogramme wie ein Heiliger verehrt. Caracas Erzbischof, Kardinal Jorge Urosa, kommentiert verärgert den religiösen Kult: „Mit Jesus Christus kann man keinen Politiker vergleichen.“

Maduro besitzt eine glänzende Ausgangsposition: Alle staatlich-kontrollierten Sender berichten nahezu pausen- und kritiklos von seinem Wahlkampf. Der bürgerliche Herausforderer Henrique Capriles findet dort deutlich seltener statt. Nur der letzte verbliebene regierungskritische Sender Globovision räumt dem Rivalen der Sozialisten ausführliche Sendezeit ein.

Chavez hatte Nachfolger schon vor seinem Tod "benannt"

Maduro kann im Wahlkampf auf die ölmilliarden des staatlichen Petro-Konzerns PDVSA bauen. Die Kampagne des Regierungslagers verschlingt Millionen Steuergelder. Aufwendige Inszenierungen, umfangreiches Wahlkampfmaterial - Maduro schöpft aus dem Vollen. "Wir haben eigentlich keine Chance, aber aufgeben, das kenne ich nicht", sagt Capriles, der beim letzten Urnengang im Oktober gegen den angeblich vom Krebs vollständig geheilten Chavez mit 45 Prozent das beste Ergebnis aller Herausforderer des populären und charismatischen Revolutionsführers einfahren konnte.

Der wichtigste Faustpfand Maduros aber ist die öffentliche Erklärung von Chavez unmittelbar vor seiner letzten Krebsoperation. Der ehemalige Busfahrer und loyale Gewerkschaftsfunktionär solle sein Nachfolger werden, verkündete Chavez und verhinderte damit einen Machtkampf der Kronprinzen um seine Nachfolge.

"Du bist keiner wie Chavez"

Der Ton im venezolanischen Wahlkampf ist rau: "Niemals werden wir es zulassen, dass sie wieder die politische Macht in diesem Land ausüben", droht Maduro dem Lager seines Herausforderers unverhohlen. Die venezolanischen Militärs stellen sich demonstrativ hinter den Machthaber. Capriles spricht dagegen seinem Kontrahenten das Format ab: "Du Nicolas bist das Problem. Du bist keiner wie Chavez."

Beide Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber. Eine dritte, einigende Kraft gibt es in Venezuela nicht. Die Opposition hat angesichts der ungleichen Voraussetzungen im Wahlkampf jegliches Vertrauen in die Regierung verloren. Hungerstreikende Studenten fordern einen transparenten Ablauf der Wahlauszählung. Dem von den Sozialisten dominierten staatlichen Wahlrat trauen sie offenbar eine Manipulation zu. Die vier dem Regierungslager nahestehenden Frauen im Wahlrat traten zuletzt öffentlich mit venezolanischen Armbinden auf, die das Maduro-Lager als Zeichen der Trauer um den verstorbenen Präsidenten Chavez trugen. So trägt das Regierungs-Lager nur wenig zur Vertrauensbildung bei. Unabhängige Wahlbeobachter, die den gesamten Wahlkampf und die Voraussetzungen der beiden Lager auf gleiche Ausgangsbedingungen begutachten, sind nicht zugelassen. Eine TV-Debatte zwischen Maduro und Capriles wird es nicht geben.

Autor: Tobias Käufer

Studenten sprechen mit dem einzigen Vertreter der Opposition in der staatlichen Wahlkommission CNE. Foto: Jorge Diaz Urbina

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