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Kolumbien |

"Das größte Problem ist das tiefe Misstrauen"

Der katholische Priester Dario Antonio Echeverri ist seit Oktober 2001 Generalsekretär der Nationalen Kommission für Versöhnung (CCN) in Kolumbien, einem wichtigen Gremium der Zivilgesellschaft. Die 1995 auf kirchliche Initiative gegründete Organisation soll einen Friedensprozess in dem Konflikt zwischen Regierung und Rebellen in Gang bringen. Die Arbeit der Kommission wird von zahlreichen kirchlichen Hilfswerken in Deutschland unterstützt. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bogota äußert sich der Rechtsanwalt und Priester Dario Echeverri über die bevorstehenden Gespräche zwischen Kolumbiens Regierung und der Guerilla-Organisation FARC in Oslo.

KNA: Herr Echeverri, über was wird in Oslo eigentlich zwischen Regierung und FARC verhandelt?

Echeverri: Was vor einigen Wochen mit geheimen Gesprächen in Havanna begonnen hat und nun in Oslo fortgesetzt wird, sind keine Friedensverhandlungen, sondern der Beginn einer Suche nach einem Ausweg aus dem bewaffneten Konflikt. Hoffentlich münden diese Gespräche einmal in konkrete Friedensverhandlungen.

KNA: Was sind denn die Perspektiven?

Echeverri: Wenn ich mein Herz sprechen lasse, kann ich nur sagen: Ich hoffe wie so viele Millionen anderer Kolumbianer, dass dieser Prozess in einen sicheren Hafen läuft. Das Land braucht ein solides, konkretes und sehr klares Abkommen.

KNA: Welche Hindernisse gibt es in den Gesprächen zu überwinden?

Echeverri: Es gibt eine ganze Reihe von ernsten Schwierigkeiten: Mit welchen FARC-Kommandanten verhandelt die Regierung? Haben die sich im Ausland aufhaltenden FARC-Kommandanten Möglichkeiten, die noch in Kolumbien befindlichen Kommandanten zu erreichen? Wie viele der FARC-Einheiten fühlen sich an diese Vereinbarungen gebunden? Was ist mit dem Drogen- und dem Waffenhandel, an dem so viele internationale Kräfte verdienen? Dieser Aspekt ist kein rein kolumbianisches Problem, das kann nur international betrachtet werden.

KNA: Wie blickt die kolumbianische Bevölkerung auf die Gespräche? Von einer Friedenseuphorie ist ja nicht viel zu spüren.

Echeverri: Die Mehrheit befürwortet diese Gespräche. Aber es gibt oppositionelle Kräfte in Kolumbien, die den Prozess erschweren und behindern könnten. Ich meine nicht den ehemaligen Präsidenten Alvaro Uribe, den so viele nationale und internationale Journalisten als Gegenspieler zum amtierenden Juan Manuel Santos aufbauen wollen.

KNA: Sondern?

Echeverri: Kräfte, die ein wirtschaftliches Interesse an einer Fortsetzung des Konfliktes haben. Kräfte, die in Zusammenhang mit Fragen des Landbesitzes stehen.

KNA: Die katholische Kirche und auch die Nationale Versöhnungskommission werden zunächst nicht an den Gesprächen teilnehmen.

Echeverri: Die jahrelange Erfahrung der Kommission wird dann von Nutzen sein, wenn die Gespräche ihre schwierigen und kritischen Momente erleben, wie das in der Vergangenheit bei ähnlichen Verhandlungen der Fall war. Dann stehen wir bereit, wenn es notwendig ist. Ich hoffe aber sehr, dass unsere Präsenz nicht nötig sein wird.

KNA: Welche Faktoren entscheiden über einen Erfolg der Gespräche?

Echeverri: Das größte Problem ist das tiefe Misstrauen. Wenn Sie Menschen in Kolumbien fragen, ob sie der FARC vertrauen, sagen sie Nein. Fragen Sie die FARC oder die Regierung, ob sie der jeweils anderen Seite vertrauen, sagen sie Nein. Und alle haben ihre nachvollziehbaren Gründe. Denken Sie an all die Opfer auf beiden Seiten. Trotz der Ermordung des FARC-Chefs Alfonso Cano, trotz der Ermordung zahlreicher Militärs in den letzten Monaten habe ich das Gefühl, dass es einen ernsthaften Willen für diese Gespräche gibt. Das wird der entscheidende Faktor sein: dass beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen.

Autor: Tobias Käufer, Quelle: KNA

Der katholische Priester Dario Antonio Echeverri ist Generalsekretär der Nationalen Kommission für Versöhnung (CCN) in Kolumbien. Foto: Tobias Käufer.

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