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Panama |

Atemberaubender Anstieg der Kriminalität

Der Soziologe Olmedo Beluche sieht in der starken Zunahme jeder Art von Verbrechen ein Symptom für eine grundsätzliche Systemkrise im Land. Die Regierung von Präsident Ricardo Martinelli verschleiere den wahren Zustand.

Der steile Anstieg der Kriminalität in Panama ist eine objektive Tatsache - und nicht ein Wahrnehmungsproblem, wie uns die Politiker glauben machen wollen, um sich ihrer Verantwortlichkeit zu entziehen und ihr Scheitern auch auf diesem Gebiet zu verdecken. Die Regierung von Ricardo Martinelli spielt, wie üblich, auch hier mit der Verschleierung der wirklichen Zahlen, der Lüge und trügerischer Werbung, um uns glauben zu lassen, dass alles gut läuft.

Noch nicht so weit wie in Mexiko – ein Trost?

Wobei die wachsende Kriminalität, das muss fairerweise gesagt werden, als Phänomen über die jetzige Regierung hinausweist. Es handelt sich um ein Übel, das in Panama proportional zur Krise der Institutionen und zum Verfall des „demokratischen“ Staates anwächst. Wir können uns jetzt damit trösten, dass es noch nicht so weit gekommen ist wie in Mexiko, El Salvador oder Venezuela. Doch in diese Richtung bewegen wir uns unaufhaltsam.

Folgen des neoliberalen Wirtschaftsmodells

Im Fall Panamas belegen die Daten ein zeitliches Zusammentreffen des exponentiellen Anstiegs der Straftaten und der Konsolidierung des neoliberalen Wirtschaftsmodells, das von den internationalen Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank auferlegt wurde. Die Konsolidierung fiel in unserem Land in die sogenannte „demokratische Ära“. Es gibt zwei entscheidende Jahre, in denen die Kriminalität in Panama einen Sprung macht: 1995, mit der Regierung von Ernesto Pérez Balladares und ihren Arbeitsmarktreformen und Privatisierungen, sowie 2007, als sich unter Martín Torrijos das Wirtschaftsschema festigt, das auf Spekulation im Immobilienbereich und im Tourismus setzt.

“Subkultur des Verbrechens”

Neben der zunehmenden wirtschaftlichen Ausbeutung, die vor allem bei den Jugendlichen zu prekären Beschäftigungsverhältnissen und einer hohen Arbeitslosigkeit führt, spielt aber auch der kulturelle Faktor eine Rolle: Es ist eine Subkultur des Verbrechens entstanden, mit ihrem eigenen Wertekodex (oder Antiwerte-Kodex, wenn man so möchte), was eine langfristige Lösung der Problematik zusätzlich erschwert.

Schlechte Vorbilder

Auf der anderen Seite steckt das System in Panama in einer Krise. Die dreiste und wuchernde Korruption, die Straffreiheit, die Bereicherung der Regierenden, die Bestechlichkeit der Richter: all das bildet die Schule, in der unsere Jugend lernt. Sie ist nicht dumm und sieht: Wenn Du Geld hast und einen guten Anwalt, dann kannst du jede Straftat begehen und ohne Strafe davonkommen. Die Medien leisten auch noch ihren Beitrag, indem sie zum Beispiel in Fernsehserien all den möglichen Luxus zeigen, der sich durch Drogenhandel erreichen lässt, nicht aber durch irgendeine ehrliche Arbeit. Und die haben sowieso nicht viele Jugendliche. Das Problem des Schulabbruchs gab es in dieser Form früher nicht: Wer die Schule verließ, tat dies, um arbeiten zu gehen. Sehr viele der Schulabbrecher bilden heute das Kanonenfutter für die Banden.

Olmedo Beluche, Professor an der Universität von Panama,Quelle: Adital, deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel

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