Bürgerkriegs-Opfer warten auf Entschädigung
Bis 1996 tobte in Guatemala 36 Jahre lang der Bürgerkrieg. In der Region Río Negro brachte das Militär Anfang der 1980er Jahre bei mindestens fünf Massakern etwa 5.000 Menschen um, darunter zahlreiche Angehörige der Maya Achí. Rund 30 Jahre danach warten viele der Opfer, die überlebten, noch immer auf eine Entschädigung.
Carlos Chen hat 40 Familienangehörige verloren und kämpft mit seiner Organisation ADINIMA gegen das zweite Unrecht. Der Staat habe den Genozid an den Maya-Gemeinden zwar als solchen anerkannt, aber was bedeute das für das Leben der Menschen? Für eine Entschuldigung lasse sich kein Land kaufen und kein Haus bauen. In den Ohren der Opfer klingen die öffentlichen Entschuldigungen hohl.
Nur ein Drittel der vereinbarten Gelder fließt
Das Nationale Entschädigungsprogramm aus der Regierungszeit von Präsident Alfonso Portillo ( 2000 – 2004) wurde zwar mit einem jährlichen Budget von gut 13 Mio. US-Dollar ausgestattet. Jedes Opfer sollte bis zu 5.200 Dollar erhalten können. Der Bau einfacher Wohnungen, die Förderung der landwirtschaftlichen Produktion, psychologische Betreuung, um das traumatische Geschehen des Bürgerkriegs zu verarbeiten – für all dies sollte das Geld verwendet werden.
Doch César Dávila, der Leiter des Programms, muss mit einem knappen Drittel des vereinbarten Beitrages auskommen. Dies bedeutet zum Beispiel, dass die benötigten 3.000 Wohnungen nicht bis zum Ende der Amtszeit von Präsident Álvaro Colom im Januar 2012 gebaut werden können.
Erinnerung an Bürgerkrieg wachhalten
Die Opfer des Bürgerkriegs werden die an wehrlosen Zivilisten verübten Gräueltaten kaum jemals vergessen. Die junge Generation wiederum weiß wenig von dem Konflikt, und das Thema wird in den Schulen auch kaum behandelt. Dies soll sich allerdings noch in diesem Jahr ändern: Im Rahmen des Entschädigungsprogramms ist die Herstellung von Unterrichtsmaterialien zu den bewaffneten Konflikten in Guatemala geplant.
Tatiana Félix, Übersetzung: Bernd Stößel, in:Adital