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Argentinien: Zum 125. Geburtstag von Juan Perón

Präsident Juan Domingo Perón gehört zu den schillernden Figuren der argentinischen Politik. Sein Einfluss prägt das Land bis heute.

Juan Perón, Argentinien, Peronismus

Figur des argentinischen Präsidenten Juan Domingo Perón im Instituto Nacional Juan Domingo Perón in Buenos Aires. Foto: Juan Domingo PerónSoledad Amarilla / Ministerio de Cultura de la NaciónCC BY-SA 4.0, Zuschnitt

Als Juan Peron 1946 erstmals die Regierungsgeschäfte in Argentinien übernahm, ahnte noch niemand wirklich, dass der sogenannte Peronismus auch 125 Jahre nach dem Geburtstag des einstigen Präsidenten, dem 8. Oktober 1895, die dominierende politische Strömung im zweitgrößten Land Südamerikas bleiben sollte.

Der Peronismus hat Argentiniens Politik in den vergangenen Jahrzehnten bestimmt. Und wie es aussieht, wird das in den nächsten Jahren auch so bleiben. Bis heute wird darüber gestritten, ob auch der derzeit berühmteste Argentinier neben Lionel Messi ein überzeugter Peronist sei: Papst Franziskus wird eine Nähe zu jener Strömung nachgesagt, die ihre Kritiker als "linken Populismus" bezeichnen; der es aber auch stets gelang, sich in allen gesellschaftlichen Schichten zu verankern und sich mit der Gesellschaft zu wandeln.

Idol der Arbeiterklasse

Peróns endgültiger Aufstieg zum Idol der Arbeiterklasse begann am 17. Oktober 1945, als die Armen Argentiniens zu Hunderttausenden rund um die "Plaza de Mayo" in Buenos Aires strömten, dem Platz vor dem Regierungspalast und gleich neben der Kathedrale. Kurz zuvor war Perón verhaftet worden. Viele Argentinier waren in Sorge um das Leben des populären Generals, der sich als Leiter des Sekretariats für Arbeit einen Namen gemacht hatte und sich die Sympathien der schlecht bezahlten Arbeitskräfte erwarb.

Schließlich wandte sich Perón an die jubelnde Menge und sprach von der "Wiedergeburt eines Bewusstseins der Arbeiter". Nur dieses Bewusstsein könne "das Vaterland groß und unsterblich machen". Perón-Sprechchöre hallten über den Platz - der Peronismus war geboren.
Der europäischstämmige Perón war Sohn eines Viehzüchters, geboren in Lobos in der Provinz Buenos Aires. Er machte eine Militärkarriere, erlebte als Militärbeobachter die Epoche des Faschismus in Italien mit, ehe er sich mit anderen Militärs in der Geheimorganisation GOU zusammenschloss. In Argentinien wurde scharf debattiert, auf welche Seite sich das Land schlagen sollte.

Sympathien für Hitler-Deutschland

"Als die zivile Regierung auf die Alliierten zuging, putschten die Militärs der Gruppe GOU, unter ihnen Perón, und zeigten damit in gewisser Weise Sympathie für die Achsenmächte Deutschland und Italien", so der argentinische Historiker Luis Alberto Romero in einem Interview. Das habe etwas "mit der preußisch beeinflussten Tradition der argentinischen Streitkräfte zu tun" gehabt, aber auch "mit dem Erstarken eines politischen Nationalismus".

Tatsächlich hatte Perón große Sympathien für Hitler-Deutschland. "Hitlers Kampf im Frieden wie im Krieg wird unser Leitstern sein", schrieb er in einem GOU-Manifest im Mai 1943. Perón pflegte enge Kontakte zu SS-Größen und dem deutschen Auslandsgeheimdienst.

Im Präsidentschaftswahlkampf 1946 versuchten die USA Einfluss zu nehmen, als sie Perón einer angeblichen Kollaboration zwischen Argentinien und Deutschland beschuldigte. Viele Argentinier fühlten sich von den USA bedrängt und warfen ihnen Einmischung in den Wahlkampf vor. Das führte zu einer Solidarisierungsbewegung und zu einem der ersten antiamerikanischen Wahlkämpfe auf dem Kontinent. Perón gewann die Wahlen für die Arbeiterpartei und konzipierte eine nationalistische und populistische Sozialpolitik, die in Grundzügen noch heute fortgesetzt wird. Peróns harte Kritik an den USA und Großbritannien hat bis heute überlebt und ist ein zentraler Bestandteil des modernen Peronismus.

Ehefrau Evita als prägte den Peronismus

Nach einer Verfassungsreform gewann er auch die Wahlen 1951 und stand auf dem Zenit seiner Macht. Doch schwerwiegende Fehler in der Wirtschaftspolitik, die eine Inflation nach sich zog, schwächten seine Position. Zudem starb seine enorm populäre Ehefrau Evita an Krebs. Sie hatte sich für Frauenrechte eingesetzt - und wird heute viel stärker als ihr Mann als das Gesicht des Peronismus wahrgenommen.

Hinzu kam ein schwerer Streit mit der Kirche, als Peron Scheidung und Prostitution legalisierte. Papst Pius XII. exkommunizierte ihn; später wurde der Bannstrahl wieder zurückgenommen. Im September 1955 wurde Perón schließlich durch einen Militärputsch gestürzt. Nach fast 20 Jahren im Exil kehrte er 1973 in ein zerstrittenes und krisengebeuteltes Land zurück. Die Wahlen im September 1973 gewann er mit über 60 Prozent der Stimmen. Doch wirklich prägen konnte er die Politik seines Landes nicht mehr. Perón erlag am 1. Juli 1974 einem Herzinfarkt. Ein dunkler rechter Schatten legte sich über Argentinien.

Peronismus bleibt populär

Heute dominiert unter dem amtierenden Präsidenten Alberto Fernández und seiner Vizepräsidentin Cristina Kirchner, die nach ihrem Mann Nestor acht Jahre lang das Land regierte, wieder ein linkspopulistischer Einschlag den Peronismus. Er setzt auf die Regulierung des Staates und enge Grenzen für die Wirtschaft. Der Antiamerikanismus ist geblieben, die Wirtschaftskrisen ebenfalls. Doch weil sich der Peronismus vor allem für die Ärmsten einsetzt, ist seine Popularität ungebrochen.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

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