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Kolumbien, Kuba |

Attacken und Eingeständnisse

Verhandelt wird seit zehn Monaten, doch noch immer liegen die Nerven blank. Die katholische Kirche verweigere sich dem Friedensprozess, kritisierte Farc-Führer Jorge Torres Victoria alias "Pablo Catatumbo" in der kolumbianischen Hauptstadt Havanna. Dort läuft die insgesamt 13. Etappe der Friedensverhandlungen zwischen Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) und der kolumbianischen Regierung. Diese Institution habe es während all der Jahre versäumt, von der Kanzel aus für einen wahren Frieden und eine Versöhnung zu sorgen.

Der Konter folgte prompt: Mit Blick auf die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen der linksgerichteten Guerilla-Organisation erinnerte Kardinal Dario Castrillon an die Verantwortlichkeiten in dem bewaffneten Konflikt: "Die Farc sind nicht unbedingt die Guten in diesem Spiel."

Calis Erzbischof Dario Monsalve wirbt unterdessen um eine differenzierte Betrachtung der Farc-Schelte. Das sei ein Aufruf zur Selbstreflexion, der Versöhnung und der Selbstkritik zur Rolle der Kirche bei der Suche nach Frieden, so der Oberhirte der Millionenmetropole. Erzbischof Monsalve gilt innerhalb der kolumbianischen Bischofskonferenz als der Bischof mit dem besten Draht zu den linksgerichteten Rebellen. Die zweitgrößte Guerilla-Organisation des Landes, die ELN, bat Monsalve in diesen Tagen, die Übergabe einer kanadischen Geisel an das Internationale Rote Kreuz zu begleiten. Die Kirche, so erinnerte Erzbischof Monsalve die Farc, unterstütze in Kolumbien derzeit in 700 sozialen Projekten die Opfer des bewaffneten Konfliktes: "Die Arbeit der Kirche war immer, an der Seite der Opfer zu stehen, die Vergebung und die Versöhnung zu unterstützen."

Schuldeingeständnis der FARC

Die Attacke Catatumbos auf die katholische Kirche überlagerte eine andere Aussage, auf die vor allem die Opfer der Farc bislang vergeblich gewartet hatten. öffentlich einzugestehen, dass eben die Guerilla in diesem Jahrzehnte langen blutigen Krieg ihren maßgeblichen Anteil an Mord, Folter, Entführung, Vertreibung und Erpressung hat, dazu konnten sich die Rebellen bislang nicht durchringen. „Ohne Zweifel haben auch unsere Kämpfer Grausamkeit und Schmerz verursacht“, sagte Catatumbo und brach damit endlich das Schweigen zu diesem heiklen Punkt. Erst im vergangenen Monat hatte Kolumbiens Präsident, Juan Manuel Santos, offiziell „schwere Verletzungen“ der Menschenrechte durch die Regierung eingestanden.

Beobachter werten das zwar eher beiläufig geäußerte Farc-Eingeständnis der Mitschuld als einen wichtigen Schritt für einen erfolgreichen Abschluss der Friedensverhandlungen. Doch die Zeit drängt. Im nächsten Jahr stehen in Kolumbien Präsidentschaftswahlen an. Vorher will Präsident Santos das Volk noch per Referendum über einen mögliches Friedensabkommen abstimmen lassen. Ob es dazu kommt, ist nach wie vor offen. Die Farc-Delegation überrascht in Havanna mit stets neuen Vorschlägen, Attacken und Forderungen, die eigentlich in ein Parlament oder den Wahlkampf gehören und nicht an den Verhandlungstisch. Uruguays Präsident Jose Mujica, ein ehemaliger Guerilla-Kämpfer, rief die Rebellen zuletzt dazu auf, sich auf realistische Forderungen zu beschränken. Mujica steht mit beiden Seiten in Kontakt. Dass er in dieser Woche vorschlug, den Verhandlungsort nach Montevideo zu verlagern, um die Friedensgespräche zu forcieren, spricht nicht gerade für eine euphorische Einschätzung der Lage.

Präsident schließt Treffen mit Farc-Chef nicht aus

Hoffnung macht dagegen, dass Präsident Santos jüngst ein persönliches Treffen mit Farc-Chef Timoleon Jimenez alias "Timochenko" nicht mehr kategorisch ablehnt: "Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, wenn es dem Frieden dient, dann schließe ich das nicht aus.“ Doch dann holt auch Santos die Realität wieder ein, denn der Tötungsbefehl der Armee, falls diese „Timochenko“ auf kolumbianischem Terrain stellen sollte, bleibt weiterhin bestehen, stellte der Präsident klar. Auch die Farc hat ihre Kämpfer zur Tötung des kolumbianischen Präsidenten aufgerufen, sollten diese die Gelegenheit dazu haben. Solange noch kein Frieden herrscht, bleiben beide Seiten militärische Ziele.

Quelle: Tobias Käufer, KNA

Comandante Pablo Catatumbo. Foto: Semanario Voz CC-by-nc-sy

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