Bogotá soll entwaffnet werden
Bogotás neuer Bürgermeister Gustavo Petro will gleich zum Auftakt seiner Amtszeit ein Zeichen setzen. In jungen Jahren versuchte der ehemalige Guerilla-Kämpfer der linksorientierten Rebellengruppe "Movimiento 19 de Abril" (M-19) seine ideologischen Ziele mit Waffengewalt durchzusetzen. Nach einer Gefängnisstrafe entschied sich Petro schließlich auf die Kraft seiner Argumente statt auf Waffen zu setzen. Sein politischer Aufstieg führte den ehemaligen Präsidentschaftskandidaten schließlich mit 31 Prozent der Stimmen in das Bürgermeisteramt der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá.
Skepsis gegenüber der dreimonatigen Aktion
Eines der Hauptprobleme der Neun-Millionen-Metropole ist nach wie vor die Gewalt. Seit Mittwoch ist Zivilisten das Tragen von Waffen für drei Monate verboten. "Die Personen, die einen gültigen Waffenschein besitzen, können ihre Waffen nach wie vor in ihren Häusern oder Geschäften aufbewahren. Was sie aber nicht dürfen, ist sie in der öffentlichkeit zu tragen", erklärt Antonio Navarro Wolf von der Stadtverwaltung der kolumbianischen Hauptstadt.
Erreicht werden sollen mit der ungewöhnlichen Aktion zwei Ziele: Zum einen sollen Waffenträger nicht zum Objekt eines Überfalls krimineller Banden werden, die ihrerseits versuchen, die Waffen in ihren Besitz zu bringen. Zum zweiten soll der Schusswaffengebrauch aus dem Affekt unterbunden werden. Doch viele Kolumbianer sind skeptisch, dass das Unterfangen gelingen wird: "Die Leute die Böses im Schilde führen und die Gesetze ohnehin nicht beachten, werden auch dieses Verbot nicht respektieren", sagt Wachmann Elias Jarquín der BBC. Zum zweiten widersprechen die Statistiken den Hoffnungen, dass die Initiative nachhaltige Auswirkungen haben könnte. Nur einer von zehn Morden geschieht durch eine registrierte Waffe. Der Löwenanteil der Gewalttaten wird durch illegal erworbene Waffen verübt.
Kampagne soll Polizei- und Sicherheitskräfte stärken
Der Konfliktforscher Javier Restrepo ist dagegen deutlich zuversichtlicher. Er sieht in der Kampagne auch eine wertvolle politische Botschaft: "Petro hat als ehemaliger Guerilla-Kämpfer der Gewalt abgeschworen und nun will er auch die Gesellschaft gewaltfreier machen." Restrepo ist davon überzeugt, dass die Aktion Wirkung zeigt. Zumindest wird sie die Polizei- und Sicherheitskräfte stärken, weil sie nun stärker als Kontrollfunktion wahrgenommen werde.
Bogotá gilt als eine der gefährlichsten Hauptstädte Lateinamerikas, allerdings sank die Mordrate im vergangenen Jahr auf das niedrigste Niveau seit 26 Jahren. Im vergangenen Jahr gab es laut Statistik 19,8 Morde auf 100.000 Einwohner. Von den 1.600 Morden im vergangenen Jahr wurden in Bogotá rund 60 Prozent mit einer Feuerwaffe ausgeführt.
Im weltweiten Vergleich liegt Kolumbien auf Rang fünf der gefährlichsten Länder weltweit. Davor liegen nur noch El Salvador, Irak, Jamaika und Honduras. Nach Ende der dreimonatigen Versuchsphase will die Stadtverwaltung in Bogota eine Bilanz ziehen. Nicht ausgeschlossen ist, dass das Verbot des Tragens von Schusswaffen dann dauerhaft gilt.
Autor: Tobias Käufer, Bogotá