Bevölkerung muss sich mobilisieren
Der haitianische Verband für eine alternative Entwicklung („Plateforme haïtienne de plaidoyer pour un développement alternatif“ - Papda) und der haitianische Dachverband für Menschenrechte („Plateforme des organisations haïtiennes de défense des droits humains“ - Pohdh) hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich zu „mobilisieren“ und sich bei der Ausarbeitung von Wiederaufbauprojekten miteinzubringen. „Wenn wir uns nicht dynamisch zeigen und kollektive Antworten auf die aktuelle Situation geben, wird das System sich wieder mit den gleichen Schrecken und Ungleichheiten zusammensetzen. Vielleicht wird es sogar noch schlimmer, weil die Ärmsten so gut wie alles verloren haben“, sagte Camille Chalmers, Papda-Direktorin, während einer Pressekonferenz am Mittwoch (3.2.). Sie kündigte an, dass in Kürze ein von den beiden Verbänden Papda und Pohdh organisiertes Forum sozialer Bewegungen stattfinden werde. Auch wolle man eine Reihe von Vorschlägen zum Wiederaufbau nach dem Erdbeben präsentieren.
Auch im Hinblick auf den zweiten Gipfel zum Wiederaufbau Haitis nach dem Erdbeben, der am 14. April 2010 in der Dominikanischen Republik stattfinden soll, bedauerten die beiden Dachverbände, dass die Entscheidungen ohne „kollektive Beratungen“ getroffen würden.
Antonal Mortimé, Generalsekretär der Pohdh, hob hervor, dass angesichts der „Abwesenheit des haitianischen Staates“ und der „offenbaren Bewegungslosigkeit“ der Behörden die Menschenrechte in Gefahr seien. Viele soziale Rechte wie das Recht auf Unterkunft, Nahrungsmittel, Trinkwasser und Sicherheit seien nicht gewährleistet. Es habe einige Menschenrechtsverletzungen vor allem gegen Frauen und Kinder gegeben. Mortimé wies auch auf die besonders schwierige Situation älterer Menschen und Menschen mit Behinderung hin. Bei der Nahrungsmittelverteilung dürften sie nicht zu kurz kommen.
Die Papda verurteilte die Militärpräsenz der Vereinigten Staaten, die die humanitäre Hilfe in den Hintergrund geschoben hätte. „Wir wehren uns dagegen, dass Haiti eine Militärbasis für geopolitische Interessen der Amerikaner wird“, so Camille Chalmers. Nach Ansicht der Wirtschaftswissenschaftlerin sind die verheerenden Folgen des Erdbebens nicht nur der Verantwortungslosigkeit des haitianischen Staates geschuldet, sondern auch der Besatzungspolitik der USA zwischen 1915 und 1934, die ein „Modell der Hyperkonzentration“ auf Port-au-Prince durchgesetzt hätten.
Quelle: alterpresse