Bischöfe: Marxistisch-sozialistisches System ist ein Irrweg
"Die erste Hälfte des Jahres 2014 war geprägt durch starke politische und soziale Agitation", schrieben die Bischöfe. Jede Form von Gewalt, woher sie auch komme, sei strikt abzulehnen. Das Ergebnis seien 43 Tote und viele Verletzte.
Zu beklagen sei eine exzessive Nutzung von Gewalt zur Niederschlagung der Proteste, die Verhaftung von tausenden Menschen, von denen immer noch viele inhaftiert seien, vor Gericht stehen oder andere Einschränkungen ihrer Freiheit hinnehmen müssten. Verantwortliche von Menschenrechtsverletzungen und Folter müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
"In dieser schweren Krise ist ein Dialog zwischen den Führungskräften der Regierung, der Opposition und anderen Sektoren notwendig", heißt es weiter. Leider seien nach dem Aufruf von Papst Franziskus und Nuntius Aldo Giordano diese Gespräche nicht über einige ersten Schritte hinausgekommen.
Schulden bilden schwere Hypothek
Mit großer Sorge sehen die Bischöfe die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, die durch einen Mangel an Gütern des täglichen Bedarfs und "gigantische Schulden im Ausland" geprägt sei, die für die Zukunft der Venezolaner einer schwere Hypothek bildeten. Die Wirtschaftskrise wachse durch administrative Korruption, Zentralismus, die Plünderung von Devisen durch den Fiskus, den Rückgang des Ölpreises und die Ineffizienz der Maßnahmen und Pläne durch die Nationale Regierung sogar noch weiter an.
Venezuela werde durch eine soziale Gewalt erschüttert, die sich zunehmend verschlimmere. Beleidigende Sprache und die systematische Abqualifizierung jeder gegensätzlichen Meinung bereiteten dem Fanatismus und der Irrationalität den Boden. Die öffentliche Unsicherheit sei inakzeptabel, die eingeleiteten Maßnahmen der Regierung seien ineffizient.
Staatliche Kontrolle über alle Aspekte des Lebens
Das größte Problem und der Grund für die schwere Krise des Landes, sei die Entscheidung der Regierung ein wirtschaftspolitisches System mit sozialistischer, marxistischer und kommunistischer Prägung zu errichten. Dieses System sei totalitär und zentralistisch und etabliere eine staatliche Kontrolle über alle Aspekte des Lebens der Bürger sowie der öffentlichen und privaten Institutionen. Die personelle Besetzung wichtiger staatlicher Stellen wie des Obersten Gerichts oder des Wahlrates entspreche nicht der politischen Pluralität des Landes und der Nationalversammlung. "Wir bekräftigen aufs Neue: Der marxistische Sozialismus ist ein Irrweg und deshalb darf er in Venezuela nicht etabliert werden", heißt es in der Stellungnahme weiter.
Um die Krise zu lösen, sei der respektvolle Dialog der einzige und unverzichtbare Weg. Der richtige Platz dafür sei das Parlament. Meinungs- und Pressefreiheit müssten geachtet und respektiert werden, die exzessive Gewalt zur Kontrolle von legitimen Demonstrationen des Volkes durch staatliche Funktionsträger müssten beendet werden, die politischen Gefangenen freigelassen und die Justiz nicht zur Verfolgung politischer Gegner missbraucht werden. Die Bischöfe fordern die Regierung auf, Maßnahmen zu ergreifen, die Produktionshemmnisse abbauten, die Inflation stoppten und den Mangel von lebensnotwendigen Waren beendeten.
Autor: Tobias Käufer, Bogotá
Unten stehend das Abschlussdokument der Vollversammlung der venezolanischen Bischöfe im spanischsprachigen Original.