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Brasilien: Hoffnungsträger für grünen Wasserstoff?

Geht es nach den Experten, dann könnte schon in drei Jahren der erste grüne Wasserstoff von Brasilien nach Deutschland geliefert werden. Damit das gelingt, müssen aber noch viele Hausaufgaben erledigt werden.

Windpark in Osório, Südbrasilien. Foto: Douglas Pfeiffer CardosoCC BY-NC-ND 2.0

Als vor ein paar Wochen der deutsche Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck nach Brasilien reiste, stand vor allem das Thema grüner Wasserstoff im medialen Interesse. Der ist nach Einschätzung der Bundesregierung ein Schlüssel für den Umbau der Energieversorgung weg von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdöl oder Erdgas, hin zu erneuerbaren Energien. Im größten lateinamerikanischen Land, in Brasilien, sieht die Bundesregierung einen potentiellen Partner. Bergbau und Energieminister Alexandre Silveira verspricht: "Wir werden diese Chance nicht verpassen." Brasiliens wolle sich eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von Märkten für kohlenstoffarme Technologien sichern.

Hoher Anteil erneuerbarer Energien in Brasilien

"Auch wenn Brasilien schon einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien hat, müssen für die Wasserstoffproduktion zwingend neue Wind- oder Solarkraftwerke gebaut werden. Geschieht das nicht, müssen entweder fossile Kraftwerke einspringen, um die Stromversorgung weiterhin sicherzustellen, oder der Strom fehlt im Land selbst", sagt Christiane Averbeck von der Klima-Allianz Deutschland im Gespräch mit der DW. Ersteres schade dem Klima, das Zweite den Brasilianerinnen und Brasilianern. "Das Prinzip der Zusätzlichkeit ist entscheidend dafür, dass der erzeugte Wasserstoff wirklich dem Klimaschutz dient."

Großes Potential, aber noch kein Plan

Einer der mithelfen soll, dass aus Absichtserklärungen und Plänen vor Ort Realität wird, ist Ansgar Pinkowski, Direktor Energiewende und Nachhaltigkeit im Competence Center Green Hydrogen Brazil der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer in Rio de Janeiro: "Brasilien hat aufgrund seiner geographischen und natürlichen Voraussetzungen beste Bedingungen für die Produktion von grünem Wasserstoff. Schon jetzt ist der Anteil der erneuerbaren Energien in Brasilien vergleichsweise sehr hoch. Und mittelfristig betrachtet braucht es für den Transport aus dem Nordosten Brasiliens bis in die europäischen Häfen nur acht oder neun Schiffstage", rechnet Pinkowski im Gespräch mit der DW vor.

Während es in Deutschland bereits ein Wasserstoffkonzept gibt, fehlt ein entsprechendes Gegenstück noch auf der brasilianischen Seite. Die neue Regierung von Präsident Luis Inacio Lula da Silva ist erst seit Jahresbeginn im Amt und noch in der Findungsphase. Angesichts bevorstehender Investitionen in die Erdöl- und Erdgasförderung, aber auch angesichts geplanter Effizienzsteigerungen in der klimaschädlichen Agrar-Industrie, ist noch unklar, ob in der neuen Regierung eine ähnliche Wasserstoff-Euphorie herrscht wie in Berlin. Obwohl es positive Signale gibt. "Der neue Präsident von Petrobras, Jean Paul Prates, hat sich in frühen Funktionen stark für Investitionen in klimafreundliche Energien eingesetzt", sagt Pinkowski. Entsprechend groß ist die Hoffnung auf deutscher Seite, dass der Energiekonzern nun auch im gewünschten Umfang auf die Wasserstoffkarte setzt.

Erster Wasserstoff bereits 2025

Läuft alles gut, könnte die erste Wasserstofflieferung aus Brasilien vielleicht schon Ende 2025 in Deutschland ankommen, glauben die deutschen Experten. Für Brasilien biete diese Entwicklung vor allem für den armen Nordosten eine große Chance. Es würden Investitionen in die strukturschwache Region fließen, in der Regel entstehen am Ort der Energieproduktion auch Unternehmen, die auf eben diese Energie angewiesen seien. Der Aufbau einer Wasserstoffproduktion löse eine Kettenreaktion aus: "Das ist eine Chance für eine Reindustrialisierung dieser Region", so Pinkowski.

Brasilien nicht nur als reinen Energielieferanten betrachten

"Grundsätzlich bergen solche Partnerschaften große Chancen für beide Seiten. Mit den richtigen Regeln kann die Wasserstoffproduktion die Energiewende in Brasilien und Deutschland unterstützen und neue Wertschöpfung erschließen. Es wäre allerdings ein Fehler, Brasilien als reinen Energielieferanten für die deutsche Industrie zu begreifen und die künftigen Wasserstoffprojekte nur für den Export zu planen", sagt Klima-Expertin Averbeck.

Die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Lateinamerika hätten ein großes Ungleichgewicht. Vielfach würden in Lateinamerika Rohstoffe ausgebeutet und nach Europa exportiert, ohne dass die dortige Bevölkerung und Wirtschaft davon nachhaltig profitieren würden. Immer wieder leiste die lokale Bevölkerung deshalb Widerstand gegen solche Projekte, warnt Averbeck. "Wer langfristig an guten Wirtschaftsbeziehungen interessiert ist, muss auch einen Beitrag dazu leisten, dass die Projekte so verwirklicht werden, dass ein solcher Widerstand nicht notwendig wird."

Autor: Tobias Käufer, Deutsche Welle

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