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Honduras |

Bekämpfung des Drogenhandels wird militarisiert

Die USA haben den zentralamerikanischen Ländern 200 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen den Drogenhandel, die Jugendkriminalität und die Stärkung demokratischer Institutionen zugesagt. Von dem Betrag wird Honduras knapp 15 Millionen Dollar erhalten, die größtenteils für gemeinsame Militäroperationen vorgesehen sind.

Besiegelt wurde die künftige Zusammenarbeit bei einem Besuch des US-Beauftragten für die Bekämpfung des Drogenhandels, William Crownfield, in der zweiten Februarwoche in der Hauptstadt Tegucigalpa. Zuvor hatte sich der Chef des Kommando Süd der US-amerikanischen Streitkräfte, Glenn Spears, in dem Land eingefunden, um die neuen "humanitären und Anti-Drogen-Maßnahmen" abzustecken.

Die militärische Zusammenarbeit beider Länder geht auf ein Militärabkommen von 1954 zurück, dem die US-Amerikaner auch die Einrichtung der US-Basis in Palmerola in den 1980er Jahren verdanken. Das in der Landesmitte gelegene Palmerola ist der bedeutendste US-Luftwaffenstützpunkt innerhalb Zentralamerikas.

´Überraschungsangriff´ in Dschungelregion

In Mosquitia, der größten grünen Lunge des Landes, laufen bereits die Hubschraubermotoren und Panzer als Teil eines ´Überraschungsangriffs´ auf die Drogenmafia warm. An der Operation werden auch in Palmerola stationierte US-Soldaten teilnehmen.

Honduras war eines von mehreren Ländern, die Brownfield mit dem Ziel bereist hatte, der mexikanischen Drogenmafia Einhalt zu gebieten, die seit der Militarisierung der Drogenbekämpfung in Mexiko in Richtung Süden abgewandert ist.

So sind die Kartelle ´Sinaloa´ und ´El Golfo´ inzwischen im sogenannten nördlichen Dreieck Zentralamerikas – in Guatemala, El Salvador und Honduras – anzutreffen, wo sie mit lokalen Gruppen wie den ´Los Zetas´ zusammenarbeiten. Die Gruppe besteht aus ehemaligen Sicherheitskräften, die sich auf den Menschenhandel mit Immigranten spezialisiert haben.

Der Honduras-Besuch Brownfields vom 9. Februar erfolgte einen Monat nach schweren Zusammenstößen zwischen Drogenhändler unterschiedlicher Kartelle in den Städten Juticalpa und Catacamas im osthonduranischen Departement Olancho.

Nach Angaben von Javier Aguirre, einem Bewohner Juticalpas, ist die Situation vor Ort angespannt. "Die Drogenhändler spazieren hier mit ihren Waffen und Bodyguards ungeniert durch die Straßen. Es gibt Viertel, in die man nach acht Uhr abends nicht mehr hingeht, wenn einem sein Leben lieb ist. Aguirre zufolge besteht das größte Problem darin, dass sich die lokalen Sicherheitsbehörden von den ´Narcos´ schmieren lassen.

Aufklärung kaum möglich

Eine Aufklärung der vielen Massaker, die immer wieder aus Olancho berichtet werden, ist kaum möglich. Immer wenn Pathologen versuchen, die Opfer zu identifizieren, tauchen bezahlte Killer auf und verbrennen die Leichen, um sie unkenntlich zu machen.

Journalisten aus der Region üben sich nach eigenen Angaben in einer Art Selbstzensur, um nicht ihr Leben zu riskieren. "In Olancho ist es besser, den Mund zu halten", bestätigt Aguirre. Allerdings habe sich die Situation ein wenig entspannt, seit Militärs durch die Straßen patrouillierten, "denen die Menschen mehr Vertrauen entgegen bringen als der Polizei".

Weitere Hotspots des Drogenhandels sind Mosquitia sowie die Departements Copán, Santa Bárbara und Ocotepeque im Westen, Cortés, Atlántida und Colón im Norden und Francisco Morazán in der Landesmitte.

Dem ehemaligen staatlichen Sicherheitsberater Raúl Pineda zufolge sind die Drogenhändler in Honduras längst nicht nur mehr nur auf Durchreise. "Sie haben sich für alle sichtbar in dem Land niedergelassen, vor allem im Norden", bekräftigt er. "Deshalb befürchte ich, dass wir diesen Krieg bereits verloren haben."

Wie dem Bericht über die menschliche Entwicklung zur Sicherheit der Bürger in Zentralamerika aus dem Jahre 2009 zu entnehmen ist, operieren in der Region bereits 23 kriminelle Banden, die in Drogenhandel, Geldwäsche, Autodiebstahl sowie Waffen-, Menschen- und Holzschmuggel involviert sind.

Drogenmafia profitiert von schwachen Institutionen

In den Ländern im Norden Zentralamerikas, in denen die staatlichen Institutionen nur schwach entwickelt sind, haben die Gangster leichtes Spiel. "Das organisierte Verbrechen prosperiert vor allem dort, wo die sozialen Unterschiede am größten sind", konstatiert seinerseits der Bericht des UN-Entwicklungsprogramms.

Schätzungen zufolge werden aus der Region jedes Jahr 250 Tonnen Kokain in die USA geschmuggelt. Die honduranischen Behörden konfiszierten im letzten Jahr rund sechs Tonnen Drogen und zogen Gelder aus kriminellen Machenschaften in Höhe von 14 Millionen Dollar und andere Besitztümer der Mafia ein. Außerdem wurden mindestens 20 geheime Flugzeuglandebahnen in Olancho und im
Westen des Landes zerstört.

Nach Angaben des honduranischen Sicherheitsministers Óscar Álvarez kommt der US-Unterstützung vor diesem Hintergrund eine wichtige Bedeutung zu. Außerdem spiegele es das Interesse Washingtons, "uns in der Schlacht nicht allein zu lassen". Die Drogenhändler würden eine unangenehme Überraschung erleben, nicht zuletzt weil die Militärs in dem neuen Kreuzzug gegen das organisierte Verbrechen eine größere Rolle spielen.

Politische Beobachter gehen davon aus, dass die Gewalt in Zentralamerika und auch die Zusammenstöße zwischen den Kartelen zunehmen wird. Die Folge sei eine zunehmende von den USA finanzierte Militarisierung. In Mexiko hat Krieg gegen die Drogenkriminalität seit dem Amtsantritt von Staatspräsident Felipe Calderón mindestens 30.000 Menschen das Leben gekostet.

Autorin: Thelma Mejía in: IPS-Weltblick

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