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Peru |

Bergbau: Aus der Kloake wieder einen Fluss machen

Paula Meza (48) hat bei ihrer Deutschlandreise im Mai 2010 den Rhein gesehen. „Früher war das ein toter Fluss, hat man mir erzählt“, sagt sie und ihre Augen blitzen: „Jetzt ist er wieder lebendig. Es gibt Fische im Rhein, es gibt Leben. Das macht mir Hoffnung für unser Projekt in Peru.“ Paula Meza ist Bergbauingenieurin. Sie unterstützt im Auftrag der Erzdiozöse von Huancayo in der Region Junín die Organisation „El Mantaro Revive“, übersetzt: „Der Mantaro-Fluss erwacht“. Der Fluss Mantaro in der zentralperuanischen Andenregion sei so gut wie tot, sagt sie. In ihm fließt alles zusammen: unbehandelte Abwässer aus Ufersiedlungen, Müll, aber vor allem hochgradig verseuchtes Wasser aus der Bergbauproduktion.

Denn die Stadt La Oroya, das Bergbauzentrum Perus, liegt an den Ufern des Flusses und hat ihn ins Koma befördert. Seit 1928 wird dort in 3.700 Meter Höhe Bergbau betrieben, seit vielen Jahren verhüttet der US-Konzern Doe Run die aus den Gesteinen ringsum geförderten Metalle. Das sind vor allem Blei, Kupfer, Zink und Gold. Und entsprechend verseucht sind Luft, Wasser und Böden mit Arsen, Cadmium, Blei, Quecksilber und Schwefelsäure. La Oroya ist einer der zehn am meisten kontaminierten Orte auf der Welt.

„Hier ist keiner gesund“, sagt Paula Meza. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO beträgt der für den menschlichen Organismus verträgliche Höchstwert an Blei im Blut 10 Mikrogramm pro Deziliter Blut. „Aber 97 Prozent der Kinder in La Oroya haben drei bis sechsmal so hohe Werte“. Paula Meza klingt manchmal, als könne sie das selbst kaum glauben. Doe Run erfüllt die Umweltauflagen nicht, und die Regierung kneift bisher beide Augen zu. „Außerdem fehlen verbindliche Grenzwerte, die mit internationalen Standards korrespondieren. Wir liegen überall drüber.“ Sie muss es wissen. Paula Meza hat die Werte selbst gemessen. „Der Staat tut aber nichts. Er erfüllt seine Aufgabe nicht und die Zivilgesellschaft hat keine Stimme“, erklärt die Ingenieurin, „aber das ändert sich. Wir werden immer mehr“.

Junín ist nicht nur eine Bergbauregion mit 19 Minen rund um La Oroya. Dort gibt es vor allem Viehzucht und Landwirtschaft. „Das verseuchte Wasser nutzen die Bauern zur Bewässerung ihrer Felder. Und am Ende landet das hoch kontaminierte Gemüse in der Hauptstadt Lima auf dem Markt.“ Das Projekt zur Wiederbelebung des Flusses Mantaro wird von deutschen Organisationen unterstützt. „Ohne die Hilfe von Misereor, Adveniat, Caritas Deutschland und der Kindermission könnten wir nur sehr wenig tun“. Das Projekt fordert von der Regierung das Erstellen einer umfangreichen, unabhängigen Umweltstudie unter Beteiligung der Bevölkerung.

„Ich liefere Werte, damit die Experten in Sachen Menschenrechte und Politik Argumente haben“, sagt Paula Meza, die sich mit ihrer Arbeit als „Teil eines größeren Ganzen" sieht. „Mantaro Revive" arbeitet dabei mit dem Netzwerk „Red Muquí“ zusammen, das auf nationaler Ebene Akteure vernetzt, ihnen beim Kampf gegen Minenprojekte hilft, Lobbyarbeit leistet, Gesetzesvorschläge erarbeitet und Präzedenzfälle begleitet. Den 2003 gegründeten Zusammenschluss aus 22 Organisationen hatte die Anwältin Ana Leyva (42) mitgegründet. Heute ist sie dessen Koordinatorin. „Es geht uns um die Rechte und um die Partizipation der von Minenprojekten betroffenen Bevölkerung“ unterstreicht sie. Das sind Aufgaben des Staates. Wir wollen dafür sorgen, dass er seine Aufgaben wahrnimmt“.

Autorin: Bettina Hoyer

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