Chile: Einmalige Renten-Auszahlungen wegen Corona
Zur wirtschaftlichen und sozialen Bewältigung der Corona-Pandemie ergreift die chilenische Regierung außergewöhnliche Maßnahmen. Ab dem kommenden Donnerstag, 30. Juli 2020, kann sich jede Bürgerin und jeder Bürger Chiles zehn Prozent seiner privat angesparten Beiträge als Einmalzahlung aus der Rentenkasse ausschütten lassen, berichtet das Nachrichtenmagazin "BioBioChile" über die Corona-Gesetzesnovelle.
Die Corona-Krisenmaßnahme war in der vergangenen Woche mit großer Mehrheit von beiden Parlamentskammern verabschiedet worden. Präsident Piñera, dessen wirtschaftsliberale Regierung sich lange gegen den Vorschlag der sozialdemokratischen Opposition gestemmt hatte, unterzeichnete die Norm nach hohem politischen Druck schließlich am vergangenen Donnerstag. Man werde einen "schnellen, einfachen und sicheren" Auszahlungsprozess ermöglichen, sicherte Piñera am Wochenende zu.
Einmalauszahlung per Online-Formular
Zur Abhebung der Rentenbeiträge bei den privaten Rentenversicherungen (AFP) sei lediglich ein Online-Antrag nötig, berichtet die Tageszeitung "La Tercera" über die Vorgaben der staatlichen Überwachungsstelle der AFP. Als Mindestabhebung seien eine Million chilenische Pesos (rund 1.100 Euro), als Maximalbetrag 4,3 Millionen chilenische Pesos (rund 4750 Euro) möglich. Die Möglichkeit der Einmalauszahlung besteht für ein Jahr.
In Chile besteht Rentenversicherungspflicht in Höhe von 13 Prozent des monatlichen Arbeitseinkommens. Die privaten Rentenfonds waren 1982 während der Militärdiktatur von General Augusto Pinochet von Arbeits- und Sozialminister, José Piñera, eingeführt worden, ein Bruder des aktuellen Präsidenten. Statt des Umlageverfahrens gilt in Chile seitdem das Kapitaldeckungsverfahren. Eine staatliche Rentenversicherung gibt es in dem 17,8-Millionen-Einwohnerland nicht. (bb)